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Füchse-Kapitän Petr Stochl.

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Füchse Berlin: Petr Stochl ist unverzichtbar

41 Jahre und kein bisschen müde. Wie die Füchse Berlin von ihrem Torhüter Petr Stochl profitieren.

Wenn es Abend wird in Berlin- Charlottenburg, ereignen sich neuerdings die verrücktesten Sachen im Hause Stochl. Eigentlich ist die Familienregel ziemlich klar: Zuerst gehen die beiden Söhne, acht und zwölf Jahre alt, ins Bett, danach erst die Erwachsenen. Zuletzt funktionierte dieses Modell aber ab und zu nicht mehr. „Mittlerweile gehe ich oft vor meinen Kindern ins Bett“, sagt Petr Stochl. Wer auch im fortgeschrittenen Sportleralter außerordentliche Leistungen abrufen will, der müsse solch kleine Opfer bringen, findet der 41 Jahre alte Tscheche. „Vernünftig essen, viel schlafen, dem Körper Ruhe gönnen“, sagt der Torhüter. „Man muss halt auf sich achten.“

Wozu diese asketische Lebensweise im Idealfall führen kann, lässt sich aktuell bei den Füchsen Berlin und ihrem Kapitän beobachten: Dass die Berliner an diesem Sonntag, im Heimspiel gegen den TBV Lemgo (12.30 Uhr, Max- Schmeling-Halle und live bei Sky), ihren siebten Sieg im siebten Punktspiel landen und damit auch die Tabellenführung erobern können, hängt nicht zuletzt mit Alterspräsident Stochl zusammen. Seit dem Saisonstart Mitte September hält er so herausragend, dass Trainer Velimir Petkovic zuletzt mit ganz wenigen Ausnahmen gar keine andere Wahl hatte, als Silvio Heinevetter auf die Bank zu setzen – obwohl der fast zehn Jahre jünger ist.

Weiter, immer weiter

Andererseits können Stochls starke Leistungen angesichts seiner Vorgeschichte kaum jemanden überraschen. Immer wenn man sich fragte, wie lange dieser großartige Torhüter seine Form wohl würde halten können, überraschte der Tscheche mit noch besseren, ungeahnten Leistungen. So auch in diesem Herbst: Ohne ihren Routinier hätten die Füchse Berlin ihren Status als einzig verlustpunktfreies Team längst verloren. „Wenn jemand so lange in einem Verein ist wie Petr, muss es sich um einen einwandfreien Charakter handeln“, sagt Trainer Petkovic. „Und so ist es auch: Petr trifft immer den richtigen Ton. Er ist mein Kapitän, mein verlängerter Arm auf dem Feld.“ Wobei diese Formulierung schon recht witzig ist, weil Stochl mit den im Handball üblichen komplexen taktischen Abläufen als Torhüter naturgemäß nicht viel zu tun hat.

Dafür profitiert er von dem Umstand, dass Torhüter im Gegensatz zu Feldspielern keinen körperlichen Abnutzungskampf führen müssen. „Zweikämpfe, Zusammenstöße, Fouls – damit habe ich zum Glück nicht viel zu tun“, sagt der Keeper. In seinen zwölf Jahren, die er mittlerweile schon für die Füchse aktiv ist, war Stochl nicht einmal ernsthaft verletzt. Und wenn er doch mal eine Grippe hatte, stellte er sich trotzdem ins Tor und parierte die Bälle, wie kürzlich beim Spiel in Magdeburg. „Petr hat hier keinen neuen Vertrag bekommen, weil er so lange dabei ist und zum Inventar gehört“, sagt sein Coach, „sondern weil er zu den Besten seines Faches gehört.“

Am Ende der Saison 2017/18, so ist jedenfalls zu hören, könnten die Füchse und Stochl nun allerdings getrennte Wege gehen. „Zu 95 Prozent ist Schluss, wir wollen mit der Familie zurück nach Tschechien“, sagt Stochl, „aber man weiß ja nie, was manchmal noch passiert.“ Wie es auch ausgehen mag: Stochl wird den Berlinern erhalten bleiben. Gemeinsam mit Manager Bob Hanning hat er sich darauf verständigt, nach der Karriere als Torwarttrainer für die Füchse zu arbeiten. Einen besseren, erfahreneren Mann, der den Verein kennt und schätzt, werden sie bei den Berlinern garantiert nicht finden.

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