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Hartes Los. Scharapowa (r.) war gegen Muguruza am Rand einer Niederlage.

© dpa

French Open: Marija Jurjewna Scharapowa - furchtlos Richtung Finale

Tennisspielerin Marija Jurjewna Scharapowa kämpft sich ins Halbfinale der French Open, während die anderen Favoritinnen reihenweise strauchelten - auch ihre Erzrivalin, gegen die sie seit zehn Jahren nicht gewinnen konnte.

Es gibt viele Dinge, die man Maria Scharapowa nachsagen kann, eines war die 27 Jahre alte Russin nie: ängstlich. Wo die meisten Tennisprofis inzwischen den Blick auf die gesamte Auslosung eines Turniers scheuen – um nicht über mögliche Gegner zu grübeln – macht es Scharapowa erst recht. „Natürlich schaue ich sofort alles an“, sagt sie kühl, „es spielt doch keine Rolle, auf wen ich noch treffen könnte. Ich habe vor keiner Gegnerin Angst.“

Diese selbstbewusste Einstellung hat ihr vier Grand-Slam-Titel, 31 Turniersiege und 28 Millionen Dollar Preisgeld eingebracht. Je länger die French Open andauerten, desto besser gefiel Scharapowa der Anblick des Tableaus. Denn die Favoritinnen strauchelten reihenweise, sogar ihre Erzrivalin Serena Williams. Seit zehn Jahren hat Scharapowa die Weltranglistenerste nicht mehr besiegt, die schlimmste Hürde ist also beseitigt. So ging die Russin am Dienstag auch mit der Gewissheit in ihr Viertelfinale, dass ihr niemand mehr gefährlich werden könnte auf dem Weg zu ihrem zweiten French-Open-Titel. Sie sollte sich täuschen.

Garbine Muguruza, die Serena Williams in der zweiten Runde in nur einer Stunde vom Platz gefegt hatte, brachte Scharapowa an den Rand der Niederlage. Zwei Stunden musste die Weltranglistenachte für den Sieg kämpfen, am Ende gewann Scharapowa mit 1:6, 7:5 und 6:1. Doch die 20 Jahre alte Spanierin spielte in Paris das Turnier ihres Lebens, es fehlte nicht viel und ihr wäre der nächste Coup gelungen. Mit 1,82 Meter ist sie nur sechs Zentimeter kleiner als die Russin und spielt ähnlich hart von der Grundlinie. Außerdem stöhnt sie bei jedem Schlag nicht minder laut als Scharapowa. „Wir sind beide Kämpferinnen“, sagte die Nummer 35 der Welt vor der Partie, „ich werde es genießen und habe sicher eine Chance.“

Marija Jurjewna Scharapowa fand anfangs nicht ins Spiel

Nach einer Viertelstunde lag die Spanierin mit 4:0 vorn, hatte Scharapowa nur sieben Punkte überlassen. Die Russin wirkte ungewöhnlich angespannt, sie fand überhaupt nicht ins Spiel. Der Aufschlag bereitete ihr enorme Probleme, lediglich sieben Punkte gelangen ihr damit im ersten Satz. Muguruza überrollte sie förmlich. Die Spanierin servierte ihr stetig auf den Körper und brachte sie mit ihren langen, wuchtigen Schlägen an der Grundlinie aus der Balance.

Scharapowa fand nie zu ihrer gewohnten Stärke, weil Muguruza es nicht zuließ. Insgesamt acht Doppelfehler leistete sich die Favoritin, dazu 40 unerzwungene Fehler, sie nutzte bloß fünf ihrer zwölf Breakchancen.

Muguruza verteidigte mit Herzblut und attackierte weiter mutig und aggressiv, obwohl Scharapowa langsam etwas stärker wurde. Vor wenigen Wochen beim Masters in Rom hatte die junge Spanierin bei ihrem ersten Duell noch Ehrfurcht vor dem großen Namen gezeigt. Doch der machte Muguruza nun keine Angst mehr. Sie spielte in ihrem ersten Major-Viertelfinale so abgeklärt, wie es wohl nur wenigen in ihrem Alter gelingt. Parallel schaffte es tatsächlich die 20-jährige Kanadierin Eugenie Bouchard, die Carla Suarez Navarro aus Spanien mit 7:6, 2:6 und 7:5 niederrang, und wie schon bei den Australian Open ins Halbfinale einzog.

Muguruza sollte es am Ende nicht gelingen, als erste Spanierin seit 14 Jahren in die Runde der letzten Vier in Paris einzuziehen. Doch als sie im dritten Satz keinen ihrer fünf Breakbälle zum 2:2 Rebreak nutzen konnte, hatte sich Scharapowa endgültig die Oberhand erkämpft. „Es war sehr hart heute“, sagte sie, „und dieses lange, vierte Spiel am Ende war sicherlich der Schlüssel zum Sieg.“

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