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Acht Millionen Euro, die glücklich machen: Ingo Schiller (l.) und Michael Preetz.

© dpa

Frisches Kapital: Herthas Deal mit dem Unbekannten

Hertha BSC erhält von einem Investor acht Millionen Euro – damit ist die Lizenz für die kommende Saison gesichert. Wer hinter dem Geld steckt, bleibt allerdings weiter unklar.

Berlin - Am Donnerstag werden sie bei Hertha BSC angestoßen haben, nicht auf den sich anbahnenden Aufstieg in die Fußball-Bundesliga, sondern auf einen Deal, den es so im deutschen Fußball noch nicht gegeben hat. Acht Millionen Euro frisches Kapital wird dem führenden wie notorisch klammen Zweitligisten zufließen. Der Vertrag dazu ist am Donnerstagnachmittag von Herthas Geschäftsführern Ingo Schiller und Michael Preetz sowie den Geschäftsführern der Gesellschaft, hinter der ein Investor steckt, unterschrieben worden.

Vor gar nicht so langer Zeit fand ein ähnliches Modell beim Hamburger SV viel Beachtung und noch mehr Kritik. Dort hatte sich der Milliardär Klaus-Michael Kühne eingekauft. Kühne hatte 12,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und auch Beteiligungen an Spielern erhalten. Bei Hertha will man aus den kritikwürdigen Problemen des HSV-Modells gelernt haben.

In absehbarer Zeit wird Hertha das Geld zufließen. Es wird „vollumfänglich in die Schuldentilgung“ eingesetzt, sagt Ingo Schiller dem Tagesspiegel. Es handelt sich nicht um eine Schenkung, wie Schiller betonte. Wer hinter dem Geld steckt, war nicht zu erfahren. Der Investor möchte anonym bleiben. Bereits im Januar erfuhr die Öffentlichkeit ein erstes Mal von diesem Projekt. In der Zwischenzeit wurde an den Vertragsinhalten gefeilt, und auch Herthas Gremien mussten diesem Vorhaben zustimmen. Schließlich ist dieses Investorenmodell auch der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorgelegt und positiv beschieden worden.

Dieses Geld wird Hertha helfen. Bekanntermaßen ächzt der Klub unter einer Schuldenlast von fast 40 Millionen Euro. Mit dem Geldzufluss kann Hertha nun eine wesentliche Auflage der DFL für die Erteilung einer Lizenz für die kommende Spielzeit erfüllen, wonach sich das negative Eigenkapital bei einem Start in der Zweiten Liga in der kommenden Saison um fünf Prozent und in der Bundesliga um zehn Prozent verringern muss.

Zum 15. März wird Hertha die Lizenz unterlagen bei der DFL für beide Spielklassen einreichen, da der Aufstieg lange nicht feststeht. „Wir werden in beiden Fällen die Lizenz erhalten“, sagt Schiller. Der Entscheid wird Mitte April erfolgen.

Interessant ist die Frage nach Herthas Gegenleistungen für den Investor. „Es gibt hier keinerlei Einflussnahme vonseiten des Investors“, sagt Schiller. Hertha habe keine Anteile veräußert oder sonstige weitgehende Rechte abgetreten. Der Geldgeber erhält Beteiligungen an den Transfererlösen einiger Spieler. Betreffen wird es eine Gruppe von „vier bis sieben Spielern“, wie Schiller sagt. An diesen Spielern wird der Investor Beteiligungen zwischen 30 bis 50 Prozent halten. Hertha behält damit auf jeden Fall die Kontrolle über die Transferrechte. Zugrunde gelegt wird der aktuelle Marktwert des Spielers. Ein Beispiel: Der Spieler X hat einen Wert von zwei Millionen Euro. Der Investor erwirbt 30 Prozent der Transfereinnahme, zahlt also 600 000 Euro. Bei einem Verkauf des Spielers in zwei Jahren unter dem jetzigen Marktwert würde der Investor 30 Prozent an diesem Erlös erhalten. Sollte der Spieler über dem Marktwert transferiert werden, erhielte der Investor seine 600 000 Euro inklusive einer entsprechenden Verzinsung seines Anteils. Die Höhe der Verzinsung variiert. Sie ist abhängig von der Höhe des Erlöses und von dem prozentualen Anteil des Investors an diesem Spieler. Sollte der Spieler X ablösefrei gehen, würde die Einlage des Investors auf einen anderen Profi übertragen.

In jedem Fall soll der Deal Hertha begünstigen. Zudem kann der Investor sein Geld nicht einfach aus dem Verein ziehen. Außerdem bleiben die Erlöse aus den beiden kommenden Transferperioden (Sommer 2011, Winter 2012) noch komplett beim Verein.

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