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Ein Mann, zwei Fäuste. Petr Stochl zeigte gegen Gummersbach eine überragende Leistung und hielt 19 Würfe.

© ddp

Füchse Berlin: Ein Pilsener will nicht nur Flaschen halten

Bei den Handballer der Füchse war der Tscheche Petr Stochl zuletzt nur Adjutant von Nationaltorwart Silvio Heinevetter – jetzt sagt er dem deutschen Star den Kampf an.

Berlin - So fröhlich wie in der Nacht zum Montag ist Petr Stochl lange nicht mehr nach Pilsen gefahren. „Ja, das war schon eine entspannte Tour“, sagt er gestern in seiner Heimatstadt am Telefon. „Hoffentlich vergisst Dagur in den nächsten drei Wochen nicht, dass er mit dem Spiel gegen Gummersbach ganz zufrieden sein konnte.“ Der Zusatz des tschechischen Torhüters der Füchse war stark untertrieben, denn beim 24:20-Sieg der Berliner hatte Stochl mit 19 Paraden eine Weltklasseleistung geboten. Das hob anschließend auch Trainer Dagur Sigurdsson hervor. Noch in den Spielen davor war Stochl als Einwechsler für den nicht überzeugenden Silvio Heinevetter keine Stütze für den vorerst wieder Tabellendritten der Handball-Bundesliga gewesen. „Es ist eben ein großer Unterschied, ob ich von Beginn an das Vertrauen bekomme, oder nur sporadisch mal ins Tor darf“, erklärt der 34-Jährige seine Situation.

Bisher war es eher seine Aufgabe, bei Schwächephasen von Heinevetter einzuspringen. „Da erwartet man von mir, dass ich sofort die Bälle halte“, sagt Stochl. Und das sei verdammt schwer. „Diesmal durfte ich das erste Mal in diesem Jahr von Anfang an ran, wusste damit auch, dass ich auch mal Bälle ohne Folgen durchlassen kann.“ Die Psychologie eines Torwarts spiele dabei eine wichtige Rolle. Einmal abgesehen von den Nachwirkungen einer Magenverstimmung bei Heinevetter, der sicherlich auch hätte eingesetzt werden können, sah Sigurdsson gegen Gummersbach überhaupt keinen Grund zur Auswechslung. Stochl hielt Bälle aus freien Positionen, Siebenmeter und leitete auch die Konter ein. „In den ersten 20 Minuten habe ich den Gegenstoß noch vermisst, aber als es auch damit klappte, waren wir im Vorteil“, sagt Bob Hanning, der Stochls Leistung zuletzt hart kritisiert hatte.

Dabei hatte ihn der Füchse-Geschäftsführer im vergangenen Jahr mit einem Rentenvertrag bis 2016 ausgestattet, der kein Schmerzensgeld für das Banksitzen sein sollte. „Wer mich kennt, weiß, dass dies auch nicht mein Anspruch ist“, sagt Petr Stochl. „Ich gebe im Training alles, damit ich auch spielen kann. Ich will nicht Geld verdienen für nichts.“ Deshalb habe er auch schon bei Sigurdsson vorgesprochen, nicht nur einmal. Zum Glück sei seine Position in der Nationalmannschaft anders. In den zwei EM-Qualifikationsspielen der Tschechen gegen Norwegen durfte er drei Halbzeiten spielen und zeigte dabei, was er wirklich drauf hat. „Das hat mir sehr geholfen“, sagt Stochl. Plötzlich war auch wieder die Hoffnung da, bei den Füchsen im Vergleich zu Heinevetter nicht im Hintergrund stehen zu müssen. Zuletzt war Stochl zwangsweise mehr in die Rolle des Handtuch- und Flaschenhalters für Heinevetter hineingerutscht. Nun brachte er sich eindrucksvoll in Erinnerung. Und der deutsche Nationaltorhüter Heinevetter war dann auch fair genug, Stochl für seine großen Taten gegen Gummersbach mit Beifall zu begleiten.

So können sich die Füchse auf ihrem Weg in einen internationalen Cup-Wettbewerb glücklich schätzen, zwei Torhüter mit Spitzenformat in ihren Reihen zu haben. Denn zu einem Spitzenteam gehört auch ein Spitzen-Duo im Tor.

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