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Sport: Frustriert, verwirrt und ratlos

Deutschlands Eishockey-Nationalspieler gehen nach dem 1:5 gegen Tschechien als Tabellenletzte in die WM-Zwischenrunde

Prag. Hans Zach war frustriert und auch ein wenig verwirrt. In seinem auf Englisch vorgetragenen Statement brachte der deutsche Eishockey-Nationaltrainer am späten Mittwochabend etwas durcheinander. Ein „shorthanded goal”, also ein Tor in Unterzahl, habe die Niederlage seiner Mannschaft gegen die Tschechen eingeleitet, sagte Zach und meinte natürlich das Überzahltor zur 2:1-Führung des Favoriten bei der Weltmeisterschaft in Prag. Diese Verwechslung spiegelte wider, was sich im letzten Drittel des letzten Vorrundenspiels der Deutschen ereignet hatte. Zwei Abschnitte lang hatte sich die Mannschaft um ihren überragenden Torwart Robert Müller (Krefeld) geschickt gegen den übermächtigen Gegner verteidigt und sich dann nach 42 Minuten mit Fouls selbst aus dem Konzept gebracht.

Das Resultat waren zwei Überzahltore der Tschechen und zwei weitere Treffer gegen eine konfuse deutsche Mannschaft. 1:5 hieß es nach einem völlig verpatzten letzten Drittel. Jochen Molling, gegen Tschechien Stammgast auf der Strafbank, war immerhin selbstkritisch. „Das war dusselig“, sagte der Verteidiger der Mannheimer Adler. „Ich muss disziplinierter spielen.“ Und Torwart Müller sagte: „Dass wir am Ende so auseinander gefallen sind, ist mir unerklärlich.“

In allen drei deutschen Vorrundenspielen sind Dinge passiert, die bei den Deutschen in den zurückliegenden Jahren so nicht vorgekommen sind. Die Defensive wirkte schon zum Auftakt beim 4:2 gegen Kasachstan instabil, im Spiel nach vorn war Kreativität meist ein Fremdwort, und im Überzahlspiel kam kaum ein Torschuss zustande.

Mit nur einem Punkt aus dem Spiel gegen Lettland (1:1) gehen die Deutschen nun als Tabellenletzte in die Zwischenrunde, mit der schlechtesten Ausgangssituation seit der WM 2001. Deutschland scheint seine gute internationale Rolle zu verspielen. Zwar wird das Team noch auf Rang sieben der Weltrangliste geführt, doch der Respekt bei der Gegnerschaft hält sich nach den mäßigen Auftritten in Prag in Grenzen. Österreichs Trainer Herbert Pöck etwa hält das deutsche Spiel für „langweilig“ und sagt forsch, dass sein Team am Sonnabend (20.15 Uhr, live im DSF) in der Zwischenrunde gegen die Deutschen auf jeden Fall gewinnen will. In der WM-Vorbereitung siegten die Deutschen allerdings zweimal gegen den Nachbarn.

Der Bundestrainer wird sich kritische Fragen gefallen lassen müssen, wenn in den drei Zwischenrundenspielen gegen Österreich, gegen Kanada (Sonntag) und gegen die Schweiz (Dienstag) keine Erfolgserlebnisse herausspringen sollten. Etwa die nach seinen Nominierungskriterien: Da hat der Nationalcoach – besonders bei den Verteidigern – eher auf die von ihm bevorzugten routiniert-robusten Spielertypen zurückgegriffen und manchen talentierten Spieler daheim gelassen.

Sollte Deutschland diesmal nicht das Viertelfinale erreichen, dann werden sich nur wenige über den Klassenerhalt, den Zach als großen Erfolg proklamierte, freuen. Doch dieses Zwischenziel ist normal für ein Land, in dem Eishockey eine größere Bedeutung hat als etwa in Österreich, wo in der Ersten Liga nur mit sieben Mannschaften und auf bescheidenerem Niveau als in der Deutschen Eishockey-Liga gespielt wird.

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