zum Hauptinhalt
Markus Richwien verlässt die Füchse im Sommer.

© Imago

Füchse-Spieler Markus Richwien: Ein Gesicht wird ausgemustert

Markus Richwien verlässt nach acht Jahren die Füchse. "Ich hatte eine schöne Zeit in Berlin", sagt er, "deshalb finde ich es schade, dass sich unsere Wege jetzt trennen".

Wenn er einen Tag aus dem Kalender tilgen könnte, müsste Markus Richwien nicht lange überlegen: Die Wahl fiele auf den 11. November 2012. Ist zwar schon ziemlich lange her, aber im Grunde beginnt in diesem Heimspiel der Füchse Berlin gegen den TBV Lemgo eine Negativspirale, aus der sich der Rechtsaußen des Berliner Handball-Bundesligisten nicht mehr befreit hat in den letzten Monaten und Jahren. Richwien springt in den Kreis, schließt ab – und bleibt verletzt liegen. Diagnose: Bänderriss im Sprunggelenk. Für Richwien der Anfang vom Ende. Trotz erfolgreicher Reha wird er nicht mehr zum Nationalteam eingeladen, auch im Verein kommt er nur sehr selten zum Einsatz. „Am liebsten würde ich das vergessen“, sagt Richwien, aber so einfach ist das nicht. Weil der sportliche Abstieg in dieser Woche in der Nachricht mündete, dass sein Klub den im Sommer auslaufenden Vertrag mit dem 28-Jährigen nicht verlängert. Im Gegensatz zu Denis Spoljaric, Colja Löffler, Jesper Nielsen und Mattias Zachrisson.

Nun ist die Personalie Richwien keine x-beliebige. Acht Jahre hat der gebürtige Magdeburger für die Füchse gespielt, hat den Bundesliga-Aufstieg ebenso mitverantwortet wie den weiteren Werdegang des Vereins, der längst zur Bundesliga-Spitze zählt. Neben Torhüter Petr Stochl ist Richwien dienstältester Spieler im Kader, andererseits war sein Wechsel in Anbetracht seiner Einsatzzeiten absehbar. „Ich hatte eine schöne Zeit in Berlin“, sagt er, „deshalb finde ich es schade, dass sich unsere Wege jetzt trennen.“ Ins Detail will der Außenspieler nicht gehen.

Die Begründung für die Trennung erscheint zumindest fragwürdig. „Wir können die Rechtsaußenposition wirtschaftlich nicht mit zwei gleichwertigen Spielern besetzen“, ließ sich Füchse-Manager Bob Hanning in einer Pressemitteilung zitieren. Dass die Konstellation mit Richwien und seinem Konkurrenten Mattias Zachrisson in dieser Saison genau so existiert, wird mit keiner Zeile erwähnt. Dass Richwien im Vorjahr gemeinsam mit Johannes Sellin ein starkes Duo bildete ebenso wenig. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass man im Verein nicht mehr zufrieden war mit Richwiens Leistungen, unter vorgehaltener Hand ist von fehlender Emotionalität die Rede. Auch Richwien soll genervt gewesen sein – von der Verlegung der Trainingsstätte aus Charlottenburg nach Hohenschönhausen, obwohl er das bestreitet: „Es war vielmehr so, dass ich nach meiner Verletzung keine echte Chance mehr bekommen habe.“

Nach Richwiens Genesung spielte in der Vorsaison zunächst Johannes Sellin, und der Ersatzmann tat dies so beständig und gut, dass Richwien nicht mehr an ihm vorbeikam. Als Sellin im Sommer nach Melsungen wechselte und die Füchse den weitestgehend unbekannten Schweden Zachrisson verpflichteten, galt Richwien als gesetzt. Dieser Eindruck bestätigte sich im ersten Pflichtspiel des Jahres, in der Qualifikation zur Champions League spielte er von Beginn an – und saß danach auf der Bank oder sogar auf der Tribüne.

„Ich kann verstehen, dass Markus enttäuscht ist“, sagt Hanning, „zumal er den Verein bei großen Events immer vorbildlich repräsentiert hat.“ Weshalb Richwien bei Fans und Sponsoren zu den populärsten Spielern zählt. „Er ist ein Gesicht der ersten Stunde“, sagt Hanning. Wie der Verein Richwiens Nachfolge regeln wird, ist noch nicht klar, ebensowenig dessen Zukunft. Richwien sagt: „Vielleicht gehe ich ins Ausland.“ Hauptsache, er darf endlich mal wieder spielen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false