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Sport: Früher wurde geglänzt, heute wird geträumt

Die Wasserballer von Spandau 04 sind international kaum konkurrenzfähig.

Berlin - Eine ganze Reihe von Spandauer Wasserball-Heroen aus den sportlichen Glanzzeiten des deutschen Rekordmeisters wurde am Mittwochabend in der Schöneberger Schwimmhalle Augenzeuge einer unerfreulichen Premiere. Die Wasserfreunde verloren ihr Champions-League-Spiel gegen Galatasaray Istanbul völlig verdient 8:11. Es war die erste Heimniederlage gegen ein türkisches Team überhaupt für die Wasserfreunde. Und angesichts von nur noch zwei ausstehenden Partien in der Vorrunde ist die Chance auf das Achtelfinale, das die vier Ersten der Fünfer-Gruppe erreichen, auf ein mathematisch-theoretisches Maß gesunken, das Manager Peter Röhle als „Träumerei“ bezeichnet.

Denn jene beiden Begegnungen muss Spandau 04 gegen die beiden Favoriten Partizan Belgrad und A-Hid Szeged bestreiten. Auch Istanbul ist nach dem Auswärts-Coup in Berlin unerreichbar. Einzig Rumäniens Meister CSM Oradea, gegen den Spandau den bislang einzigen Erfolg in sechs Spielen zustande brachte, wäre noch zu gefährden.

Alles andere als ein Ausscheiden von Spandau im Top-Wettbewerb der europäischen Vereine, den man in den Achtzigerjahren immerhin vier Mal gewonnen hat, tendiert in der Wahrscheinlichkeitsrechnung gegen Null. Nach Gründen für das enttäuschende Abschneiden befragt, verweist Spandaus Präsident Hagen Stamm auf die finanziellen Engpässe im Verein. Nach dem Absprung des Hauptsponsors sei ein Drittel des einstigen 450 000-Euro-Etats weggefallen, erst vor kurzem sei es gelungen, dank mehrerer mittlerer neuer Geldgeber die Defizitlücke im Etat 2012/13 zu schließen. „Das schlägt sich eben in den Ergebnissen nieder. National reicht es in der Regel immer noch, aber international ist die Messlatte halt eine andere“, sagt Stamm. Und das gilt auch für den deutschen Wasserball insgesamt. Hier wartet auf Neu-Bundestrainer Nebojsa Novoselac, der nur noch bis Saisonende Spandau 04 betreut, in der Zukunft eine Menge Arbeit.

Spandau braucht für die kommende Spielzeit aber nicht bloß einen neuen Trainer. „Es muss sich finanziell und personell etwas tun“, stellt Stamm klar. Dass Kapitän Marc Politze weitermache, sei höchst unwahrscheinlich. Und: „Wir brauchen einen Torwart, denn den 44-jährigen Alexander Tchigir kann ich wohl nicht ein weiteres Mal überreden, noch eine Saison dranzuhängen.“ Stamm gibt zu, der Verein sei in einer so angespannten Situation wie selten zuvor. „Aber erstens ist das eine echte Herausforderung und zweitens haben wir schon anderes überstanden.“ Ansonsten könnte es in der Zukunft noch ganz andere unerfreuliche Premieren geben. Klaus Weise

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