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Sport: Frost in Karlsruhe

Wie ein Basketball-Klub mit dem Sponsor streitet

Berlin - Eigentlich hat die Saison nicht schlecht angefangen für Iceline Karlsruhe. Zwei Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber, mit dem gegenwärtigen Platz neun in der Basketball-Bundesliga wäre zumindest das wichtigste Saisonziel erreicht, mit dem Abstieg nichts zu tun zu bekommen. Trotzdem ist Kay Michel mit dem Saisonbeginn nicht zufrieden. „Wenn wir die Querelen nicht hätten, hätten wir jetzt 8:2 Punkte“, sagt Karlsruhes Pressesprecher, „sie haben sich negativ auf Zuschauer und Spieler ausgewirkt“.

Die Querelen beim heutigen Gegner von Alba Berlin (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) eskalierten beim ersten Saisonspiel am 24.Oktober. Der Geschäftsführer des Hauptsponsors, Diethelm Tacke, wollte vor dem Spiel gegen Köln Matthias Dischler, den Geschäftsführer des Klubs, sprechen, weil er mit der Vergabe von Eintrittskarten nicht zufrieden war. Dieser aber wollte wenige Minuten vor dem Sprungball nicht mit dem Eigentümer des Tiefkühlunternehmens reden. Wütend verließ Tacke die Halle und drohte, den Sponsorenvertrag zu kündigen, falls Matthias Dischler nicht zurücktrete oder als Geschäftsführer abberufen werde.

Inzwischen hat sich die Lage ein wenig beruhigt. Dischler ist nicht zurückgetreten und hat Rückendeckung durch die Gesellschafterversammlung erhalten. Tacke tritt immer noch als Hauptsponsor des Vereins auf. Bis zu 500000 Euro soll sein Anteil am Etat der Karlsruher betragen. Dieser beläuft sich inzwischen auf rund 1,2 Millionen Euro, seit kurzfristig ein Hosensponsor eingestiegen ist, der noch nicht genannt werden will und mit rätselhaften Tiermotiven wirbt. Erst am 29. Dezember soll der Name des Sponsors genannt werden. Der Name des Hauptsponsors hingegen könnte in Karlsruhe mittelfristig verschwinden.

Das Verhältnis zwischen Tacke und Dischler ist nicht erst seit dem Ärger um die Eintrittskarten gestört. „Beide sind nicht einfach“, sagt Pressesprecher Kay Michel vorsichtig. Bereits beim Abschied des ehemaligen Trainers Stefan Koch in der vergangenen Saison offenbarten sich Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Klubverantwortlichen und dem Hauptsponsor. Im Mittelpunkt des Streits scheint die Frage zu stehen, welchen Einfluss ein Hauptsponsor auf die sportliche Entwicklung eines Vereins nehmen darf. Tacke wirft dem Verein fehlende Professionalität vor. „Wir sind noch Provinz“, sagt Karlsruhes Pressesprecher, „wir müssen erst langsam wachsen, doch die Firma Iceline stellt sich vor, dass wir schneller wachsen sollen“.

Innerhalb der Basketball-Bundesliga hat sich der Karlsruher Namenssponsor bereits vergrößert. In fünf Arenen bietet das Unternehmen in dieser Saison eine eigene Lounge an, auch in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Erstmals ist es auch als Ligasponsor tätig. Vor einigen Jahren verloren die Würzburger Basketballer ihren Hauptsponsor S.Oliver als Namenssponsor an die Liga. Gut möglich, dass sich diese Geschichte nun wiederholt.

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