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Trainer Roger Schmidt von Leverkusen steht unter Druck.

© dpa

Fußball-Bundesliga: Wird nach Valérien Ismaël auch Roger Schmidt gegrillt?

Der HSV verliert 0:8, und jetzt? Grillen mit den Fans? Grillen ist überhaupt das Stichwort, findet unser Kolumnist.

Die stärkste Heimmannschaft der Liga hat wieder gewonnen. Es ist ääähhh … tatsächlich … Hertha BSC! Mit neun Siegen zu Hause steht man sogar vor Bayern München! Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass beim 2:0 gegen Frankfurt das erste Tor möglicherweise Abseits gewesen ist. Oder auch nicht? Wenn die Experten sich sechs Mal die Wiederholung anschauen und dann immer noch zu unterschiedlichen Bewertungen kommen, kann man wohl nicht von einer Fehlentscheidung sprechen. Dieses Spiel hatte zwar nicht mal den Unterhaltungswert einer Vorabendserie. Und es wird sicherlich im kollektiven Bewusstsein der Berliner Fußballfans auch keinen Ehrenplatz einnehmen. Aber erstaunlich ist die Heimserie von Hertha BSC schon. Und der fünfte Platz in der Tabelle auch.

Vor allem, wenn man bedenkt, wie andere Mannschaften mit ganz anderen Etats derzeit abschneiden. Letzte Woche haderte Hertha mit einem zu späten Abpfiff gegen Bayern München und kassierte so einen unglücklichen Ausgleich. Was soll man da beim HSV sagen? Um überhaupt von einer gewissen Chancengleichheit zu sprechen, hätte der Referee die Partie in München gar nicht anpfeifen dürfen. Wie kann eine gestandene Bundesligamannschaft 0:8 in München verlieren? Wollen sie jetzt wieder grillen? Mit ihren Fans? Wie vor vier Jahren, als sie an gleicher Stätte 2:9 verloren? Ich fürchte, in Hamburg vergeht ihnen langsam der Appetit.

Alles eine Frage der Interpretation

Es ist nicht ganz auszuschließen, dass auch in Leverkusen kurzfristig gegrillt wird. Und zwar Trainer Roger Schmidt. Es ist natürlich alles eine Frage der Interpretation. Aber ich befürchte, es ist kein gutes Zeichen, wenn der Sportdirektor Rudi Völler das Stadion bereits nach elf Minuten (!) verlässt. Das Spiel dauert ja eigentlich doch etwas länger.

Ähnlich sieht es in Wolfsburg aus. Wo die Grillsaison mit der Verpflichtung von Trainer Valérien Ismaël erst mal so richtig eingeläutet wurde. Dieter Hecking wurde am 8. Spieltag bei Wolfsburg entlassen, weil seine Mannschaft lediglich 14ter war. Nun raten Sie mal, auf welchem Platz Wolfsburg heute steht und wer nicht mehr Trainer ist? Genau, die Holzkohle glüht in Wolfsburg weiter.

Nichts zu befürchten hat dagegen der Trainer des SC Freiburg, Christian Streich. Er steht mit seiner Mannschaft auf Platz 9, und das mit einem Etat, mit dem die Hamburger gerade mal ihre neuen Trainer finanzieren. Nach der 0:3-Niederlage gegen Dortmund räumte Streich ein, das Ergebnis sei auf taktische Fehler seinerseits zurückzuführen.

Das ist souverän. Freiburg liegt derzeit acht Punkte vor Wolfsburg und zehn vor Hamburg. Im Breisgau erwärmen sie sich am Spiel ihrer Mannschaft. In Wolfsburg und Hamburg muss der Grill herhalten.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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