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Torsten Laen jubelt.

© dpa

Füchse Berlin: Kapitän Torsten Laen: Mission beendet

Der Däne Torsten Laen führte die Füchse Berlin als Kapitän vier Jahre lang an die nationale Spitze heran. Nun sieht der 33-Jährige seine Mission als beendet an - gegen den VfL Gummersbach bestreitet Laen sein letztes Heimspiel in Berlin.

Nach Abschied sieht es nicht aus in der Wilmersdorfer Dachgeschosswohnung von Torsten Laen. Auf dem Sofa liegt Spielzeug herum, der Kühlschrank ist gefüllt, die Möbel sind zusammengebaut. „Noch“, sagt der Kapitän der Füchse Berlin. „Aber das Umzugsunternehmen ist schon bestellt.“ Vier Tage nach dem letzten Bundesliga-Punktspiel der Berliner Handballer gegen Hannover-Burgdorf am 8. Juni werden die Transporter anrücken, um das Mobiliar der Familie in die dänische Heimat zu transportieren.

„Es wird sicher ein komisches Gefühl, weil wir uns in Berlin sehr wohlgefühlt haben. Meine beiden Kinder sind hier geboren“, sagt der 33-Jährige. Und während sein Blick durch die hell erleuchteten Räume wandert, wirkt es fast so, als ließe der Däne die vergangenen vier Jahre noch einmal am geistigen Auge vorbeiziehen. Jene vier Jahre, in denen er Berlins Handballer geprägt hat wie kein anderer Spieler vor ihm, in denen er zum Gesicht der Mannschaft geworden ist, zum Symbol des sportlichen Aufstiegs. „Meine Aufgabe war es, den Verein an die nationale Spitze heranzuführen“, sagt er, „ich sehe diese Mission als beendet an.“ Und deshalb wird Laen ab der Saison 2013/14 auch wieder in der ersten dänischen Liga spielen. Am Sonntag bestreitet er gegen den VfL Gummersbach sein letztes Heimspiel im Füchse-Trikot (17.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle).

So schmerzlich der Verlust des langjährigen Kapitäns unter sportlichen Aspekten auch sein mag – irgendwie passt er zum Umbruch, den die Füchse im Sommer vollziehen werden. Der Verein verlegt nicht nur sein Trainingszentrum von Charlottenburg nach Hohenschönhausen, er tauscht auch sein halbes Team aus. „Die Situation ist durchaus vergleichbar mit der bei meiner Ankunft“, sagt Torsten Laen. 2009 hatten die Berliner ebenfalls sechs neue Spieler und Trainer Dagur Sigurdsson verpflichtet, wobei Laen neben Silvio Heinevetter der prominenteste war. „Viele Leute haben sich damals gewundert, dass ich gewechselt bin“, sagt Laen. Schließlich hatte er mit dem spanischen Spitzenklub Ciudad Real gerade zweimal die Champions League gewonnen. „Bei Ciudad war ich einer von vielen“, berichtet Laen, „ich wollte einfach mehr Verantwortung übernehmen – und das Projekt Füchse klang sehr spannend.“ Wieviel Arbeit in Berlin tatsächlich auf den 152-fachen dänischen Nationalspieler warten würde, war ihm dabei nicht bewusst. „Die Mentalität im Team war so, dass Niederlagen akzeptiert wurden, davon mussten wir wegkommen.“ Diese Aufgabe fiel in Laens Zuständigkeitsbereich.

Nach einem Jahr der Eingewöhnung setzten die Füchse ihre Erfolgsgeschichte fort, die sie dauerhaft in die Führungsgruppe der Bundesliga und 2012 sogar bis ins Halbfinale der Champions League führte, der größte Erfolg der jungen Vereinsgeschichte – stets getragen von einem großen Mannschaftsgeist. „Individuell hatten wir sicher nie das stärkste Team, dafür haben wir andere Qualitäten eingebracht“, sagt Laen und zählt auf: „Geschlossenheit, Glaube, Wille.“ Tugenden, die primär auf den dünnen Dänen zurückgehen, wie auch Coach Sigurdsson und Manager Bob Hanning bestätigen. Und die stellvertretend für Laens Interpretation des Spiels stehen: Der 1,98-Meter-Mann ist in seiner Berliner Zeit selten durch spektakuläre Aktionen in Erscheinung getreten, sondern vielmehr durch harte Arbeit auf beiden Seiten des Spielfelds; als Abwehrchef im eigenen Mittelblock und als solider Angriffsspieler.

Freunde hat sich Torsten Laen in Berlin aber vor allem durch seine höfliche Art gemacht. Selbst nach der bittersten Niederlage stand der Kapitän stets Rede und Antwort, während die Teamkollegen schon mal wortlos in die Kabine schlichen. Im Gegensatz zu manch anderem Spieler, den die Füchse nach der Saison abgeben, hätte man Laen gern in Berlin gehalten, da macht Manager Hanning gar kein Geheimnis draus. Laen entschied sich allerdings gegen die Verlängerung seines Vertrags. „Es gab verschiedene Gründe“, sagt Laen. Zum einen will sich seine Frau endlich ihrer Karriere widmen, „sie hat so lange zurückgesteckt, jetzt bin ich dran“, sagt Laen. „Außerdem wollte ich mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen und am Wochenende auch mal frei haben.“ Das wäre in Berlin in Anbetracht des straffen Bundesliga-Spielplans wahrlich schwer geworden.

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