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Was soll das? Trainer Dagur Sigurdsson war zuletzt selten einverstanden mit den Leistungen der Schiedsrichter. Vor allem in den Spitzenspielen fühlte er sich benachteiligt.Foto: dpa

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Füchse Berlin: Immer wenn es ernst wird

Wie zuvor gegen Flensburg sowie die Rhein-Neckar-Löwen schenkten die Füchse gegen den HSV Hamburg die Füchse Berlin unnötig Punkte her. Trotz des guten Saisonauftakts scheint die Mannschaft noch nicht reif genug zu sein, wenngleich Trainer Dagur Sigurdsson das anders sieht.

Dagur Sigurdsson tat etwas für ihn sehr Ungewöhnliches: Er flüchtete sich in Banalitäten. Analyse? Nicht an diesem Tag, nicht in dieser Situation.

Warum es am Ende dieses Topspiels wieder einmal nicht gereicht hatte für seine Mannschaft, wurde der Trainer der Füchse Berlin nach dem 32:33 gegen Hamburg am Sonntag gefragt. „Weil der HSV die zweite Halbzeit mit vier Toren gewonnen hat und wir die erste nur mit dreien“, blaffte Sigurdsson. Und wer den Isländer während seiner Ausführungen beobachtete, der merkte schnell: Es brodelte in ihm wie in den zahlreichen Vulkanen auf seiner Heimatinsel. Dass es nicht zur Eruption kam, zumindest nicht öffentlich, war in Anbetracht des gerade Erlebten als kleines Wunder zu werten. Denn Sigurdsson war aus vielerlei Gründen mächtig angefressen nach der zweiten Saisonniederlage seiner Mannschaft: weil die schöne Serie von zehn Spielen ohne Niederlage gerissen war, weil wie schon in der Champions-League-Qualifikation ein Tor gefehlt hatte gegen diesen nervenstarken HSV, weil die Füchse Bundesliga-Rang zwei nicht gefestigt hatten, sondern stattdessen auf Platz fünf zurückgefallen sind. Vor allem aber wegen der dramatischen Schlussphase.

Wie schon in den Spitzenspielen gegen die SG Flensburg-Handewitt (26:26) und die Rhein-Neckar Löwen (21:21) brachten sich die Berliner in der entscheidenden Phase selbst um den Ertrag, den sie nach spielerisch starken Leistungen verdient gehabt hätten. Beziehungsweise, so sahen es jedenfalls Sigurdsson und Vereinspräsident Frank Steffel: Sie wurden mit zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen um Punkte gebracht. „Jeder Zuschauer hat gesehen, an wem es gelegen hat“, schimpfte Steffel am Sonntag.

Beim Remis in Flensburg hätten die Füchse in der Schlusssekunde gern einen Strafwurf zugesprochen bekommen – der Pfiff blieb allerdings aus. Eine Woche später gegen die Löwen fühlten sie sich zurecht benachteiligt, weil Patrick Groetzki bei seinem Ausgleichstor mit der Schlusssirene im Kreis gestanden hatte. Und am Sonntag gegen Hamburg? Da hatte die Berliner Bank 15 Sekunden vor Schluss ein Offensivfoul des überragenden HSV-Spielmachers gesehen, das nicht geahndet wurde. Stattdessen spielte jener Domagoj Duvnjak den entscheidenden Pass an den Kreis, wo Andreas Nilsson einen Strafwurf erzwang, den Hans Lindberg zum Hamburger Auswärtssieg verwertete.

Wenngleich die Berliner im ersten Saisondrittel erstaunlich gute Ergebnisse erzielt haben, schwang nach dem jüngsten Resultat gegen einen Titelanwärter folgerichtig eine Frage mit: Ist das neue Füchse-Team in entscheidenden Situationen noch nicht reif, nicht clever genug? „Ich sehe das nicht so, wir haben ein herausragendes Spiel gezeigt – gegen den amtierenden Champions-League-Sieger“, sagte Sigurdsson vor seinem Abgang in die Kabine. Kapitän Iker Romero sah es ganz ähnlich: „Gefühlt waren wir in den drei Spitzenspielen besser oder zumindest gleichwertig“, sagte der Spanier, „da war einfach auch ganz viel Pech dabei.“ Und eine zumindest unglückliche Personalentscheidung in der Schlussphase. 

Nachdem Torhüter Petr Stochl den formschwachen Silvio Heinevetter nach dessen Auswechslung glänzend vertreten hatte, ging Trainer Dagur Sigurdsson volles Risiko und wechselte zurück. Heinevetter hielt jedoch weiter keinen Ball, weshalb Stochl für den finalen Siebenmeter erneut aufs Feld beordert wurde. Ob das die Mannschaft beeinflusst hat? „Ich habe es ehrlich gesagt gar nicht mitbekommen“, sagte Romero, „also nein.“

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