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Börge Lund, 33, spielt seit sechs Jahren in der Handball-Bundesliga. Berlin ist für den 188-fachen norwegischen Nationalspieler die vierte Station in Deutschland. Nach seinem Wechsel in die Bundesliga spielte er zunächst für die HSG Nordhorn. Anschließend trug der 1,96-Meter-Mann drei Jahre das Trikot des THW Kiel, ehe er zu den Rhein-Neckar Löwen wechselte. Lund, der auf der Rückraum-Mitte zu Hause ist, bringt viel Erfahrung mit. 2010 gewann er mit dem THW Kiel die Champions League. Foto: dpa ]

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Füchse-Neuzugang Börge Lund im Interview: „Ich bin nicht mehr so verbissen“

Der norwegische Nationalspieler Börge Lund über seinen Wechsel in die Handball-Bundesliga zu den Füchsen, die Eigenheim-Suche in Berlin und den übertriebenen Ehrgeiz vergangener Tage.

Herr Lund, vor zwei Wochen haben die Füchse Ihre Verpflichtung bekannt gegeben. Wie waren die ersten Tage in Berlin?

Ich bin nett begrüßt worden, genau wie auf meinen vorherigen Stationen in der Handball-Bundesliga. Im Gegensatz zu Nordhorn, Kiel und Mannheim werde ich allerdings ein wenig länger brauchen, um die Stadt zu erkunden und besser kennenzulernen. Es ist alles so riesig hier. Ich bin ja in einer norwegischen Kleinstadt aufgewachsen und habe in meiner Karriere nie in einer Metropole wie Berlin gespielt. Zu meiner Mannheimer Zeit habe ich mit meiner Familie auch in einem kleinen Dorf gewohnt, das liegt mir irgendwie mehr. Trotzdem freue ich mich auf die Zeit in Berlin.

Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?

Ich war am Montag unterwegs und habe mir ein paar Häuser angesehen. Meine Familie kommt Ende Juli nach Berlin, dann wird meine Frau sicher die Entscheidung treffen, welches Haus wir nehmen. Auf jeden Fall eines mit Garten, damit sich mein Sohn austoben kann. Wir müssen auch noch eine Schule für ihn finden. Aber er spricht ja schon jetzt besser Deutsch als sein Vater.

Berlin ist bereits Ihre vierte Station in Deutschland. Füchse-Manager Bob Hanning betont, Sie wollten unbedingt zu den Füchsen. Warum?

Das hat verschiedene Gründe. Ich will meine Karriere auf einem hohen Level beenden – und die Bundesliga ist nun mal die größte und stärkste Handball-Liga der Welt. In Mannheim gab es zudem Probleme mit dem Trainer, der mit mir nicht mehr zufrieden war. Aber dazu will ich mich nicht weiter äußern, das Kapitel ist abgeschlossen. Grundsätzlich hat mich das Konzept der Füchse überzeugt. Der Klub ist kontinuierlich und vernünftig gewachsen. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass diese Entwicklung weitergeht.

Sie sprechen vom Karriereende. Bedeutet das, dass nach Ablauf ihres Zwei-Jahres- Vertrags bei den Füchsen Schluss ist?

Vielleicht, das hängt ganz von meiner physischen Verfassung ab. Ich versuche einfach, auf die Signale meines Körpers zu hören. Andererseits kenne ich keinen Handballer in meinem Alter, der gänzlich schmerzfrei ist. Man darf einfach nicht übertreiben und muss wissen, wann Schluss ist.

Wegen der hohen Belastung verzichten viele Handballer im fortgeschrittenen Alter darauf, für ihre Nationalmannschaft zu spielen, auch Ihr Teamkollege Iker Romero handhabt das so. Werden Sie weiterhin für Norwegen spielen?

In der Tat ist es ratsam, das Pensum im Nationalteam herunterzuschrauben, wenn man bis zum Karriereende in der Bundesliga spielen möchte. Bis zu einem gewissen Alter steckt man die Belastung noch locker weg, irgendwann stellen sich aber automatisch die ersten körperlichen Beschwerden ein. Bisher habe ich noch keinen Plan, wann ich aus dem Nationalteam zurücktreten werde. Ich werde mich zu diesem Thema noch mit meinem Nationaltrainer austauschen.

Gibt es schon Pläne für die Zeit nach der aktiven Karriere?

Ja, ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit meinem Heimatverein Bodö HK. Die Verantwortlichen haben bereits vor ein paar Jahren nachgefragt, ob ich irgendwann einen Posten im Klub bekleiden möchte. Ich bin zwar kein Manager-Typ, aber ich kann mir gut vorstellen, eines Tages als Trainer mit dem Nachwuchs zu arbeiten. Bis dahin gilt meine Konzentration den Füchsen.

Sie wurden vor allem als entlastende Kraft für Spielmacher Bartlomiej Jaszka geholt.

Das stimmt. Wir sind ziemlich unterschiedliche Spielertypen. Bartlomiej Jaszka lebt von seinem Antritt und seiner Geschwindigkeit, ich dagegen eher von meiner Physis. Das ist auch der Grund dafür, dass ich meine Stärken eher im Defensivbereich sehe.

Den THW Kiel haben Sie einst mit der Begründung verlassen, Sie bekämen insbesondere in der Offensive zu wenige Spielanteile. Sehen Sie diese Gefahr nicht auch in Berlin?

Ich bin da mittlerweile nicht mehr so verbissen wie früher. Entscheidend ist, dass jeder seine Rolle kennt und der Mannschaft in den Situationen hilft, in denen sie Hilfe braucht – egal, ob Spieler X jetzt 10 Minuten auf dem Feld steht oder Spieler Y 40 Minuten. Das war im vergangenen Jahr auch die große Stärke der Füchse: Kein Spieler nimmt sich zu wichtig.

Welchen Einfluss hatte das gute Abschneiden der Füchse in der vergangenen Champions-League-Saison auf Ihre Entscheidung zugunsten Berlins?

Ich habe mit großem Interesse die Geschichte der Füchse verfolgt. Wir standen ja im Jahr 2011 mit den Rhein-Necker-Löwen ebenfalls im Final-Four-Turnier, 2010 haben wir den Pokal mit dem THW Kiel gewonnen – eine großartige Erfahrung. Für meine Entscheidung war der Erfolg der Berliner im Europapokal allerdings zweitrangig. Die Mannschaft hat eine ebenso starke Bundesliga-Saison gespielt, das war für mich entscheidend, obwohl es beinahe ein bisschen untergegangen wäre.

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