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Entspannt auf dem Platz: Roger Federer kämpft weniger mit sich selbst als die Favoriten und hat nun auch noch sein vergrößertes Familienglück im Rücken. Foto: dpa

© REUTERS

French Open: Roger Federer ist trotz Familienzuwachs in guter Form

Die French Open könnten Roger Federers Turnier werden. Die Favoriten Djokovic und Nadal kämpfen momentan mit sich selbst, während dem Schweizer selbst der doppelte familiäre Zuwachs kaum Energie raubt.

Die tiefen Ringe unter den Augen sucht man bei Roger Federer vergeblich. Dabei erkennt man frisch gebackene Eltern doch eigentlich auf nur eine Weise: chronisch übermüdet. Doch der 32 Jahre alte Schweizer wirkt knapp drei Wochen nach der Geburt seiner Zwillingssöhne Leo und Lenny frischer und fitter denn je. Es mag daran liegen, dass es sich der Multimillionär leisten kann, gleich mehrere Nannys zu beschäftigen. Oder es liegt an dem glücklichen Umstand, dass „die beiden so viel schlafen“. So erzählte Federer zufrieden: „Ich brauche gar kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich aus dem Haus gehe. Wenn ich zurückkomme, habe ich kaum etwas verpasst.“ Vom befürchteten Familientrubel mit den inzwischen fast fünfjährigen Zwillingen Myla und Charlene und dem erneuten doppelten Zuwachs ist das Ehepaar scheinbar weit entfernt – und Papa Federer kann entspannt zum 16. Mal bei den French Open in Roland Garros antreten. Gleich mit dem lockeren 6:2-, 6:4- und 6:2-Auftaktsieg gegen den Slovaken Lukas Lacko untermauerte der Tennis-Profi, dass mit ihm nach wie vor zu rechnen ist.

Der 17-malige Grand-Slam-Sieger hatte eine schwere Saison hinter sich, war zwischenzeitlich gar auf Platz acht der Weltrangliste abgerutscht. Die Misserfolge häuften sich. Viele schrieben Federer in dieser Phase endgültig ab, auch weil ihn vom Spätsommer an drei Monate lang Rückenschmerzen plagten. Doch aufzugeben fiel Federer nicht ein. „Ich begann, hart zu trainieren, habe viele Übungen gemacht und alles im Hinblick auf die neue Saison gesehen“, sagt er. Die Schmerzen verschwanden, die Formkurve stieg bereits zum Jahresende wieder an. „Ich habe gemerkt, dass ich mich besser fühlen muss, sonst kann ich nicht gut Tennis spielen.“

Lebensgeister neu geweckt

Schon bei Australian Open schien es, als wären seine Lebensgeister neu geweckt. Mit Stefan Edberg als neuem Mitglied in seinem Trainerteam kam Federer bis ins Halbfinale und spielte dabei deutlich variabler und wieder mutiger. „Es war ein Superstart in die Saison. Stefan hat mir schon einige Sachen beigebracht“, sagt der Schützling des Schweden, „wie ich ans Netz vorrücken kann und worauf bei der Beinarbeit zu achten ist.“ Momentan wirkt Federer deutlich beweglicher als noch im Vorjahr, völlig austrainiert und fit genug, um die langen, zehrenden Ballwechsel auf der roten Asche durchzustehen. „Früher hat mich das etwas beunruhigt, aber jetzt bin ich darauf eingestellt, dass es hier eben kein Sprint, sondern ein Marathon ist“, sagt der Tennisspieler.

Dass ihm auf dem Weg zu seinem vielleicht zweiten Titel in Roland Garros nicht die Puste ausgeht – dafür konnte er auch dank der Babypause sorgen. Nach seiner Finalniederlage beim Masters in Monte Carlo verzichtete er auf den Start in Madrid und zog sich nach Zürich zurück. Beim Warten auf den Geburtstermin absolvierte Federer ein hartes Trainingslager. „Ich fühle mich jetzt noch ein Stückchen stärker“, erklärte er, „ich bin selbstbewusst und in sehr guter Verfassung.“ Lacko, die Nummer 88 der Welt, hatte Federer nichts entgegenzusetzen.

Der Weltranglistenvierte ließ keinen Breakball zu, hämmerte dem Slowaken 40 Winner entgegen und gab nur neun Punkte bei eigenem Aufschlag ab. Sicher, die Gegner werden in Paris zunehmend stärker werden, doch der souveräne Auftakt bewies, dass Federer seinen Rhythmus gefunden hat. Und so könnte seine Chance auf den Coupe des Mousquetaires so groß sein wie lange nicht.

Favoriten kämpfen mit sich selbst

Novak Djokovic dominierte zwar zuletzt in Rom, doch der Serbe steht unter enormem Druck, endlich seinen ersten French-Open-Titel zu gewinnen. Und der sonst so überwältigende Favorit Rafael Nadal kämpft bisher noch mit sich und seinen Nerven. Es könnte Federers Turnier werden. Er muss nichts beweisen und hat nun auch noch das vergrößerte Familienglück im Rücken. Deswegen lautet seine Einschätzung: „Rafa und Novak sind hier die Favoriten, aber einige haben Außenseiterchancen – dazu zähle ich mich auch.“

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