zum Hauptinhalt

Sport: Für eine Hand voll Euro

Spandaus Wasserballer holen einen Spanier

Berlin - Manchmal baut Gabriel Hernandez Paz ein paar deutsche Wörter in die Unterhaltung ein. Und dann ist man so überrascht, dass man ihn erst mal gar nicht versteht. Erst seit Ende September ist der Spanier in Berlin, viel Zeit zum Deutschlernen hatte er also noch nicht. Das soll ab Montag anders werden, denn dann beginnt sein Unterricht an einer Sprachenschule: ein halbes Jahr, fünf Tage die Woche, jeweils fünf Stunden am Tag. „Für Spanier ist es schwer, Deutsch zu lernen“, sagt Hernandez Paz ein wenig bekümmert.

Den 29-Jährigen erwarten in Berlin allerdings noch ganz andere Herausforderungen. Denn Gabriel Hernandez Paz ist der neue Spielmacher beim Deutschen Wasserballmeister Wasserfreunde Spandau 04. Der Mann aus Barcelona, seit 1992 Spieler der spanischen Nationalmannschaft, kann zahlreiche Erfolge vorweisen: Weltmeister 2001, Vizemeister der Weltliga 2002, Vizeweltmeister 1994. Als „einen Spieler mit Weltklasseformat“ bezeichnet ihn deshalb Trainer Peter Röhle. Der Verein setzt große Hoffnungen in den Zugang, der einen Vertrag bis Juli 2005 unterschrieben hat. Heute beim Spiel gegen Honved Budapest (20.30 Uhr, Schwimmhalle Schöneberg) bietet sich Hernandez Paz das erste Mal die Gelegenheit, sein Können zu zeigen. „Im Training jedenfalls erbringt er die Leistungen, die wir uns von ihm versprochen haben“, sagt Peter Röhle. Und das ist auch gut so, denn schließlich muss der Weggang von Center Thomas Schertwitis und Abwehrspieler Patrick Weissinger kompensiert werden. „Bisher hatten wir einen Weltklasse-Center, dafür aber keinen Spielmacher von diesem Format, jetzt ist es eben andersherum“, sagt Röhle. „Das gesamte Spiel muss jetzt dementsprechend anders ausgerichtet werden. Wir müssen andere Schwerpunkte setzen.“

Die Mannschaft steckt im Umbruch, und derzeit weiß niemand, ob man an die alten Erfolge anknüpfen wird. Was aber verschlägt dann einen Spieler wie Gabriel Hernandez Paz ausgerechnet jetzt zu Spandau 04? Lebenserfahrung will er sammeln und Deutsch lernen, sagt er – aber „zu 90 Prozent sind es sportliche Gründe, die mich hierher geführt haben“. Die lange Tradition und die Erfolgsgeschichte von Spandau 04, der Name des Vereins, der europaweit Ansehen genießt – das seien die eigentlichen Verlockungen gewesen, sagt Hernandez Paz. Er halte Spandau 04 für eines der europäischen Spitzenteams schlechthin und traue der Mannschaft Großes zu. Die Deutsche Meisterschaft möchte er mit seinem neuen Verein gewinnen und auch „in der Euroleague eine wichtige Rolle spielen“.

Der guten Bezahlung wegen scheint er jedenfalls nicht nach Berlin gekommen zu sein. „Ich kann zwar gut leben von dem Geld, das ich hier verdiene, aber in der spanischen oder italienischen Liga wäre es deutlich mehr“, erzählt Hernandez Paz. Ihm geht es aber auch nicht um die materiellen Dinge. „Es gibt doch so viel anderes im Leben, das einen weitaus mehr bereichern kann.“ Für die Deutschstunden muss er jedenfalls nichts von seinem Gehalt hergeben – die Zahlung übernimmt ein Sponsor.

Sophie Goetze

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false