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Herthas Trainer Jos Luhukay erlaubt seinen Spielern Grätschen nur in Notsituationen.

© dpa

Fünf Gelb-Sperren drohen: Warum Hertha mit wenigen Fouls auskommt

Auch wenn fünf Spielern eine Gelbsperre droht – Hertha BSC kommt mit wenigen Fouls aus. Jos Luhukay hält seine Spieler zu Fairplay an.

Die personelle Situation bei Hertha BSC ist vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 alles andere als komfortabel. Fabian Lustenberger, Tolga Cigerci, Alexander Baumjohann, Änis Ben-Hatira und Marcel Ndjeng fehlen, und weitere Ausfälle sind bei dem Berliner Fußball-Bundesligisten nur eine Frage der Zeit. Gleich fünf Spieler kann es jederzeit erwischen – weil sie alle in dieser Saison schon vier Gelbe Karten gesehen haben und nach der nächsten Verwarnung für ein Spiel gesperrt wären.

"Das verunsichert uns nicht"

Mit Peter Pekarik, Hajime Hosogai, Sebastian Langkamp, Tolga Cigerci und Ronny sind es zudem nicht die unwichtigsten Spieler, die von einer Sperre bedroht sind. Und trotzdem sagt Herthas Trainer Jos Luhukay: „Das verunsichert uns nicht.“ Mit der Gefahr taktisch umzugehen, wie es Armin Veh getan hat, ist für ihn keine Option. Frankfurts Trainer hat Sebastian Rode gegen die Bayern und Carlos Zambrano in Dortmund auf die Bank gesetzt, damit sie ihm gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf auf jeden Fall zur Verfügung stehen. Luhukay geht die Sache eher fatalistisch an. Es kommt, wie es kommt. „Ich werde die Spieler nicht darauf ansprechen, dass sie das im Hinterkopf haben – weil: Dann passiert es“, sagt er. „Ein Spieler muss unbelastet in die Spiele gehen.“

Vierte Gelbe Karte schon am elften Spieltag

Die drohende Sperre „darf keine Rolle spielen“, findet auch Innenverteidiger Sebastian Langkamp. „In gewissen Situationen muss man hart zur Sache gehen, vielleicht auch ein taktisches Foul begehen, um der Mannschaft zu helfen. Da darf man nicht zurückziehen.“ Bei ihm als Innenverteidiger dürfte die Gelbsperre in dieser Saison kaum zu vermeiden sein. „Das weiß man nicht“, sagt Langkamp. „Ich bin selbst gespannt. Bisher hat es ganz gut geklappt.“ Bereits am elften Spieltag hat er seine vierte Gelbe Karte gesehen, seitdem hat er zehn weitere Einsätze unbeschadet überstanden. Peter Pekarik ist sogar schon elf Spiele ungeschoren davon gekommen. Bei Ronny und Cigerci sind es je vier und bei Hosogai sieben.

Neben dem VfB Stuttgart ist Hertha der einzige Bundesligist, der in dieser Saison noch ohne Gelbsperre geblieben ist. Granit Xhaka, der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach, hat es ganz alleine schon auf zwei gebracht. Vom Platz geflogen ist bei den Berlinern in dieser Spielzeit nur Sandro Wagner (Gelb- Rot gegen Stuttgart). Auch deshalb liegt Hertha in der offiziellen Fairplay-Wertung der Bundesliga hinter Bayern München, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach auf Platz vier.

Luhukay legt wert auf faires Spiel

Zufall ist das ebenso wenig wie Ausdruck einer pazifistischen Grundhaltung. Die Vorstellung, dass es auf dem Fußballplatz auch mal ordentlich krachen muss, wird von der Boulevardpresse zwar immer noch gern verbreitet, sie gilt bei den Modernisten des Sports inzwischen allerdings als weitgehend überholt. Zu diesen Modernisten gehört auch Jos Luhukay. Dass er großen Wert auf faires Spiel legt, ist kein Selbstzweck; es dient ihm eher als Beleg dafür, dass seine Mannschaft geschickt austariert ist und auf dem Feld über eine gute Raumordnung verfügt.

Grätschen nur in Notsituationen

Zum einen werden die eigentlichen Defensivspieler Herthas durch das offensive Pressing entscheidend entlastet. Sie geraten dadurch im besten Fall gar nicht erst in die prekäre Lage, dass sie sich zu Fouls genötigt sehen. Zum anderen schaffen es die Berliner in den sensiblen Zonen vor dem eigenen Tor Eins-gegen-eins-Situationen weitgehend zu vermeiden. In Ballnähe, nicht weiter als sechs, sieben Meter entfernt, soll sich immer noch ein Kollege zur Absicherung befinden, der im Zweifel eingreifen kann. Auch das befreit die Verteidiger davon, jeden Zweikampf mit vollem und damit unkalkulierbarem Risiko bestreiten zu müssen.

Luhukay hat vor allem „dumme Fouls“ mit einem Bann belegt, Fouls wie die Grätsche von Sami Allagui, die den Mainzern am vergangenen Sonntag einen Elfmeter einbrachte und Hertha den Sieg kostete. „Grundsätzlich erlaube ich Grätschen nur in Notsituationen“, sagt Luhukay. „Um einen Schuss zu blocken oder eine Flanke zu verhindern – aber nicht, um den Gegner zu treffen.“

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