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Redest du mit mir? Der Berliner Ersatztorwart Petr Stochl (r.) diskutiert mit dem Kieler Christian Zeitz beim Duell beider Teams im März 2012. Auch Stochl könnte eine wichtige Rolle im Spitzenspiel spielen.

© dpa

Füchse gegen Kiel: Duell der Duelle

Am Sonntag kommt es zur Partie zwischen dem Tabellenzweiten Füchse Berlin und Meister THW Kiel. In welchen Duellen entscheidet sich der Ausgang des Spitzenspiels?

Am fünften Spieltag der Handball-Bundesliga kommt es am Sonntag (17.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei Sport1) zur Partie zwischen dem Tabellenzweiten Füchse Berlin und Meister THW Kiel. Von welchen Faktoren hängt der Ausgang des Spitzenspiels ab? Ein Blick auf die Schlüsselduelle.

Die Torhüter

Thierry Omeyer machte große Augen. Die Saison war keine zehn Minuten alt, da musste der Kieler Torwart bereits auf die Strafbank. Omeyer hatte einem Gegenspieler nach sensationeller Parade noch ein paar unschöne Worte mit auf den Weg gegeben, so nach dem Motto: Nicht mit mir! Dumm für Omeyer: Die Schiedsrichter sind seit kurzem ausdrücklich angehalten, derartigen Torhüter-Trashtalk mit Zwei-Minuten-Strafen zu ahnden, was auch sogleich geschah. Silvio Heinevetter hatte da mehr Glück. Nach einer ähnlichen Aktion kam er am zweiten Spieltag mit einer Ermahnung davon. Ob die neuen Regel-Statuten dauerhaft Einfluss auf Exzentriker wie den französischen und den deutschen Nationalkeeper nehmen, muss ohnehin bezweifelt werden. Sicher ist unterdessen: Das Spiel der Berliner wie auch der Kieler steht und fällt mit ihren Torhütern und deren Ausrastern. Heinevetter und Omeyer sind nicht nur die beiden besten Bundesliga-Keeper der vergangenen Jahre, sondern auch Großmeister der Unschuldsgesten, wenn sie emotional mal wieder übertrieben haben. Einen feinen Unterschied gibt es allerdings: Heinevetter empfindet es nicht als persönliche Beleidigung, wenn er an einem schlechten Tag für seinen Ersatzmann Petr Stochl Platz machen muss – zumal der Tscheche diese Rolle sehr zuverlässig ausfüllt. Kiels zweiter Keeper, der schwedische Nationalspieler Andreas Palicka, kann einem so gesehen schon leidtun. Dem Vernehmen nach ließ sich Omeyer zum letzten Mal freiwillig auswechseln, als Twix noch Raider hieß.

Die Trainer

Dagur Sigurdsson und Alfred Gislason stehen stellvertretend für ihre Klubs. Auf der einen Seite: Sigurdsson, 39, der Aufstrebende. Größter Erfolg: Einzug ins Halbfinale der Champions League 2012, in dem die Füchse, natürlich, dem THW Kiel unterlagen (24:25). Auf der anderen Seite: Gislason, 53, der Arrivierte, Superstar der Trainergilde, dreifacher Champions-League-Sieger, davon zwei Mal mit dem THW. Sigurdsson und Gislason eint nicht nur die gemeinsame Nationalität. Die isländischen Trainer gelten als brillante Taktiker, als Perfektionisten der Video-Analyse, die ihren Spielern stets ein gewisses Mitspracherecht einräumen. Gislason hält in Kiel eine Weltauswahl bei Laune, die mit ihren Einzelspielern schon immer außergewöhnlich war. Unter der Akribie des studierten Historikers stieß sie aber in neue Dimensionen vor – siehe 64:0 Punkte in der vergangenen Saison. Früher haben sich Sigurdsson und Gislason im Verlauf der Saison schon mal ausgetauscht. Seitdem die Berliner zum Kreis jener Teams gehören, die dem Rekordmeister gefährlich werden können, gebe es diese Telefonate aber nicht mehr, betont Sigurdsson. „Wir haben großen Respekt voreinander, aber alte Kumpels sind wir eben auch nicht“, sagt der Füchse-Trainer.

Entscheidend ist auf der Bank

Die Spielmacher

Bei den Füchsen gibt es abgesehen vom Tempogegenstoß für jede offensive Aktion genau einen Ausgangspunkt: Bartlomiej Jaszka auf der Rückraum-Mitte. Mit seinem unglaublich schnellen ersten Schritt initiiert der Pole das, worum es im Handball in erster Linie geht: Überzahl-Situationen. Wenn Jaszka funktioniert, können die Füchse den massiven und physisch wohl einmaligen Mittelblock der Kieler in Bewegung und gleichermaßen in Bedrängnis bringen – wie am Final-Four-Wochenende in Köln, als Jaszka brillierte.

Wenn allerdings Daniel Narcisse auf der Gegenseite eine Leistung abruft wie im vergangenen Jahr in der Max-Schmeling-Halle, müssen die Füchse schon mit einem außergewöhnlichen Defensivkonzept aufwarten, um nicht in alle Einzelteile zerlegt zu werden. Kleiner Vorteil für die Füchse: Jaszka muss keine zermürbende Defensiv-Arbeit verrichten, für ihn kommt nach jedem Angriff Denis Spoljaric aufs Feld.

Die Wechselbänke

Das vierte Schlüsselduell ist keines von Mann zu Mann, sondern eines der Kollektive. Deshalb könnte es maßgeblichen Anteil am Ausgang der Partie haben. Sowohl die Berliner als auch die Kieler Stammformation besteht fast ausnahmslos aus Nationalspielern. In einer Sportart mit unbegrenztem Wechselkontingent wird es dann interessant, wenn sich erste Ermüdungserscheinungen einstellen – und da sind die Kieler im Vorteil. Zwar hat der THW mit Kim Andersson einen herausragenden Spieler abgegeben, dafür hat der Rekordmeister aber prominente Akteure eingekauft, die munter durchrotieren können – unter anderem den Olympia-Torschützenkönig Niclas Ekberg. Spannend wird sein, ob Berlins Börge Lund gegen seinen alten Verein zum Einsatz kommt. Der Norweger hatte den THW einst mit der Begründung verlassen, offensiv nicht ausreichend berücksichtigt worden zu sein.

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