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Andrea Petkovic fliegt bei den French Open 2016 schon in der zweiten Runde raus.

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Update

French Open: Andrea Petkovic: Im Niemandsland

Auch in Paris kann Andrea Petkovic ihre Ergebniskrise nicht überwinden und scheidet frühzeitig aus. Petkovic kam zwar zu Chancen, aber sie konnte einfach nicht nachsetzen.

Noch bevor der erste Ball geschlagen war, diskutierte Julia Putinzewa bereits aufgeregt mit dem Schiedsrichter. Andrea Petkovic wartete geduldig an der Grundlinie, doch es dauerte einige Minuten, bis das Problem gelöst war. Denn Putinzewas Trainer Roman Kisiljanski hatte keinen Sitzplatz mehr gefunden. Und das kann leicht passieren auf den Außenplätzen in Roland Garros. Dort heißt es: Wer zuerst kommt, ergattert einen der wenigen Sitze auf den kleinen Tribünen. Die Zuspätkommer müssen sich am Zaun die Nasen plattdrücken. Eigentlich gibt es zumindest für den Spieleranhang ein paar reservierte Plätze, aber das ignoriert das französische Publikum stur. Am Ende wurde Kisiljanski ein Platz zugewiesen, zufrieden waren aber weder er noch seine Spielerin damit.

Petkovic hatte wohl gehofft, die kleine Episode würde ihre an Position 60 geführte Gegnerin aus der Ruhe bringen. Doch das Gegenteil passierte: Die 21 Jahre alte Kasachin überrollte Petkovic in dieser zweiten Runde der French Open mit 6:2, 6:2. Und so bleibt der Neuanfang für die deutsche Nummer zwei ein Stotterstart.

Putinzewa nahm Petkovic fünfmal den Aufschlag ab

„Das Positive ist, dass ich mich als bessere Spielerin fühle als im letzten Jahr“, sagte Petkovic und schränkte dann ein: „Aber das Negative ist, dass wir noch nicht die Ergebnisse haben, die wir uns vorstellen.“ Seit dem Winter arbeitet die Darmstädterin nun mit Jan de Witt zusammen, der als Headcoach die Breakpoint-Base im westfälischen Halle leitet. Doch bisher verlief Petkovic' Saison sehr durchwachsen, und Platz 31 der Weltrangliste ist nicht der Anspruch der ehemaligen Top-Ten-Spielerin. Nur ihr Halbfinaleinzug beim Turnier in Doha Ende Februar sticht bisher heraus, seither hatte Petkovic fünfmal ihr Auftaktmatch verloren. Nach dem frühen Aus beim Masters in Rom warf sie zudem ein fiebriger Infekt in der Vorbereitung auf Paris zurück, auf die Wildcard in Nürnberg in der Vorwoche musste sie daher verzichten. Nun blieb es auch in Paris bei nur einem Sieg, nachdem sie die erste Runde gegen die Britin Laura Robson noch souverän mit 6:2 und 6:2 gewonnen hatte.

Ihr Auftritt gegen die resolute und angriffslustige Kasachin wirkte dagegen unsicher und war von 31 leichten Fehlern eingetrübt. Besonders bei ihren Angriffsversuchen am Netz stand Petkovic oft verloren im sogenannten Niemandsland des Feldes und lud Putinzewa geradezu ein, sie nach Belieben rechts oder links zu passieren. Petkovic kam zwar zu Chancen, aber sie konnte einfach nicht nachsetzen. Putinzewa schon, insgesamt nahm sie Petkovic fünfmal den Aufschlag ab. Die Darmstädterin hatte ihre Gegnerin vorab schon ganz richtig eingeschätzt: „Sie ist eine verrückte Nudel auf dem Platz. Sie mag den großen Auftritt. Ich gucke ihr gerne zu.“

Petkovic' neuer Trainer De Witt gilt als Querdenker

Und ein bisschen war Petkovic dann auch zu sehr Zuschauerin in ihrem eigenen Match. Während sich Putinzewa nach jedem Punktgewinn mit Gesten und Geschrei hochpushte, zeigte Petkovic nur nach ihrem Rebreak im zweiten Satz zum 1:5 ein bisschen Feuer. Aber da war es schon zu spät. 2014 hatte sie bei den French Open noch das Halbfinale erreicht, doch von dieser Form ist die inzwischen 28-Jährige ein gutes Stück entfernt.

„Da will ich auch nichts schönreden, das erwarte ich besser von mir“, sagte Petkovic, „ich bin auf einem guten Weg, habe viele Dinge verbessert. Aber ich muss es im Match auch umsetzen.“ De Witt soll dabei helfen. Der gebürtige Bremer gilt als Querdenker in der Szene. Als einer, der sich viel Input aus anderen Sportarten zueigen macht. Besonders in der im Tennis noch wenig verwendeten Videoanalyse. „Da bin ich viel weiter, als die meisten meiner Kollegen“, sagt der 51-Jährige, „es ist ein Detail, das unsere Chancen verbessert.“ Dass sich Petkovic ihren Trainer mit dem Franzosen Gilles Simon teilen muss, ist für sie kein Problem. Sie fühlt sich rundherum wohl. Wenn da nur nicht die Ergebniskrise wäre. Der Tüftelfuchs de Witt ist nun gefordert.

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