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French Open: Thomas Haas erreicht in Paris die zweite Runde

Im Alter von 34 Jahren muss sich Thomas Haas inzwischen sehr quälen, um gutes Tennis zu zeigen. Das Publikum bei den French Open jubelt ihm aber genau deswegen zu.

Es ist ein Kampf für Thomas Haas geworden, jedes Mal, wenn er einen Tennisplatz betritt. Früher galt sein Hauptaugenmerk dem Gegner auf der anderen Seite des Netzes. Heute entscheidet vor allem der Körper des 34-Jährigen, was für ein Arbeitstag es werden wird. Am Dienstag in Paris war es ein guter. Nicht nur, weil er bloß 19 Minuten dauerte. Haas hatte seine Erstrundenpartie bei den French Open gegen den Italiener Filippo Volandri, die am Vorabend beim Stand von 6:3, 0:6, 6:4 und 4:2 wegen Dunkelheit unterbrochen worden war, mit 6:4 im vierten Satz beendet. Die Zuschauer waren aufgesprungen, sie beklatschten Haas stürmisch, und die „Tommy, Tommy“-Rufe hallten über Court No. 3 im Stade Roland Garros.

Haas winkte dankbar in die Menge, nahm die Kulisse tief in sich auf. „Das sind die Momente, für die man das überhaupt noch macht“, sagte er später. Die Zukunft seines Profidaseins rechnet sich inzwischen eher in Wochen als Jahren, und auch die Zuschauer spüren, dass der Abschied naht. Haas hat sich mit seiner bissigen Art zu spielen und mit seiner sauberen, klassischen Technik im Laufe seiner mittlerweile 16 Jahre auf der Tour viele Anhänger und großen Respekt erworben. Doch inzwischen pilgern die Zuschauer förmlich zu den Matches von Haas, der sich in Paris durch drei Qualifika- tionsrunden gequält hatte. Für diese Tortur war sich die ehemalige Nummer zwei der Welt nicht zu schade, als 112. der Rangliste blieb ihm für einen Platz im Hauptfeld allerdings auch keine Wahl.

Und die Menschen auf der Tribüne leiden mit ihm, wie sie es stets getan haben. Aber jetzt teilen sie beim bloßen Zusehen seine Qualen, wie sie es nie getan haben. Denn Haas wankte auch gegen Volandri zwischen dem, was einmal ging, und dem, was nur noch möglich ist. Die Selbstbeschimpfungen gehören bei Haas von jeher zum festen Matchprozedere, der Perfektionist in ihm hat immer die Oberhand. Haas spielte gut, mitunter gelang ihm sogar mal ein Schlag wie in seinen besten Zeiten, der mit einem Raunen quittiert wurde. Doch oft ist es mühsam für ihn, sein Körper macht es ihm nicht leichter. Diverse Schulteroperationen hat er hinter sich. Die Hüfte und das Knie machen Probleme, und zuletzt, als er in München noch einmal ins Halbfinale vorstieß, streikte der Rücken. Aber gegen Volandri war ein guter Tag, Haas spielte so, dass man gerne glauben wollte, es wäre in Paris noch so viel mehr für ihn möglich.

Doch Erfolge im Konjunktiv hat Haas längst ausgeblendet. Es ist müßig, sich damit zu quälen, ob ein Grand-Slam-Sieg oder gar die Nummer eins wohl möglich gewesen wäre, hätte er nur manches anders angepackt. Er muss mit den Entscheidungen, die er in jungen Jahren traf, leben. Und er tut es. Dennoch treibt ihn die Gewissheit um, nicht das Maximale herausgeholt zu haben. Zurückdrehen lässt sich die Zeit nicht. Aber ausdehnen kann er die Frist, die sein Körper ihm gibt. „Ich weiß nicht, ob es mein letztes Mal hier ist“, sagte Haas. Gegen den Ukrainer Sergej Stachowski in der zweiten Runde der French Open geht die Pariser Abschiedstour für Haas aber in die Verlängerung.

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