zum Hauptinhalt
Letzte Saison gewannen Fabian Wiede und die Füchse den EHF-Cup. Und diese Spielzeit?

© dpa

Füchse Berlin vor dem Bundesliga-Start: Neuer Schrank, neues Feuer, neuer Geist

Die Füchse Berlin haben in der Sommerpause Trainer und Personal ausgetauscht. Zum Start in eine ungewisse Bundesliga-Saison geht es am Samstag gegen Melsungen.

In zehn Jahren Vereinsgeschichte haben die Füchse Berlin schon einige Orte der Stadt für bedeutsame Anlässe genutzt. Brandenburger Tor, Siegessäule, Fernsehturm. Bei der offiziellen Teamvorstellung sind sich die Berliner dagegen treu geblieben, sie findet immer in einer Spielbank am Potsdamer Platz statt, so auch vor dieser Saison. Abgesehen von Dresscode und Häppchen war die jüngste Präsentation aber doch irgendwie anders als zuletzt. Als die Mannschaft die Bühne betrat, mussten die meisten der 250 Gäste schon genauer hinschauen, welche Herren sich da vor ihnen in maßgeschneiderten Anzügen zeigten. Is dit der neue Spanier? Wo steckt der Norweger? Und der Große ganz hinten? Abwehrchef, klarer Fall!

Das Teamfoto ist der offizielle Beweis für den Umbruch, den die Füchse im Sommer vollzogen haben. Acht neue Spieler sind darauf zu sehen. Gestandene Profis, Nationalspieler, viele neue Gesichter, vor allem aber: viele junge. Ignacio Plaza Jimenez etwa, alias der neue Spanier, geht vom Kreuz her locker als Türsteher durch. Jakov Gojun, der Abwehrchef aus Kroatien, lebt tatsächlich fast auf Augenhöhe mit Volker Zerbe, und der Co-Trainer misst 2,11 Meter. Nicht zu vergessen natürlich der neue Trainer Erlingur Richardsson, der nach sechs erfolgreichen Jahren von seinem Landsmann Dagur Sigurdsson übernimmt und, damit zum offiziellen Saisonziel, das Team wieder in den Europapokal führen soll. In der Bundesliga, die für die Füchse heute mit einem Auswärtsspiel in Melsungen beginnt (19 Uhr), bedeutet das: ein Platz unter den ersten fünf, womöglich sechs Teams. So oder so: eine ambitionierte Vorgabe angesichts all der Veränderungen. Zumal, da herrscht Einigkeit bei den Experten, die ersten drei Plätze für Kiel, Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen reserviert sind.

Bob Hanning bescherte dem neuen Trainer seinen Wunschspieler

„Wir mussten diesen Umbruch machen, weil unsere alte Mannschaft nicht mehr innerlich gebrannt hat“, sagt Manager Bob Hanning und will das gar nicht als Kritik verstanden wissen. Immerhin haben die abgewanderten Herren Romero, Igropulo, Pevnov und Horak unter der Anleitung Sigurdssons einen Sieg im DHB-Pokal (2014) und EHF-Cup (2015) für die Vereinschronik hinterlassen. „Aber wir brauchten einfach einen neuen Geist“, sagt Hanning.

Dieser Wunsch fällt vor allem in den Verantwortungsbereich von Erlingur Richardsson. Der 42 Jahre alte Isländer genießt nach wenigen Wochen einen großen Vertrauensvorschuss bei seinem neuen Arbeitgeber, Manager Hanning nickte unter anderem den Transfer seines Wunschspielers und Landsmanns Bjarki Elisson ab.

„Was ich in der Vorbereitung gesehen habe, hat mir gut gefallen“, sagt Hanning. Richardsson gibt das Kompliment gern zurück: „Der Klub gibt mir das Gefühl: Ich kann es auf meine Weise machen.“ Es wird spannend zu sehen sein, was Richardsson in zwei Monaten Sommerpause an der Taktiktafel ausgetüftelt hat. In den Testspielen ließ er phasenweise eine 5-1-Verteidigung anstelle der bisher üblichen 6-0-Formation ausführen. An den Zutaten jedes Handballspiels auf hohem Niveau wird aber auch Richardsson nichts ändern können respektive müssen: „Gute, harte Defensive, schnelles Umschaltspiel, am besten einfache Tore.“ Dieses Rezept schwebt ihm genau so vor wie den Trainern der anderen 17 Bundesligisten.

Für Paul Drux fanden sie Füchse keinen adäquaten Ersatz

Mit den einfachen Toren könnte es allerdings schwierig werden, weil zwei Schlüsselspieler der Füchse mit identischen Schulterverletzungen für die gesamte Hinrunde ausfallen. Für den schwedischen Nationalspieler Mattias Zachrisson hat Manager Hanning in dem Bosnier Faruk Vrazalic kurzfristig noch adäquaten Ersatz finden können. Auf der wesentlich wichtigeren Position im linken Rückraum (Paul Drux) wird es dagegen keinen weiteren Zugang geben. „Für einen Spieler mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis hätten wir sogar Geld ausgegeben, das wir im Moment nicht haben“, sagt Hanning, aber einen solchen haben die Berliner eben nicht entdeckt. „Wir müssen das jetzt als Team lösen“, sagt Trainer Richardsson.

Dass den Berlinern Geld fehlt, liegt an einem Umstand, der den Verein seit einigen Wochen beschäftigt. Auch kurz vor dem Bundesliga-Start hat der Verein noch keinen neuen Hauptsponsor. „Es ist schade, dass wir noch niemanden präsentieren können. Klar ist aber auch: Wir werden unsere Brust nicht verramschen und weiter nach einem Partner suchen, der zu uns passt“, sagt Hanning. 500 000 Euro soll der Schriftzug pro Saison Wert sein – das entspricht in etwa einem Zehntel des jährlichen Etats.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false