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Sport: Fürchte die Griechen

Nach der Pleite in Athen verliert Bayer auch in Bremen – und beim 2:3 trifft Werders Stürmer Charisteas zweimal

Von Martin Breutigam

Bremen. Die Stadionregie hatte am Sirtaki offenbar Gefallen gefunden. Unmittelbar nachdem die 2:3 (2:3)-Niederlage von Bayer Leverkusen bei Werder Bremen durch den Abpfiff besiegelt war, dröhnte wieder griechische Tanzmusik aus den Boxen des Weserstadions. Schon zuvor, nach den beiden Toren von Werder-Stürmer Angelos Charisteas, war der Sirtaki gespielt worden. Man durfte dies als respektable Geste im Hinblick auf die Herkunft des 22-Jährigen deuten. Man hätte die Musik aber auch als kleine Gemeinheit in Richtung Leverkusen auslegen können, schließlich wurden diese so noch einmal an das 2:6-Debakel in der Champions League bei Olympiakos Piräus erinnert.

Bayer-Manager Reiner Calmund hatte am Mittwoch nach dem Spiel in Athen von einer bevorstehenden „Todeswoche“ gesprochen. Nun scheiterte Bayer erneut, ausgerechnet beim vermeintlich leichtesten Gegner dieser Woche. Und wieder war ein Grieche maßgeblich beteiligt - Kalinichta, Kirie Calmund! Allerdings: Die nächsten Gegner von Leverkusen sind – Manchester United und Bayern München. Wohl nicht zuletzt deswegen gewann Calmund dem Auftritt in Bremen auch Ermutigendes ab. „Das war heute unsere spielerisch beste Saisonleistung." Fast zum gleichen Fazit kam Trainer Klaus Toppmöller. „Es war zu sehen, dass langsam Fitness und Spielfreude zurückkommen. Wir haben den Gegner in den ersten 20 Minuten klar beherrscht, eine Riesenchance zum 2:0 gehabt, dann aber durch einen unberechtigten Elfmeter den Ausgleich bekommen."

Tatsächlich schien sich Toppmöllers Entscheidung, fast der gleichen Mannschaft wie am Mittwoch das Vertrauen zu schenken, auszuzahlen. Das frühe Führungstor erzielte Thomas Brdaric: Werder-Torwart Pascal Borel hatte einen Schuss von Oliver Neuville aus kurzer Distanz abwehren können – den Abpraller schoss jedoch Brdaric mit einem Fallrückzieher ins Tor. Die halbherzige Art, mit der Bremens Kapitän Frank Baumann in dieser Szene Neuville zu folgen versuchte, war anscheinend ein Ausdruck der Bremer Müdigkeit.

Die Bremer hatten ja nach dem 2:2 bei Metallurg Donezk noch einen Tag weniger zum Ausruhen als Leverkusen nach dem Europacup-Einsatz. Vermutlich wären die Bremer gestern außerstande gewesen, das Spiel umzudrehen, wenn Neuville kurz nach der Führung ins Tor getroffen hätte statt nur den Pfosten. Nach 20 Minuten brüllte Werders Trainer Thomas Schaaf fast verzweifelt etwas ins Feld. „Wacht auf!" Und kurz darauf bot das Spiel ein völlig anderes Bild: Zunächst verwandelte Ailton einen Elfmeter zum 1:1. Der Brasilianer war von seinem Landsmann Lucio gefoult worden – allerdings vor der Strafraumgrenze.

Zwei Minuten später vollendete Charisteas einen Bremer Konter, in dem er den Ball höchst sehenswert aus der Drehung in den Torwinkel schoss. Reiner Calmund prangerte später die taktische Naivität der Leverkusener an: „Auch wenn das 1:1 unverdient war, hätten wir nicht gleich Harakiri spielen dürfen." In der 31. Minute traf Charisteas erneut verblüffend kaltblütig. Werders neuer Mittelfeldregisseur Johan Micoud hatte ihm einen Pass über 50 Meter genau in den Lauf geschlagen. Drei Tore in sieben Minuten. Tore, gegen die Torhüter Frank Juric nichts ausrichten konnte. Zwar leitete ein Fehler von Bremens Krstajic den Leverkusener Anschlusstreffer (Eigentor durch Paul Stalteri, 42.) ein, doch der Ausgleich sollte Bayer trotz bester Chancen in der zweiten Halbzeit nicht mehr gelingen.

Später sagte Thomas Schaaf, seine Mannschaft sei „bis ans Limit gegangen". Nur von Souveränität war nach der Pause nichts zu spüren, aber das konnte auch an der 57. Minute gelegen haben. Da hatte der gerade eingewechselte Dimitar Berbatow Rot gesehen, weil er nach einer Rangelei mit Micoud in dessen Richtung getreten hatte. Überraschend schickte Schiedsrichter Stark aber auch Micoud vom Platz. „Ich habe keine Ahnung, weshalb", sagte der Franzose. „Ich habe nichts gemacht." So sah es auch Schaaf: „Der Platzverweis war ein Witz. Wenn das immer so gepfiffen würde, wäre der Platz nach fünf Minuten leer."

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