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Sport: Freundliche Übernahme

Der einstige Formel-1-Lebemann Jenson Button hat Lewis Hamilton bei McLaren den Rang abgelaufen

Ende 2009 prophezeiten viele Experten, dem aktuellen Formel-1-Weltmeister das nahende Ende seiner Karriere. Jenson Button hatte soeben im Brawn-Mercedes den Titel gegen Sebastian Vettel gewonnen und danach verkündet, er werde sich McLaren anschließen. Der britische Rennstall galt als Team von Lewis Hamilton, der Button – so glaubten viele – mit Hilfe seines Heimvorteils demontieren würde. Doch im Moment passiert genau das Gegenteil: Schon im vergangenen Jahr kam Button bei McLaren erstaunlich gut zurecht, in dieser Saison stellt er Hamilton sogar eindeutig in den Schatten.

Der Weltmeister von 2009 hat bereits drei Saisonrennen gewonnen (Hamilton nur zwei) und vor dem Großen Preis von Südkorea am Sonntag als WM-Zweiter hinter Vettel 32 Punkte mehr auf dem Konto als Hamilton, der in erster Linie durch Unfälle und viel Ärger auffiel. Die Tatsache, dass McLaren den Vertrag mit Button um mehrere Jahre verlängerte, zeigt, wie sehr man dessen Qualitäten zu schätzen weiß. Nach langen Jahren, in denen er als Lebemann sein Talent vergeudetete, ist Button gereift. Zugänglich, freundlich, charmant, unaufgeregt auch unter Druck, trotzdem konsequent und kämpferisch in seiner Arbeitsweise, bringt der 31-Jährige zuverlässig Leistung, ohne dabei für Wirbel zu sorgen. Button ist vielleicht nicht derjenige, der regelmäßig mit sensationellen Runden aufwartet, dafür ist er konstant schnell.

Das einstige „Wunderkind“ Lewis Hamilton stagniert dagegen seit seinem WM-Titel 2008 nicht nur, er fährt im Rückwärtsgang. Mit unnötigen Kollisionen handelt er sich immer wieder Strafen ein, verärgert seine Konkurrenten und verdirbt sich seine Rennen. Dass er dann auf Kritik oft patzig reagiert wie in Monaco, als er angeblich „im Scherz“ unterstellte, dass man ihn wohl härter anfasse, weil er schwarz sei, macht die Sache nicht besser. Immerhin gibt er inzwischen vorsichtig zu, auch Fehler gemacht zu haben. Und gibt ausgerechnet Button als Vorbild an: „Jenson hat gezeigt, dass wir siegfähig sind und jetzt will ich mich auch in diese Position bringen. Ich darf keine Fehler machen und muss weitere Strafen vermeiden.“

Intern gab es wohl schon einige Gedankenspiele bei McLaren, ob man den Ende 2012 auslaufenden Vertrag mit Hamilton wirklich verlängern solle. Offiziell stellt sich das Team hinter ihn. Geschäftsführer Jonathan Neale erklärt aber auch, dass Hamilton mit seinen 26 Jahren noch nicht ausgereift sei: „Viele würden sagen, dass Jenson im Moment so gut wie noch nie fährt und immer stärker wird. Aber beide Fahrer werden besser. Lewis wird dazulernen, er ist alles andere als ausgereift.“ Wie man das mit dem Reifen richtig macht, kann Hamilton aus erster Hand bei seinem Teamkollegen erfragen.

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