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Füchse Berlin: Torjäger Kubisztal begeistert

Beim 27:23 in Göppingen machte Michal Kubisztal sein bestes Spiel im Füchse-Trikot. Er warf 13 Tore, 12 davon in der zweiten Halbzeit.

Eigentlich war es in dieser Situation schon das letzte Mittel, ein für den Handball extremes, zu dem Jörn-Uwe Lommel gegriffen hatte. Der Trainer der Füchse Berlin verbot seinem Team in der zweiten Halbzeit des Bundesligaspiels bei Frisch Auf Göppingen jegliche Zweikämpfe mit hartem Körperkontakt. „Unsere Spielweise zuvor passte den Schiedsrichtern nicht. So lagen wir nicht nur mit vier Toren in Rückstand, sondern wir liefen immer wieder Gefahr, Zeitstrafen oder später sogar Disqualifikationen zu kassieren“, schilderte Lommel seine Beweggründe dafür. Fortan schoben die Füchse ihre Gegenspieler mehr als dass sie direkt auf den Mann gingen, und im Verlaufe der zweiten Hälfte wurde aus dem Rückstand letztlich ein überraschendes 27:23. „Wir hatten nur die Möglichkeit, über die Defensive zurück zu kommen, und diese Chance wollten wir nutzen“, sagte ein erleichterter Lommel.

Kubisztal hatte in den letzten Wochen nicht überzeugt

Geklappt hätte es mit der Wende in diesem Spiel und dem fünften Sieg im elften Saisonspiel nicht, wenn nicht ein Akteur sein bestes Spiel im Füchse-Trikot gezeigt hätte: Michal Kubisztal. Zwölf seiner 13 Tore warf der 28-Jährige in der zweiten Halbzeit und wurde damit zum überragenden Spieler in der Stuttgarter Arena. Ausgerechnet jener Kubisztal, der zuletzt sehr in der Kritik stand. „Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass es nicht darauf ankommt, keine Fehler zu machen, sondern dass ich ihn als Torjäger brauche“, erzählte Jörn-Uwe Lommel, wie er den Polen motiviert hatte. Lange hatte der Trainer gerätselt, wie es zu dem plötzlichen Leistungsabbruch bei dem in der vergangenen Winterpause aus Lubin gekommenen Kubisztal gekommen war. Lommel konnte sich das nur so erklären: „Das konnte nur etwas mit der Veränderung im familiären Umfeld zu tun haben.“ Bei Michal und Sabina Kubisztal war vor dreieinhalb Monaten mit Tochter Nadia Nachwuchs angekommen, und danach ging es in dem Reihenhaus in Falkensee nicht mehr ganz so geruhsam zu. „Mit dieser neuen Situation muss man erst einmal fertig werden“, sagte Lommel.

Die Füchse steckten den Ausfall von Regisseur Kjetil Strand weg

Dieses bedingte Verständnis des Trainers ist zugleich ein Beleg dafür, dass die Atmosphäre bei den Füchsen, trotz der zuletzt sechs Niederlagen, so schlecht nicht sein kann. Lommel sagte nach dem Spiel in Göppingen: „In der ersten Halbzeit haben wir 25 Angriffe gespielt und sieben freie Bälle vergeben, dazu drei Siebenmeter. Man zeige mir die Mannschaft, die das verkraftet.“ Der Trainer musste in Göppingen schließlich auch auf Regisseur und Torjäger Kjetil Strand verzichten, konnte zudem den letztjährigen Bundesliga-Torschützenkönig Konrad Wilczynski „praktisch überhaupt nicht einsetzen“.

Die Füchse haben diese bedrohliche Phase auch dank ihrer sehr guten Physis überstanden. Und dank eines Petr Stochl im Tor, der sich nicht zum ersten Mal in der zweiten Hälfte enorm steigerte. Aber auch Bartlomiej Jaszka verdiente sich ein besonderes Lob für seine Regie. „Gegen diesen Gegner hat es dann in der Summe zum Erfolg gereicht“, sagte Lommel, „aber dennoch sind wir noch keine Top-Mannschaft.“ Bereits die HSG Nordhorn wird am kommenden Mittwoch in der Max-Schmeling-Halle (20.15 Uhr) eine andere Größe als Göppingen sein. Nach Lommels Einschätzung aber „auch nicht von dem Kaliber, wie es Kiel, Flensburg oder Lemgo sind“.

Dass sein Team gegen Nordhorn wieder mit seiner seichteren Deckungsvariante zum Erfolg kommen könnte, bezweifelt er aber. „Diese war der Situation in Göppingen geschuldet“, urteilte er. Die Füchse sind aber mittlerweile so flexibel geworden, dass sie sich darauf einstellen können. Selbst wenn gar nichts mehr zu gehen scheint, haben sie offensichtlich immer noch ein letztes Mittel parat.

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