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Sport: Freistoß nach oben

Schalke schlägt Bayern München 1:0 und ist erstmals seit vier Jahren Tabellenführer der Bundesliga

Mit einem Strahlen im Gesicht deutete Lincoln nach dem Schlusspfiff auf das Vereinsemblem auf seinem königsblauen Trikot. Was er damit sagen wollte: Das Tor, das er geschossen hatte, war nicht nur besonders wertvoll, sondern eine Herzenssache. Mit dem einzigen Treffer des Abends entschied der Brasilianer das Gipfeltreffen der Fußball-Bundesliga zugunsten des FC Schalke 04. Nach dem 1:0 im unmittelbaren Vergleich mit dem bisherigen Spitzenreiter Bayern München übernahmen die Westfalen die Tabellenführung – zum ersten Mal seit dem Frühjahr 2001.

„Für Lincoln freut es mich besonders“, sagte der Schalker Trainer Ralf Rangnick. „Das ist der Beweis dafür, dass es sich lohnt, nach dem Mannschaftstraining noch zwanzig Minuten draußen zu bleiben und solche Dinge zu üben.“ Trotz der drei Punkte Vorsprung an der Tabellenspitze gab Rangnick sich zurückhaltend. Nach 25 Spieltagen Tabellenführer zu sein bedeute nicht allzu viel. „Es ist noch nicht viel passiert. Richtig aufgewertet wird dieser Sieg erst, wenn wir auch das nächste Spiel in Mainz gewinnen.“ Auch der Münchner Fußball-Lehrer Felix Magath reagierte betont unaufgeregt: „Was die Meisterschaft angeht, bin ich sehr gelassen. Wir werden schon noch ein paar Punkte machen.“

Wie ein Deutscher Meister hat an diesem Abend keiner der beiden Titelfavoriten gespielt. „Die Partie war spannend, aber nicht hochklassig“, sagte Magath. Es sei „nicht die erhoffte Gala“ geworden, sondern ein Spiel, das viel Geduld erfordert habe, sagte Rangnick. In der ersten Halbzeit gaben sich beide Parteien in der Arena Auf Schalke damit zufrieden, den Gegner möglichst weit vom eigenen Tor fern zu halten. Mit Ausnahme kleiner Flüchtigkeitsfehler geschah nichts, was den Gegner hätte in Schussposition bringen können. Lediglich in der Startphase hatte es kurz den Anschein, als sollte es turbulent werden. Mitten im Münchner Strafraum hatte Ailton freie Bahn, doch der Stürmer war offenbar zu überrascht, um die plötzliche Gelegenheit nutzen zu können. Im ersten Versuch brachte er nur einen harmlosen Roller zustande, im zweiten Anlauf traf er die Kugel mit mehr Wucht, schoss aber über das Ziel hinaus; dazwischen war sein Stürmerkollege Ebbe Sand gescheitert. Da waren neun Minuten gespielt, und die Schalker hatte ihren besten Moment in der ersten Halbzeit schon hinter sich. Mehr ließen die Bayern nicht zu. Erschwerend kam für die Schalker hinzu, dass Gerald Asamoah früh wegen einer Verletzung seinen Dienst abbrechen musste. Für den Nationalspieler rückte Hamit Altintop ins Team.

Die Münchner kamen gar erst nach einer halben Stunde durch Paulo Guerrero zur ersten Chance. Wenig später wagte auch Claudio Pizarro einen Schuss, davon abgesehen sorgten die ersten 45 Minuten des vermeintlichen Spitzenspiels aber vor allem für Lethargie auf den Rängen.

Mitte der zweiten Halbzeit schlug die Stimmung um. Zunächst hatte der für Deisler eingewechselte Bastian Schweinsteiger einen gewaltigen Schuss abgegeben und Guerrero einen gefährlichen Kopfball hinterhergeschickt. Diese beiden Aktionen weckten die Schalker auf, ohne dass sie sich allerdings mehr Torchancen erarbeiten konnten. Die Bayern schienen sich mit dem Unentschieden begnügen zu wollen, und sie hätten es wohl auch über die Zeit gerettet, wenn ihnen nicht eine Standardsituation dazwischengekommen wäre. Zwanzig Minuten vor Schluss legte sich Lincoln den Ball zum Freistoß zurecht, wenige Sekunden später musste ihn Bayerns Torwart Oliver Kahn aus seinem Netz holen.

Magath wechselte daraufhin in Vahid Hashemian einen dritten Stürmer ein, die Effektivität der Bayern vermochte er dadurch nicht zu steigern. Letztlich blieb alles beim Alten. Die Münchner können schon seit Jahren in Gelsenkirchen nicht gewinnen. Aber das muss nicht viel heißen. Wie in dieser Saison hatte Bayern München auch vor vier Jahren beide Bundesligaspiele gegen Schalke verloren. Am Ende wurde Bayern Meister.

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