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Immer auf die Schulter. Jaszka (Mitte) hat viel einstecken müssen.

© dpa/Naupold

Füchse Berlin: Bartlomiej Jaszka droht die Sportinvalidität

Seit 2006 spielt Bartlomiej Jaszka für die Füchse Berlin. Er ist damit neben Petr Stochl der dienstälteste Profi im Kader. Doch seit über einem Jahr plagt sich der Pole mit Verletzungen - nun droht ihm sogar das Karriereende.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der junge Mann kaum von den anderen jungen Männern, die an diesem Dienstagabend vor der Halle herumlaufen. Er trägt Turnschuhe, Jeans und die obligatorische Trainingsjacke mit dem Vereinslogo auf der Brust. Andererseits wirkt Bartlomiej Jaszka seltsam abwesend, und das wiederum passt so gar nicht zur Stimmung des Augenblicks: Während die Spieler der Füchse Berlin ihren Sieg im EHF-Pokal am Trainingszentrum in Hohenschönhausen feiern und zum Smalltalk mit den Fans übergehen, zieht Jaszka unauffällig von dannen. Piep, piep – und die Türen seines Autos öffnen sich.

Die Frage nach dem körperlich Wohlbefinden beantwortet der langjährige Spielmacher des Handball-Bundesligisten im Vorbeigehen mit einer gewissen Ratlosigkeit, sowohl in seinem Gesicht als auch in seinem Statement. „Ich weiß auch nicht, wie es weitergeht“, sagt Jaszka.

Die Szene ist gerade zehn Tage alt, aber der Kenntnisstand hat sich seitdem radikal verändert: Wie die polnische Sport-Tageszeitung „Przeglad Sportowy“ berichtet, droht dem 31-Jährigen offenbar das Karriereende. „Bartek ist auf Grund seiner gesundheitlichen Probleme zu 20 Prozent Invalide“, wird Jaszkas Berater Mariusz Czok zitiert. „Es gibt keine Chance, dass er noch einmal auf das Spielniveau zurückkehrt, das er mal hatte.“

Seit über einem Jahr plagen Jaszka Schmerzen in der Schulter

Seit über einem Jahr klagt Jaszka nun schon über Schmerzen in der Schulter. Im Juli 2014 ließ er sich schließlich am Wurfarm operieren und absolvierte entsprechende Reha-Maßnahmen – ohne Erfolg. Abgesehen von ein paar wenigen Kurzeinsätzen fehlte Jaszka fast die gesamte Saison. Viel schlimmer als seine Abstinenz auf dem Feld war allerdings die anhaltende Ungewissheit. „Das Problem ist, dass ich einfach keine Kraft auf den Arm bekomme – obwohl medizinisch alles okay ist“, sagt Jaszka, „eine zweite Operation würde auch nichts bringen.“ Höchstwahrscheinlich wird sich die Berufsgenossenschaft sehr bald mit dem Fall des Füchse-Spielers beschäftigen müssen.

Was der Verlust des Spielmachers für den Bundesligisten bedeuten würde, „das kann ich mir auch noch nicht wirklich vorstellen“, sagt Manager Bob Hanning, „vielleicht auch, weil ich es mir im Moment nicht vorstellen möchte.“ Damit ist im Grunde alles gesagt über die Wertschätzung, die Jaszka im Verein genießt. Neben Torhüter Petr Stochl ist der 1,84 Meter große Rückraumspieler dienstältester Profi bei den Füchsen, seit 2006 steht er in Berlin unter Vertrag. So ruhig und zurückhaltend, wie Jaszka in dieser Zeit abseits des Spielfeldes aufgetreten ist, so verlässlich und gut waren seine Leistungen.

Alle Teamkollegen, die auf den Spielgestalter angesprochen werden, äußern sich ausnahmslos positiv über „Baba“, wie er intern gerufen wird – weil der Pole neben der für seine Größe außergewöhnlichen Torgefahr etwas mitbringt, das sich schwer trainieren lässt: Spielintelligenz. „Mit Baba zusammenzuspielen, ist ein Traum“, hat Torsten Laen, langjähriger Kapitän der Füchse, einmal gesagt. Weil Jaszka immer ein Auge für den Mitspieler hat, weil er Lücken findet, wo eigentlich keine sind – und weil er mit seinen Körperfinten und seinem unfassbar schnellen ersten Schritt das initiiert, worum es im Handball geht: Überzahlsituationen.

„Abgesehen von sportlichen Aspekten würde es mir für Baba in erster Linie persönlich weh tun, wenn er nicht mehr spielen kann“, sagt Hanning. Wie sehr Jaszka fehlen würde, das haben sie in dieser Saison schon schmerzlich erfahren müssen bei den Füchsen.

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