zum Hauptinhalt

Sport: French Open: Zwischen Picasso und van Gogh

Ein Sandsturm, Regen und die erbitterte Gegenwehr von Alex Corretja haben Gustavo Kuerten nicht vom erneuten Aufstieg auf den Tennis-Gipfel von Paris abgebracht. Der 24 Jahre alte Brasilianer musste jedoch hart arbeiten, ehe er im Aprilwetter von Roland Garros am Sonntag mit 6:7 (3:7), 7:5, 6:2, 6:0 seinen Titel verteidigte.

Ein Sandsturm, Regen und die erbitterte Gegenwehr von Alex Corretja haben Gustavo Kuerten nicht vom erneuten Aufstieg auf den Tennis-Gipfel von Paris abgebracht. Der 24 Jahre alte Brasilianer musste jedoch hart arbeiten, ehe er im Aprilwetter von Roland Garros am Sonntag mit 6:7 (3:7), 7:5, 6:2, 6:0 seinen Titel verteidigte. "Es war ein unglaublicher Kampf; jetzt bin ich nur noch glücklich. Alle meine Träume sind wahr geworden", sagte Kuerten nach dem vierten Matchball. Anschließend malte er mit seinem Schläger wieder ein Herz in den roten Sand und legte sich hinein.

Mit dem dritten Erfolg nach 1997 und 2000 hat Kuerten Ivan Lendl, Mats Wilander und den französischen Musketier René Lacoste eingeholt. Nur dessen Gefährte Henri Cochet mit vier und Legende Björn Borg mit sechs Erfolgen stehen in der Siegerliste noch vor Kuerten. Aus der Hand des zweimaligen Champions Jim Courier sowie Frankreichs Judo-Olympiasieger David Douillet erhielt er die "Coupe des Mousquetaires". Dazu gab es ein Preisgeld von 1,35 Millionen Mark.

Der deutschstämmige Lockenkopf aus Florianopolis löste mit seinem Sieg Andre Agassi als Führenden im Champions Race ab und ist seit dem Italiener Adriano Panatta vor 25 Jahren der erste Turniersieger, der im Verlauf der Veranstaltung einen Matchball abwehren musste. Im Achtelfinale hatte dem US-Qualifikanten Michael Russell nur ein Punkt zur Sensation gefehlt.

Anschließend hatte Gustavo Kuerten wie im Vorjahr im Viertelfinale Olympiasieger Jewgeni Kafelnikow besiegt und anschließend auch den Spanier Juan Carlos Ferrero. "Er ist der Picasso des Tennis. Er kann mit seinen Schlägen Linien über den Platz ziehen", sagte Kafelnikow. "Er hat mich noch nie zeichnen sehen. Vielleicht muss ich mich noch etwas von van Gogh beeinflussen lassen, um mein Spiel besser zu gestalten", meinte Kuerten dazu. "Er ist ein großer Spieler, aber ich mag ihn auch wegen seiner Fairness", meint IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch, der im Rahmen der Pariser Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2008 in der französischen Hauptstadt weilte.

Gegen Corretja konnte Kuerten seine Glanzvorstellung vom Halbfinale nicht wiederholen. Das lag nicht nur, aber auch an den Wetterkapriolen. Pünktlich zum Spielbeginn zog es zu, wurde windig und regnete sogar kurz. Corretja kam damit besser zurecht, verspielte jedoch auch Breaks zum 2:0 und 4:2 postwendend. Im Tiebreak blieb ein Lob von Kuerten fast in der Luft stehen, Corretja kam heran und holte sich einen Satzball und bekam den Durchgang nach 76 Minuten per Doppelfehler geschenkt.

Es war Kuerten anzusehen, wie unwohl er sich fühlte. Er verlor sofort wieder seinen Aufschlag, gab sich dann aber einen Ruck und begann zu kämpfen, obwohl ihn Vorhand und Volley oft im Stich ließen. Erst gelang das Rebreak zum 2:2, dann hatte Kuerten zwei Satzbälle. Den ersten vergab er mit einem Katastrophen-Volley, über den sich jeder Hobbyspieler geärgert hätte, der zweite saß zum 7:5. "Dieser Satz war fundamental. Ich hatte Breakball bei 5:5 und ihn nicht genutzt. Danach war Kuerten aggressiver", sagte Corretja, der auch im zweiten Anlauf nach 1998 im Finale scheiterte. Unter der zurückgekehrten Sonne und weniger Wind steigerte sich Kuerten und nutzte seine Chancen konsequenter als Corretja, der im dritten Durchgang zwei Breaks verpasste.

Zur Startseite