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Schenkelklopfer. Gisela Dulko wird am linken Bein behandelt.

© dpa

French Open: Bandagen, Tapes und viele Schmerzen

Bei keinem anderen großen Tennisturnier der Welt gibt es so viele Verletzte wie auf dem roten Sand der French Open. Gleich reihenweise machen die Akteure in Paris schlapp.

Roger Federer hatte es seinerzeit gar zu einer Kunst erhoben, denn anders sei laut des Schweizers dieses Vabanquespiel gar nicht zu umschreiben, das dazu gehört, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. 16 Mal war es Federer gelungen, so oft wie keinem anderen in der Geschichte des Tennissports. Er weiß also, wovon er spricht. „Sich über zwei Wochen lang körperlich und mental auf dem höchsten Level zu halten, ohne den kleinsten Einbruch, das ist eine Kunst“, hatte Federer gesagt.

Zwischen 2004 und 2007 hatte es niemanden im Männertennis gegeben, der dem heute 29-Jährigen das Wasser reichen konnte. Allein elf Grand-Slam-Titel gewann Federer in dieser Zeit, nie bremste ihn dabei eine Verletzung oder auch nur eine Blessur aus. Inzwischen weiß Federer, wie selten diese Schicksalsfügung vorkommt; auch ihn erwischten zuletzt Krankheiten und Beschwerden zu ungünstigen Zeitpunkten. Denn genau dann fit zu sein, wenn die wichtigsten Turniere anstehen, nur darauf kommt es an. Und nirgendwo trifft das bedingungsloser zu als bei den French Open, die nicht nur die größte Sandplatzveranstaltung der Welt sind, sondern auch die härteste Herausforderung, der sich die Spieler während des Jahres stellen müssen.

Viele der größten Talente sind regelmäßig in Paris gescheitert, Pete Sampras und Boris Becker bekamen die rote Asche von Roland Garros ebenso wenig in den Griff wie John McEnroe oder Stefan Edberg. Der rutschige Untergrund ist nicht nur am schwierigsten beherrschbar, er birgt auch die größten Tücken. Schnell bleibt ein Fuß an einer stumpfen Stelle hängen, schon ist der Knöchel überdreht. Andy Murray passierte dies in der dritten Runde. „Ich konnte mich kaum noch bewegen“, sagte Murray.

Es war sein Glück, dass er in Michael Berrer einen mitfühlenden Gegner hatte, der es nicht fertig brachte, „dem verletzten Reh endgültig den Hals umzudrehen“, wie Murray sagte. Der Schotte gewann humpelnd.

Gleich reihenweise machten die Akteure bisher in Paris schlapp. Die Berlinerin Sabine Lisicki musste mit Krämpfen und einem Schwächeanfall auf einer Trage vom Platz gebracht werden, und auch die Chinesin Shuai Peng sah plötzlich nur noch Sterne. Kim Clijsters plagte der seit Monaten lädierte Knöchel, und Tommy Haas war nach seiner Hüftoperation samt den Ellbogen- und Rückenproblemen schon froh, überhaupt wieder ein Match spielen zu können. Ohne Schmerzmittel ging aber nichts.

Bandagen, Tapes und Eispackungen waren im Dauereinsatz, Fabio Fongini konnten sie nicht mehr helfen. Der Italiener wurde am Samstag zur tragischen Figur im Verletztenepos. Am Ende des viereinhalbstündigen Fünfsatzkrimis plagte ihn das linke Bein, Fognini war nur noch zu Standtennis fähig. Trotzdem wehrte er fünf Matchbälle gegen den Spanier Albert Montanes ab und gewann den dramatischen letzten Durchgang mit 11:9. „Es war der glücklichste Moment für mich“, sagte Fognini, der bitterste folgte einen Tag später mit seinem Rückzug aus dem Turnier. So kam Novak Djokovic kampflos ins Halbfinale.

So weit wäre Caroline Wozniacki aus Dänemark auch gerne gekommen, für die Nummer eins der Weltrangliste war aber bereits in Runde drei Schluss. Kritik am straffen Turnierplan der Vielspielerin wurde prompt laut. Dass sie übermüdet nach Paris gekommen sei, wurde gemutmaßt. „Ich bin zufrieden mit meinem Plan", sagte die Dänin knapp, wohl wissend, dass der Ranking-Modus dauerndes Punktesammeln zur Pflicht macht, will man denn oben bleiben.

Die körperliche Belastung der Spieler ist enorm, Pausen sind Luxus. Umso mehr festigt Djokovic seine Favoritenrolle in Paris. Denn so erholt wie er ist wohl niemand mehr in der zweiten Woche der French Open.

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