zum Hauptinhalt

Sport: Freiburg - Bochum: Die Fußballwelt der Breisgauer ist wieder in Ordnung

Trainer Ralf Zumdick saß da und stotterte vor sich hin. Ein paar Meter weiter stand Manager Klaus Hilpert und stammelte ein paar unverständliche Sätze.

Trainer Ralf Zumdick saß da und stotterte vor sich hin. Ein paar Meter weiter stand Manager Klaus Hilpert und stammelte ein paar unverständliche Sätze. Wortfetzen flogen durch den Raum, die Ohnmacht und Ratlosigkeit verrieten. "Zusammengebrochen", meinte Hilpert flüsternd, "indiskutabel", sagte Zumdick ganz leise. Als die Bochumer Profis vom Rasen des Dreisamstadions trotteten, glich das einem Trauermarsch voller Ernüchterung und Frust. "An so etwas kann ich mich nicht erinnern", sagte Hilpert beim zweiten oder dritten Versuch über dieses unglaubliche 0:5 beim Sportclub Freiburg. Keiner konnte meckern, sich beschweren über den Schiedsrichter zum Beispiel oder vergebene Chancen. Sie hatten verdient verloren.

Zdravko Drincic bekam völlig verdient die Rote Karte für sein rüdes Nachtreten gegen Sebastian Kehl. Sebastian Schindzielorz hätte für seinen Ellbogencheck gegen Levan Kobiaschwilis Gesicht ebenso eine verdient gehabt wie schon zuvor, als er Zoubaier Baya im Bochumer Strafraum umriss. Kobiaschwili war kurze Zeit gar bewusstlos und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Jochbeinbruch. So unglaublich es klingt, das Kellerkind aus Bochum war noch gut bedient mit den vier gelben Karten, dem Platzverweis und den fünf Gegentoren.

Sie schlichen davon mitten in diesem Freudenfest der 25 000 Zuschauer, die von ihren Freiburgern ein zauberhaftes Spiel gesehen hatten. Spielfreude, Genialität, es war ein stetes Schwanken zwischen Genie und Wahnsinn, unterstützt durch den lethargischen Gegner, der wirkte, als habe er völlig die Orientierung verloren. Zuckersüße Doppelpässchen gepaart mit frechen, verwegenen Dribblings, Entschlossenheit und Zweikampfstärke, die Freiburger tischten im letzten Heimspiel vor der Winterpause alles auf, was sie so draufhaben. Und das war eine Menge. Die Wunderkerzen brannten, die Fans sangen "Volker Finke, du bist der beste Mann", und der Trainer konnte stolz verkünden: "Auch unsere zweite Profi-Mannschaft hat 4:3 in Bahlingen gewonnen. Unsere kleine Freiburger Fußballwelt ist wieder in Ordnung."

Aufreizend lässig fielen die Tore, obwohl es zur Pause nur 1:0 für die Freiburger stand. Kobiaschwilis Flanke köpfte Boubacar Diarra nach 21 Minuten ins Tor. Trotz der Überlegenheit mussten die Freiburger etwas zittern. Bochum "hatte wenigstens im Ansatz die Chance zum Ausgleich" (Zumdick). Selbst als Tobias Willi mit Verdacht auf eine Ellbogenverletzung vom Platz getragen werden musste. Eine Schrecksekunde, die sie tapfer wegsteckten. Bald zauberten sie wieder. Und auch dem letzten Bochumer verging das Lachen. Unter Hohngesängen verkrochen sie sich im Bus. 48. Minute: Adel Sellimi trifft zum 2:0. "Das war wichtig, dass wir das geschafft haben", sagte Finke. Drei Minuten später schlug der überragende Alexander Iaschwili zu. Wie am Gängelband führten sie die abstiegsbedrohten Bochumer durch die Arena. Bayas Treffer und der zweite von Iaschwili passten ins Bild. "Alles, was jetzt kommt, das sind Bonuspunkte. Es hat mich gefreut zu sehen, dass die Mannschaft auf Chancen orientiert war", frohlockte Finke. "Wir sind für eine seit Wochen konstante Leistung belohnt worden."

Von Leistung oder etwas ähnlichem wollte Ralf Zumdick lieber nicht sprechen. "Damit hatte das nichts zu tun", sagt er. "Es war nicht vorgesehen, dass wir so in die Zweikämpfe gehen." Selbst in seiner Stimme war keine Energie mehr zu spüren. Erst als einer vom "gemeingefährlichen Schindzielorz" sprach, da wurde auch Zumdick wieder lebendig. "Hier wird keiner zur Unfairness animiert. Und gegen den Begriff gemeingefährlich wehre ich mich mit aller Entschiedenheit. Wir sind eine junge Mannschaft, die im Abstiegskampf steckt." Schon am Mittwoch geht es gegen Leverkusen, da wollte Zumdick seine Verlierer wohl nicht weiter demütigen. Das hatten die Freiburger an diesem Samstagnachmittag schon ausreichend erledigt. Ob Zumdick selbst aber nach einer weiteren Niederlage überhaupt noch Trainer beim VfL ist, wird nach dem Debakel von Freiburg immer fraglicher.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false