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Sport: Freiflug zur WM

Die Dallas Mavericks erlauben Dirk Nowitzki, für Deutschland zu spielen

Von Matthias Krause

Und Helen Ruwald

Berlin. Die gute Nachricht kam sehr spät am Abend, so spät, dass niemand es wagte, Basketballstar Dirk Nowitzki im Berliner Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft aufzuwecken. Möglicherweise lag er unruhig in seinem Bett und grübelte darüber nach, was angesichts eines seit Wochen währenden Versicherungsstreits aus seinem Traum wohl werden würde, der Teilnahme an der Basketball-Weltmeisterschaft in Indianapolis (29. August bis 8. September). Und da hätte er sich über einen nächtlichen Anruf wohl gefreut. Doch so erfuhr Nowitzki erst am Dienstagmorgen von dem Fax, das Wolfgang Brenscheidt, der Sportdirektor des Deutschen Basketball-Bundes (DBB), nachts erhalten hatte. Absender waren die Dallas Mavericks, Nowitzkis Arbeitgeber in der nordamerikanischen Profiliga NBA.

Der Inhalt ließ Brenscheidt aufatmen: Deutschlands bester Basketballer darf zur Weltmeisterschaft fahren. Marc Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks, hatte sich von einem nachgebesserten Versicherungsangebot des deutschen Verbandes schließlich überzeugen lassen. „Ich trage immer noch ein großes Risiko“, murrt der exzentrische Multimillionär allerdings. Cuban hatte Nowitzkis Einsatz abgelehnt, weil er den Versicherungsschutz für seinen Star während der WM nicht für ausreichend hielt.

Was genau Cuban schließlich zum Einlenken brachte, darüber mag DBB-Verhandlungsführer Wolfgang Brenscheidt nicht so recht sprechen: „Die Vertragsdetails sollten geheim bleiben.“ Es seien „ein paar Korrekturen“ an der Versicherungspolice vorgenommen worden. Die endgültige Höhe der Versicherungssumme ist nach Brenscheidts Aussage „punktuell relativ wenig erhöht worden". Knapp 200 000 Dollar muss der DBB nun zahlen. Ob Nowitzki davon selbst etwas bezahlt, wie er es angeboten hatte, ist offen. Zunächst will der Verband versuchen, den Betrag über Sponsoren aufzutreiben.

Nowitzki düfte erleichtert auf die Nachricht aus Dallas reagiert haben. „Ich bin schon genervt. Das stresst“, hatte er noch am Vortag im Interview mit dem Internetanbieter „Sport1“ gesagt. Die deutschen Nationalspieler erfuhren morgens vor dem Training in der Max-Schmeling-Halle, dass Nowitzki antreten darf. „Das war eine wichtige Entscheidung, Dirk ist der wichtigste Mann. Gut, dass wir uns jetzt in Ruhe vorbereiten können“, sagt Jörg Lütcke, Nationalspieler vom Deutschen Meister Alba Berlin. Als die Mannschaft die frohe Kunde erhielt, applaudierte sie spontan – obwohl der, dem der Beifall gebührte, gar nicht da war. Vor allem Brenscheidt hatte sich wochenlang Tag und Nacht mit dem Fall befasst.

Cuban schien dieser Einsatz zu imponieren. „Deutschland kümmert sich, Dirk kümmert sich, der amerikanische Verband und die NBA nicht“, sagte er der Zeitung „The Dallas Morning News“. Bislang hat sich Cuban nur im Fall Nowitzki erweichen lassen, nicht aber im Fall von Dallas’ Kanadier Steve Nash und der US-Amerikaner Michael Finley, Raef LaFrentz. „Aber wenn Kanada und der amerikanische Basketballverband einen ähnlichen Schutz für meine Spieler bieten wie die Deutschen für Nowitzki, lasse ich sie gerne spielen.“ Danach sieht es momentan nicht aus.

Auch der deutsche Nationalspieler Shawn Bradley spielt bei den Mavericks – er wird bei der WM nicht antreten. Das habe nichts mit Versicherungsfragen zu tun, sagt DBB-Präsident Roland Geggus. „Bradley hatte unglaubliche Verletzungen und ist nicht fit. Das wissen wir schon länger.“ Bei Nowitzki hatte sich seine gerade auskurierte Sprunggelenkverletzung als fast unüberwindbare Hürde herausgestellt. Den Mavericks war eine Police, die sie komplett gegen Versorgungsansprüche des Deutschen im Falle einer „normalen“ Verletzung schützt, nicht genug. Zusätzlich musste das frisch operierte linke Fußgelenk versichert werden. Nun muss Cuban im schlimmsten aller Fälle, dass nämlich Nowitzkis Fuß der Belastung entgegen allen ärztlichen Bulletins doch nicht standhält, nur noch zehn Spiele lang das Gehalt des Deutschen weiterzahlen. Bei einem garantierten Jahreseinkommen des 24-Jährigen Würzburgers von rund 13 Millionen Dollar auch nicht gerade wenig.

Ganz beruhigt ist Brenscheidt noch nicht, denn die endgültige formale Freigabe Nowitzkis steht weiter aus. Zunächst muss Deckungsschutz seitens der Versicherung eintreten. Dies soll bis heute Mittag passieren. Dann muss die Versicherungspolice den Mavericks vorgelegt werden. Und wenn diese wie versprochen ihr Okay geben, ist es an der NBA zu erkären, dass Nowitzki spielen darf. Schriftlich festgehalten ist das allerdings nirgendwo. Doch „eigentlich sollte das nur ein formaler Akt sein“, sagt Wolfgang Brenscheidt.

Die Nationalmannschaft trifft beim Supercup in Braunschweig am Donnerstag auf den Olympia-Dritten Litauen, am Freitag auf Neuseeland und am Sonnabend auf Weltmeister Jugoslawien. Wie es aussieht, mit Dirk Nowitzki.

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