zum Hauptinhalt
Sei umschlungen. Otto Rehhagel (2. v. links) und Jürgen Flimm (rechts daneben) verbindet eine fast 25-jährige Freundschaft. Außerdem auf diesem Foto: Marius-Müller Westernhagen und Jürgen Klinsmann.

© dpa

Freunde fürs Leben: Flimm und Rehhagel: 100 Prozent Hertha

Die Oper und der Fußball sind gar nicht so weit auseinander: Jürgen Flimm, Intendant der Deutschen Staatsoper, über Berlin, Hertha BSC und seinen Freund Otto Rehhagel.

Jetzt werde ich vielleicht doch noch mal Hertha-Fan. Oder sagen wir mal so: Ich werde noch stärker mit Hertha BSC sympathisieren, als ich es bisher schon getan habe, das ist ja irgendwie auch eine Selbstverständlichkeit für jemanden, der in Berlin arbeitet (Union-Fans mögen verzeihen). Aber dass sich die Dinge noch einmal so fügen würden? Dass mein Freund Otto Rehhagel nach Berlin kommt und es auf sich nimmt, Hertha BSC aus dieser schweren Krise zu befreien?

Aber was heißt schon Krise. Er muss mit Hertha den Platz verteidigen, auf dem die Mannschaft zurzeit steht. Dafür kenne ich Otto und seine Kompetenz zu gut; da geht nichts schief. Ich weiß, wie er sich freut, wieder in der Bundesliga zu sein. Ich hätte nie gedacht, dass Otto hier sein Comeback geben würde.

Er hat mich natürlich nicht um Rat gebeten, wenn es um seine sportliche Laufbahn geht, habe ich mich immer rausgehalten. Aber wenn er mich gefragt hätte, wäre meine Antwort eindeutig gewesen: Natürlich, Otto, mach es! Da bin ich ganz egoistisch. Wir werden uns sicher bald sehen. Es gibt bei Hertha viel zu tun. Er hat jetzt nur Fußball im Kopf, wie er sagt. Aber war das je anders? Wir werden schon Zeit finden, der Otto steht ja nicht 24 Stunden am Tag auf dem Trainingsplatz.

Gute Freunde seit 25 Jahren

Wir beide kennen uns jetzt seit fast 25 Jahren, und er hat es geschafft, dass ich Vereinsmitglied bei Werder Bremen geworden bin. Das war nach einem Spiel in der Champions League gegen den RSC Anderlecht, noch im alten Weserstadion. Zur Halbzeit stand es 0:3, Himmel!, das Spiel war doch schon verloren. Aber dann die zweite Halbzeit! Otto muss die Mannschaft richtig heißgemacht haben, auf einmal lief es, zwei Tore von Wynton Rufer, und am Ende hat Werder 5:3 gewonnen. Großartig!

Nach diesem Spiel habe ich ein Beitrittsformular ausgefüllt, eigentlich bin ich nicht Werder beigetreten, sondern Otto! Was jetzt passieren müsste, damit ich auch bei Hertha eintrete? Ich bin ja nicht nur bei Werder Bremen Mitglied, sondern auch noch beim FC St. Pauli, da muss ich schon aufpassen, dass ich mit meinen Vereinen nicht durcheinander komme.

Mit Werder wird es ohnehin kompliziert genug. Ich habe es jetzt endlich mal geschafft, mir Karten für ein Spiel im Olympiastadion zu besorgen. In zwei Wochen, es wird Ottos erstes Heimspiel sein, und das ausgerechnet gegen Werder Bremen. Otto gegen seinen alten Schüler Thomas Schaaf, den habe ich ja noch in Ottos Mannschaft spielen sehen. Dieses Spiel wird mich in eine sehr schwierige Situation bringen. Aber ich muss mich nun mal entscheiden: Otto soll gewinnen! Trotzdem: Hätte er in Berlin nicht zuerst gegen die Bayern spielen können? Das ist das übernächste Heimspiel, und da sind meine Sympathien natürlich einseitig verteilt: 100 Prozent Hertha!

Gerade eben habe ich mit Daniel Barenboim zusammengesessen. Dabei ging es natürlich nicht um Fußball und Otto und Hertha, sondern um unsere gemeinsame Arbeit. Aber die Oper und der Fußball sind ja gar nicht so weit auseinander. Und wenn mir zu dem, was jetzt in Berlin passiert, ein Titel einfallen sollte, dann Verdis „Die Macht des Schicksals“.

Jürgen Flimm ist Intendant der Deutschen Staatsoper Unter den Linden und seit 1978 mit Herthas neuem Trainer Otto Rehhagel befreundet.

Jürgen Flimm

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false