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Sport: Frieden mit der Maschine

Schachduell zwischen Kramnik und Deep Fritz endet remis

In der achten Partie zwischen Weltmeister Wladimir Kramnik und dem Schachcomputer Deep Fritz kam es gestern in Manama/Bahrain zu einem Remis nach 21 Zügen. Schon nach eineinhalb Stunden hatte Kramnik das Unentschieden angeboten. Damit endete der Wettkampf Mensch gegen Maschine 4:4. Kramnik, der zur Halbzeit noch deutlich mit 3:1 Punkten geführt hatte, kann immerhin noch 800 000 US-Dollar Preisgeld einstreichen. Die Hamburger Firma ChessBase, die Deep Fritz herstellte, bekommt 200 000 US-Dollar. Der Betrag soll komplett in eine noch zu gründende Stiftung zur Förderung des Schul- und Jugendschachs fließen.

„Gleichauf mit dem Weltmeister – wir sind total begeistert“, sagte ChessBase-Geschäftsführer Matthias Wüllenweber nach der letzten Partie. Ein Erfolg, der völlig unerwartet gekommen sei. Gewiss habe der „menschliche Faktor“ eine Rolle gespielt, dass es in der siebenten und achten Partie zwei vergleichsweise langweilige Unentschieden gegeben habe. „Kramnik war müde, ihm steckte wohl noch die sechste Partie in den Knochen“, sagte Wüllenweber.

Tatsächlich war die sechste eine Schlüsselpartie des Duells: Kramnik hatte sich entgegen seiner ursprünglichen Gesamtstrategie auf einen taktischen Schlagabtausch eingelassen und war von Deep Fritz, der über drei Millionen Stellungen pro Sekunde prüft, ausgekontert worden. In den beiden letzten Partien ging der Russe keine Risiken mehr ein.

Beide Seiten bekundeten Interesse an einem neuen Wettkampf.

W. Kramnik – Deep Fritz (8. Partie): 1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. Sc3 c6 5. Lg5 Le7 (Der Computer spielt das solide, aber etwas aus der Mode geratene orthodoxe Damengambit.) 6. e3 0–0 7. Ld3 Sbd7 8. 0–0 dxc4 9. Lxc4 Sd5 (Das altbekannte Manöver 8...dxc4 und 9...Sd5 ist benannt nach dem Kubaner José Raoul Capablanca, Weltmeister von 1921–27. Mit den letzten Zügen gibt Schwarz zwar zunächst das Zentrum preis, will sich aber durch den Abtausch zweier Figurenpaare entlasten, um das befreiende ...e5 vorzubereiten.) 10. Lxe7 Dxe7 11. Tc1 Sxc3 12. c3 e5 13. Lb3 exd4 14. exd4 Sf6 15. Te1 Dd6 16. h3 (Ein vorsichtiger Zug. Ehrgeiziger und vielleicht eher im Geiste dieser Stellung mit dem typischen Isolani auf d4 wäre 16.Se5, womit Exweltmeister Anatoli Karpow einmal, vor fünf Jahren, den Argentinier Campora sehenswert austrickste: 16...Lf5? 17.Tf3! Lg4 18.Txf6! Dxe5 19.dxe5 Lxd1 20.Lxf7+ Txf7 21.Txf7 Kxf7 22.Txd1, und Weiß hatte einen Bauern gewonnen.) 16...Lf5 17. Tce3 Tae8 18. Te5 Lg6 19. a3 Dd8 20. Txe8 Sxe8 21. Dd2 (Unter normalen Umständen stünde der Höhepunkt der Partie noch bevor. Doch Kramnik wollte offenbar nichts mehr riskieren und bot hier Remis an. Das Deep-Fritz-Team willigte ein, weil sich der Computer aufgrund seiner etwas passiveren Figurenstellung leicht im Nachteil wähnte.) Remis.

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