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Kinderdienst: Bundesliga: Hoffenheim ist nicht zu stoppen

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Fußball-Bundesliga: Wahnsinnig viel Spaß in Hoffenheim

Hoffenheim kann inzwischen auch Spiele gewinnen, die der Aufsteiger früher verloren hätte. Die Basis dafür wird im Mittelfeld gelegt.

Am Samstagmorgen, ein paar Stunden vor dem Spiel gegen den Karlsruher SC, konfrontierte der Fußballspieler Tobias Weis den Fußballtrainer Ralf Rangnick beim Frühstück mit einem Erlebnis der unangenehm-ungewöhnlichen Art. Da war diese Schwellung des großen Zehs, wahrscheinlich angebrochen beim Duschen (!). Noch im Mannschaftshotel bekam der Mittelfeldmann eine Spritze, dann fuhr Rangnick mit ihm zum letzten Belastungstest auf den benachbarten Bolzplatz. Von der versammelten Dorfjugend liehen sie sich einen Ball, der auf der nächsten Tankstelle erst einmal aufgepumpt werden musste. Weis schoss ein paar mal aufs Tor, blieb schmerzfrei und zählte später zu den überragenden Kräften beim 4:1-Sieg der TSG 1899 Hoffenheim. „Einfach sensationell“, schwärmte Rangnick und strapazierte nach dem badischen Derby mal wieder seine Lieblingsformulierung, mit der er noch immer den unheimlichen Erfolg des Aufsteigers erklärt hat: „Die Jungs arbeiten im Mittelfeld einfach sehr gut gegen den Ball.“

Acht Millionen Euro hat Hoffenheim für Carlos Eduardo gezahlt

Für die spektakulären Szenen im Spiel des Tabellenführers sind die Stürmer Demba Ba, Chinedu Obasi und Vedad Ibisevic zuständig. Die Basis dafür aber wird dahinter gelegt, von den kleinen Laufwundern Carlos Eduardo und Tobias Weis. Der Brasilianer Carlos Eduardo ist der teuerste Spieler, der je in der zweiten Bundesliga gespielt hat. Geschätzte acht Millionen Euro hat Hoffenheim in der vergangenen Saison für den Junioren-Nationalspieler bezahlt, auch der FC Porto soll interessiert gewesen sein. Weis kam ablösefrei, weil er dem VfB Stuttgart 2007 nicht mehr gut genug war. In Hoffenheim hat er sich zur unverzichtbaren Größe entwickelt. Am Samstag lief keiner so viel und so effektiv wie er, dazu leitete sein Steilpass auf Obasi das erste Tor ein.

„Die erste Halbzeit war gut“, befand Weis, als er nach getaner Arbeit aus der Kabine humpelte. „Aber die zweite war sehr gut.“ Entscheidenden Anteil daran hatte der eingewechselte Sejad Salihovic. Das erlösende 2:1 bereitete er mit einem langen Pass auf Ibisevic vor, die Tore drei und vier fielen nach Standardsituationen – einem Eckball und einem Freistoß, getreten jeweils von Salihovic.

Bei Hertha war Salihovic ein Riesentalent,in Hoffenheim prägt er das Spiel

Der 23-jährige bosnische Nationalspieler, vor gut zwei Jahren von Hertha BSC gekommen, hat in Hoffenheim den Sprung vom großen Talent zur das Spiel prägenden Persönlichkeit geschafft. „Unser Erfolgsgeheimnis ist, dass wir alle wahnsinnig viel Spaß haben“, sagte Salihovic. „Aber den Spaß müssen wir uns hart erarbeiten. Es ist ja nicht so, dass das alles zufällig passiert. Das Training hier kostet viel Kraft, sehr viel mehr als in Berlin.“

Den Erfolg des laufintensiven Hoffenheimer Spiels bekommt die Bundesliga mit jeder Woche unangenehmer zu spüren. „Mittlerweile gewinnen wir auch Spiele, die wir früher verloren hätten“, sagt Manager Jan Schindelmeiser. Am Mittwoch bog Hoffenheim in Bochum zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem 5:2 in Hannover noch einen Rückstand zum Sieg um, und auch gegen Karlsruhe wurde der Aufsteiger nicht nervös, als es nach gefühlt 15:1 Chancen zur Halbzeit nur 1:1 stand. „Das Gegentor war unglücklich, die Reaktion der Mannschaft danach war bemerkenswert“, sagte Ralf Rangnick.

Das größte, weil ehrlichste Kompliment kam vom Gegner. „Wir wollten heute mal richtig eklig sein“, gab Karlsruhes Kapitän Christian Eichner zu. „Wir wollten kratzen, spucken, beißen, aber die waren einfach zu gut.“

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