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French-Open-Finalist: Nach dem Halbfinalsieg gegen Novak Djokovic steht Rafael Nadel in Paris im Endspiel.

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Update

French Open: Nadal gegen Ferrer - Spanisches Finale in Paris

Der Titelverteidiger Rafael Nadal aus Spanien erreicht nach einem mitreißenden Tennismatch über fünf Sätze das Finale in Paris. Dort trifft er auf seinen Landsmann David Ferrer, der den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga besiegte.

Es hatte nur ein paar Augenblicke gedauert, da ging schon das erste Raunen durch die Ränge des Court Philippe Chatrier. Novak Djokovic legte sofort eine derart brachiale Wucht in seine Schläge, als wolle er Rafael Nadal gleich ganz aus dem Stadion drängen. Das hatte sich in Roland Garros bisher nur einer beim siebenmaligen French-Open-Sieger erfolgreich getraut, der Schwede Robin Söderling. Doch Djokovic hatte sich an diesem Tag etwas vorgenommen, soviel wurde schnell klar. Der Sinn stand dem Serben nach Revanche für die Finalniederlage vor einem Jahr, die er nur schwer verkraftet hatte. Und mehr noch wollte sich Djokovic unbedingt die Chance bewahren, zum ersten Mal die Trophäe in Paris zu gewinnen. Dafür musste er den Mallorquiner jedoch in diesem Halbfinale bezwingen. Am Ende wurde es ein episches Match, so hochklassig und dramatisch, dass man sich noch lange daran erinnern wird. Djokovic wohl eher nicht so gerne, denn am Ende triumphierte wieder Nadal. Mit 6:4, 3:6, 6:1, 6:7 und 9:7 zog der Weltranglistenvierte zum achten Mal ins Finale der French Open ein.

„Wir haben physisch und mental alles gegeben“, sagte der ausgelaugte Djokovic tief enttäuscht, „mehr ging einfach nicht.“ Die Auslosung hatte es so gewollt, dass der beste Spieler der Szene und der unangefochtene Beherrscher der Sandplätze bereits im Halbfinale aufeinander trafen. Seit fast drei Jahren hatten sie nur Endspiele gegeneinander bestritten, und dieses wäre ein mehr als würdiges gewesen. Denn während ihres fast fünfstündigen Duells demonstrierten die beiden, dass man derzeit auf diesem Belag sicherlich nicht besser spielen kann. „Das war eines dieser Matches, die diesen Sport so großartig machen“, sagte Nadal, „es war zwar kein Finale, aber trotzdem sehr besonders für mich.“ Mit diesem Sieg habe er aber noch nichts gewonnen, meinte Nadal. Doch seine Chancen, am Sonntag als erster Spieler der Geschichte ein Grand-Slam-Turnier zum achten Mal zu gewinnen, stehen nun mehr als günstig. Gegen seinen Landsmann David Ferrer, der die Hoffnung der Franzosen mit einem souveränen 6:1, 7:6 und 6:2-Sieg über Jo-Wilfried Tsonga zunichte machte, hat Nadal eine erdrückende Bilanz.

Zum 35. Mal standen sich Nadal und Djokovic in Paris gegenüber, bei den Australian Open 2012 hatten die beiden in ihrem knapp sechsstündigen Finale zuletzt einen Rekord aufgestellt. Und auch wenn sie dieses Mal ein wenig zügiger spielten, war doch die Dramaturgie ähnlich. Djokovic hatte Nadal zu Beginn mit der Wucht seiner Schläge vier, fünf Meter hinter die Grundlinie gedrängt. Sonst ist das eigentlich Nadals Patentrezept durch den extremen Spin, den er besonders mit der Vorhand entwickeln kann. Der Mallorquiner brauchte einen halben Satz, bis er sich an Djokovic’ Vollgasmodus gewöhnt hatte, dann erhöhte Nadal massiv den Druck. Es entwickelte sich ein spektakulärer Schlagabtausch auf teils allerhöchstem Niveau, der die 15 000 Zuschauer mitriss.

Den zweiten Durchgang drehte Djokovic noch furios, ebenso den vierten, als Nadal schon zum Matchgewinn aufschlug. „Das war sehr schwierig für mich gegen den Wind“, erklärte Nadal, und seine Kräfte schienen ein wenig zu schwinden, als er erstmals seit seiner Rückkehr auf die Tour nach siebenmonatiger Verletzungspause wieder einen fünften Satz spielte. Nadal lag schnell mit dem Break hinten und Djokovic spielte so herausragend, dass er schon wie der sichere Sieger aussah. Beide mobilisierten die letzten Kräfte und zeigten in der packenden Schlussphase ihr bestes Tennis. Wohl nur noch mit schierer Willenskraft gelang Nadal der Ausgleich zum 4:4. „Deshalb ist er ein großer Champion“, musste Djokovic anerkennen, „Rafa war mutig, als er es sein musste.“ Seinen Trainer-Onkel Toni Nadal hielt es schon lange nicht mehr auf seinem Sitz, als sein Neffe mit seinen gewaltigen Vorhandpeitschen Djokovic den letzten Stoß gab. „In Australien war er es, jetzt ich“, sagte Nadal, „deshalb liebe ich Tennis so.“

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