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Immer eine Hand am Ball: Die Balinger sind bekannt für ihre intensive Abwehrarbeit

© dpa

Füchse-Gegner HBW Balingen: Nummer 19 mischt die Liga auf

Die Füchse Berlin empfangen die Mannschaft der Stunde in der Max-Schmeling-Halle: Den HBW Balingen, der zunächst Serienmeister THW Kiel und wenig später auch überraschend den HSV Handball besiegte.

Unbefangenheit bei Dienstbeginn kann nicht schaden, diese Erfahrung hat auch Markus Gaugisch gemacht. „Als ich meinen neuen Posten angetreten habe, habe ich mir gar keine Gedanken gemacht, was vorher alles passiert ist“, sagt der Trainer der Spielgemeinschaft Balingen-Weilstätten (HBW), „ich wollte das am liebsten ausklammern.“

Dabei hatten sich die negativen Vorkommnisse beim Handball-Bundesligisten südwestlich von Stuttgart zur Jahreswende gehäuft, die anhaltende Erfolglosigkeit führte im Dezember 2013 dazu, dass in der 33 000-Einwohner-Stadt ein Denkmal demontiert wurde: Rolf Brack, einer der renommiertesten Handball-Lehrer des Landes, Sportwissenschaftler an der Universität Stuttgart und mittlerweile Schweizer Nationaltrainer, wurde nach neun Jahren entlassen. Es war, jedenfalls außerhalb des Zollernalbkreises, eine unpopuläre Entscheidung, zum Abschluss einer überwiegend erfolgreichen Zeit gab es sogar ein paar böse Worte von beiden Parteien. Zugleich war es aber auch die Chance für Gaugisch, der im Januar übernehmen durfte.

Neun Monate später reist der Klub auf dem Papier als Spitzenmannschaft zum Punktspiel gegen die Füchse Berlin (17.15 Uhr, Max-Schmeling-Halle). Im Moment belegen die Balinger Rang drei, und das hat mit den jüngsten Resultaten zu tun: Innerhalb von sieben Tagen haben sie beinahe so viele Punkte geholt, nämlich sieben, wie in der gesamten Rückrunde der vergangenen Saison, da waren es neun. In den Fokus sind die Schwaben aber vor allem deshalb gerückt, weil sie in ihrer Heimspielwoche zunächst Serienmeister THW Kiel und wenig später auch überraschend den HSV Handball besiegten, ironischerweise mit dem gleichen Resultat: 22:21. „Ich bin jetzt in meinem fünften Jahr Trainer“, sagt der 40 Jahre alte Gaugisch, „aber das war die mit Abstand verrückteste Woche.“

Erst recht bei einem Blick auf die Vorgeschichte. Sportlich wäre die HBW gar nicht für die Bundesliga startberechtigt gewesen. Unter Gaugisch hatten die Balinger Platz 16 belegt, der für gewöhnlich den Abstieg bedeutet. Allein, es war kein gewöhnlicher Sommer: Weil der finanziell taumelnde HSV zunächst keine Lizenz bekam, blieben die Balinger der Liga doch erhalten. Dachten sie zumindest. Nachdem den Hamburgern im dritten und letzten Anlauf doch noch die Lizenz erteilt worden war, klagten die HBW-Verantwortlichen vor dem Landgericht Dortmund schließlich ihr Startrecht ein. Nun starten zum ersten Mal in beinahe 50 Jahren 19 statt 18 Teams in der Bundesliga. „Für unsere Planung war diese Zeit eine Katastrophe“, sagt Gaugisch. „Ich habe mit vielen Spielern gesprochen, die bereit waren, zu uns zu wechseln – aber in welche Liga bitteschön?“

Mittlerweile haben sie Planungssicherheit, „und sportlich haben wir die Erwartungen bisher weit übertroffen“, sagt Gaugisch. Am Saisonziel Klassenerhalt ändere sich trotzdem nichts, betont der Trainer. „Ich bin realistisch genug um zu wissen, dass wir Kiel und den HSV in drei, vier Wochen nicht mehr schlagen können, weil ihre Mannschaften dann richtig eingespielt sind.“

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