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Mit ausgebreiteten Armen. Torhüter Silvio Heinevetter und die Füchse bereiteten dem THW Kiel am Sonntag einen schönen Aufenthalt in der Max-Schmeling-Halle. Die Berliner konnten der guten Leistung des deutschen Handball-Meisters nichts entgegen setzen.

© imago sportfotodienst

Update

Füchse verlieren Spitzenspiel: Meister Kiel trumpft in Berlin groß auf

Der THW Kiel lässt den Füchsen im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga keine Chance und gewinnt sicher 33:29. Die Berliner können nur kämpferisch dagegenhalten - zu wenig, um gegen den Meister zu bestehen.

Dagur Sigurdsson musste sich gar nicht großartig um eine Erklärung bemühen, das hatte sein Landsmann bereits ganz vorbildlich erledigt. Neben dem Trainer der Füchse Berlin saß also Alfred Gislason, der Coach des THW Kiel, und sagte ein paar Sätze, die man ganz selten von ihm zu hören bekommt. „Ich bin heute sehr, sehr zufrieden“, konstatierte der Isländer und bekennende Verweigerer des Superlativs, „das war mit Abstand das Beste, was meine Mannschaft in dieser Saison gespielt hat.“

Damit hatte sich schon die Frage erledigt, ob das 29:33 (12:18) der Füchse im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den THW ein Resultat eigener Unzulänglichkeit gewesen war, oder ob der Rekordmeister einfach überragend gut gespielt hatte. Sigurdsson musste nur noch zustimmend nicken. So chancenlos wie gegen den deutschen Rekordmeister hatte sich seine Mannschaft schon lange nicht mehr präsentiert. „Es war bestimmt nicht unser schlechtester Tag, aber wir hatten einen sensationellen Gegner“, sagte Sigurdsson.

Durch die zweite Heimniederlage der Saison verpassten die Berliner vor der dank einer Zusatztribüne geschaffenen Rekordkulisse von 10 000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz. Und irgendwie vermasselten sie sich auch einen Nachmittag, der mit einer für den Klub zweifellos freudigen Nachricht eingeläutet worden war: Unter lautstarkem Jubel der Anhänger und vor den Augen von Bundestrainer Martin Heuberger und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit hatte Vereinspräsident Frank Steffel die Vertragsverlängerung mit Manager Bob Hanning um weitere fünf Jahre bekannt gegeben. So laut wie bei dieser Bekanntgabe sollte es aber in den folgenden zwei Stunden nicht mehr werden in der Schmeling-Halle, dafür sorgten die Gäste.

Das Duell zwischen der statistisch besten Abwehr und der treffsichersten Offensive der Liga entschieden die Kieler bereits frühzeitig für sich. Nach einer Viertelstunde hatten sie der hochgelobten Deckungsreihe der Füchse bereits zehn Tore eingeschenkt (10:6). Dass die Berliner ihrerseits Probleme im Angriff hatten, resultierte aus dem guten Rückzugsverhalten des THW, das wiederum eine große Berliner Stärke eliminierte: den Gegenstoß. In der ersten Hälfte gelang den Füchsen kein Kontertor, vielmehr rieben sie sich geschlossen in der gegnerischen Defensive auf. Und hätten Bartlomiej Jaszka sowie Konstantin Igropulo mit seinen sechs Treffern in der ersten Halbzeit nicht einen glänzenden Tag erwischt, die Partie wäre bereits zur Pause entschieden gewesen. So erinnerte das Halbzeitergebnis immerhin an die in dieser Saison vermeintlich beendete Kieler Dominanz der vergangenen Jahre – 12:18.

Angesichts der geringen Erfolgsaussichten bediente sich Sigurdsson zu Beginn der zweiten Halbzeit eines riskanten Mittels, das an diesem Tag auch Ausdruck der Berliner Hilflosigkeit war: Er opferte Torhüter Silvio Heinevetter bei eigenem Ballbesitz für einen siebten Feldspieler, um dauerhaft eine Überzahlsituation zu erzeugen. Allerdings erwiesen sich die Kieler als viel zu clever für dieses taktische Spielchen, nach erzwungenen Ballgewinnen konnten sie den Ball sogar zwei Mal ins leere Tor werfen. Ebenso wenig ließen sich die Gäste von der nun wesentlich offensiveren Deckung der Füchse beeindrucken, kurzum: Nach 45 Minuten drohte den Gastgebern ein Debakel (18:27), wenngleich die Berliner körperlich und emotional viel investierten.

„Wir haben gekämpft, aber es war nicht unser Tag“, sagte Kapitän Iker Romero. Und der Spanier lieferte die Erklärung dafür auch gleich mit: „Kiel hat einfach weniger Fehler gemacht als wir.“ Zwei mächtige Rückraumwürfe von Fabian Wiede brachten die Berliner zwar noch einmal heran und belebten die Kulisse. Am Ende aber bejubelten die Kieler Anhänger einen Auswärtssieg. „Wir waren in der Schlussphase ein bisschen übermütig, weil der Vorsprung zwischenzeitlich so groß war“, sagte Gislason. Unter die Gesänge der Kieler mischte sich schließlich sogar noch Genugtuung für das in der Vorsaison in Berlin erlebte: Da hatten die Füchse beim 26:26 die mehr als einjährige Serie der Kieler ohne Punktverlust durchbrochen. „Heute hätten wir von einem Remis gar nicht weiter weg sein können“, sagte Romero. Auch wenn das Ergebnis diese Erkenntnis nicht unbedingt zuließ.

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