zum Hauptinhalt
federer

© dpa

French Open: Unruhig gegen ausgeruht

Vor dem Halbfinale in Paris ärgert sich Federer über die Unterforderung seines möglichen Finalgegners Nadal.

Roger Federer ist stets bemüht, nicht zu viel von sich selbst preiszugeben, wenn er in wichtigen Phasen eines großen Turniers befragt wird. So antwortete er auch nach seinem Viertelfinalsieg bei den French Open höflich und ausführlich, dazu flüssig gleich in vier Sprachen und doch brach es plötzlich aus ihm heraus: „Ich hatte erwartet, dass sich Nicolas ein bisschen mehr für sein Geld anstrengt.“ Gemeint war der Spanier Almagro, der Rafael Nadal in dessen Viertelfinalpartie gerade einmal drei Spiele abgenommen hatte. „Er hat mit der falschen Taktik gespielt und offenbar nie an seine Chance geglaubt. Das ist gegen Rafa eben tödlich“, betonte Federer ungehalten. Die Anspannung des Weltranglistenersten war verständlich, auch wenn er sie wohl lieber nicht so offen gezeigt hätte.

Federer hatte gehofft, dass es Almagro gelingen würde, Nadal, seinen Hauptrivalen um den Titel, zumindest ein wenig mehr zu fordern, als es die Gegner in den Runden zuvor vermocht hatten.

Immerhin konnte kein anderer Spieler in dieser Saison mehr Spiele auf Sand gewinnen als Nicolas Almagro, dennoch wurde er von Rafael Nadal vorgeführt. Wie Blitze seien die Bälle neben ihm eingeschlagen, verteidigte sich der Düpierte, konnte Federer damit jedoch nicht milder stimmen. Denn der Schweizer weiß, dass seine Chancen gegen den dreifachen Titelträger in einem möglichen Finale am Sonntag nicht besser werden, wenn Nadal noch weitgehend ausgeruht antritt. „Ich fühle mich zu 100 Prozent fit und hatte noch kein hartes Match. Und ich habe vor dem Halbfinale zwei Tage Pause“, sagte Nadal deshalb auch zufrieden und nicht weniger selbstbewusst.

Die bisherigen Ausnahmeleistungen des Spaniers in Paris mit nur 25 abgegebenen Spielen in fünf Matches, dabei nicht einem Satzverlust, sind zunächst jedoch das Problem von Novak Djokovic. Der Serbe muss es heute im Halbfinale mit Nadal aufnehmen, doch an eine mögliche Niederlage denkt er nicht: „Ich bin nah dran an Rafael und überzeugt, dass ich ihn schlagen kann“, betonte Djokovic. Auf Sand gelang es ihm in vier Versuchen bisher allerdings nie. Zuletzt lieferten sich die Nummer zwei und drei der Welt beim Masters in Hamburg ein hochklassiges Halbfinal-Duell, bei dem es zunächst so aussah, als hätte Djokovic die richtige Taktik gegen den „Dominator“ auf der roten Asche gefunden. Dann setzte sich doch Nadal durch. „Ich habe aus der Niederlage sehr viel gelernt und gehe jetzt noch selbstbewusster in die Partie“, sagte Djokovic.

Voller Vertrauen und mit dem festen Glauben an sich sieht auch Gael Monfils seinem Treffen mit Federer entgegen. Der 21 Jahre alte Monfils hatte sich überraschend in die Runde der letzten Vier gespielt, doch sein nach langer Verletzungspause gereiftes und taktisch verbessertes Spiel beeindruckte nicht nur die französischen Fans. Sein Freund und Trainingspartner Jo-Wilfried Tsonga zog bei den Australian Open ins Finale ein, und genau das möchte auch Monfils in Paris erreichen: „Es wird ein großes Match gegen Federer, vielleicht das wichtigste meiner Karriere, aber es ist nur ein Halbfinale. Das ist nicht mein Ziel. Ich will im Finale um den Titel spielen und diese Chance lasse ich mir nicht entgehen.“

Es scheint also, als sei Nadals bedrückende Bilanz mit nur zwei Niederlagen in seinen letzten 115 Partien auf Sand nicht das Einzige, über das sich Federer Sorgen machen müsste.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false