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Mit Urgewalt. Der Berliner Torsten Laen kommt gegen die Rhein-Neckar-Löwen frei zum Wurf.

© dapd

Füchse unter Erfolgsdruck: Nur nach Hause geh’n wir schon

Die Füchse spüren im Spitzenspiel die gewachsenen Ansprüche ihrer Fans. Ein Unentschieden gegen die Rhein-Neckar Löwen ist kein Grund mehr, groß zu feiern.

Ein wenig gewundert hat sich Markus Richwien schon. Nach dem 28:28 in einem emotionalen Spiel gegen das Champions-League-Team Rhein-Neckar Löwen machte der Rechtsaußen des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin auf den Rängen einige Zuschauer aus, die nach dem Schlusspfiff ziemlich schnell aufhörten zu klatschen und sich heimwärts wandten. „Wenn wir gewonnen hätten, wären wir noch längere Zeit von allen eine Weile gefeiert worden“, sagt er. Der 25-Jährige möchte seinen Eindruck von Sonntagabend in der Schmeling-Halle keinesfalls als Kritik verstanden wissen, sondern als bloße Beobachtung in einer wichtigen Entwicklungsphase beim Überraschungsdritten der Bundesliga. „Alle sind momentan ziemlich euphorisiert. Wir, die Fans und das gesamte Umfeld“, sagt Richwien, „aber wie weit wir wirklich in der Fankultur sind, zeigt sich erst bei Punktverlusten.“

Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, der erzählt, er habe die Atmosphäre in der Halle mit rund 9000 Zuschauern „ohne Einschränkung genossen“, weist diese Aussage keinesfalls zurück. „Wir sind ja noch in einem Wachstumsprozess, der braucht seine Zeit“, sagt er und blickt weiter nach vorn: „Es wird noch Rückschläge geben, und Krisen übersteht man nur mit den Fans, die auch dann bedingungslos hinter einem stehen.“ Anhänger für die Momentaufnahme benötige er nun wirklich nicht.

Aber diese Gefahr bestehe ja bei den Füchsen auch nicht, sagt Bob Hanning. Aus Sicht von Markus Richwien ist die Rechnung ganz einfach: „Zeigen wir Emotionen auf dem Spielfeld, kommt Gleiches auch von den Rängen. Dieses Wechselspiel führt letztlich zu einem Qualitätsschub.“

Kein Wunder also, dass die Füchse so großen Wert auf die Entwicklung ihres Zuschauerpotenzials legen. Dabei werden sie auch weiterhin Karten für soziale Zwecke verschenken, aber laut Hanning „diesen Anteil unter zehn Prozent begrenzen“. Die Kartennachfrage sei generell deutlich gewachsen. „Aber auch die Anzahl meiner Freunde erhöht sich nun täglich.“ Aber er wisse diesen Umstand sehr realistisch einzuschätzen, niemand müsse die Füchse bei ihrem derzeitigen Höhenflug erden. Hanning spricht von einem Märchen, das sich am Sonntag durch das Kapitel Rhein-Neckar Löwen fortgesetzt habe. So ganz stimme das Bild vom Märchen auch wieder nicht, merkt Hanning. Schließlich könne man nicht sagen: Es war einmal ... Möglich, dass der Höhenflug der Berliner noch anhält.

In der Gegenwart stehen Spieler wie Markus Richwien dafür, dass es weiter aufwärtsgeht. Niemand hatte eine 5:3-Punkte-Bilanz gegen die Top-Teams aus Kiel, Flensburg, Hamburg und Mannheim erwartet. Es müssen aber nicht die letzten Überraschungen gewesen sein. Nach monatelanger Verletzungspause, die ihn die gesamte Saisonvorbereitung kostete, hatte Richwien gegen die Rhein-Neckar Löwen einen starken Auftritt. Der Linkshänder traute sich auch Würfe aus der zweiten Reihe zu, und bei seinen Aktionen von außen fiel auf, dass er seine Treffsicherheit wieder verbessern konnte. „Das hat etwas mit dem Selbstvertrauen zu tun. Wenn man gut trainieren kann und im Spiel die Unterstützung erhält, geht es halt aufwärts“, erklärt er. Die Euphorie um die Füchse helfe natürlich ebenfalls sehr.

Deshalb sei er zuversichtlich, nunmehr über konstante Leistungen auch wieder ins Blickfeld des Bundestrainers zu kommen. Nicht zuletzt mit Hilfe der Füchse-Fans.

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