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Simone Laudehr (6) bejubelt gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen ihr Tor zum 1:0.

© dpa

Fußball-EM: Deutsche Frauen nach Sieg über Italien im Halbfinale

Wieder nicht gut gespielt, aber immerhin gewonnen. Die deutschen Fußballerinnen schlagen Italien im EM-Viertelfinale 1:0. Simone Laudehr erzielt frühzeitig das Tor des Tages für das Team von Silvia Neid.

Mit der Rückkehr zu mehr Erfahrung hat die deutsche Frauen-Nationalmannschaft nach der enttäuschenden Vorrunde ein 1:0 (1:0) gegen Italien und das Halbfinale der Europameisterschaft in Schweden erreicht. Simone Laudehr erzielte vor 9.265 Zuschauern im brütend heißen Stadion von Växjö in der 26. Minute den Treffer zum zweiten Sieg im vierten Turnierspiel. Bundestrainerin Silvia Neid hatte zunächst auf ihre talentierte Spielmacherin Dzsenifer Marozsan (21) und auch auf Melanie Leupolz (19) verzichtet und damit Platz gemacht für Anja Mittag (28), die wie Laudehr (27) zu den Weltmeisterinnen von 2007 gehört.

Nach dem Erfolg im Viertelfinale, mit dem das schlechteste EM-Abschneiden in der DFB-Geschichte verhindert wurde, trifft der siebenmalige Europameister am Mittwoch in Göteborg auf Schweden, der durch ein 4:0 gegen Island ins Semifinale einzog. Um den Gastgeber zu schlagen, der nur im ersten Spiel gegen Finnland (1:1) nicht gewann, und im Finale am Sonntag in Solna bei Stockholm den Titel zu verteidigen, muss sich die Mannschaft von Neid aber weiter steigern.

Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock waren rechtzeitig in Südschweden eingetroffen. Eigentlich wollte die Verbandsspitze erst zum Halbfinale anreisen, aber nachdem Kritik an Neid wegen der Ergebnisse in den Gruppenspielen laut geworden war, sollten die Trainerin und ihr Team demonstrativ durch ihre Anwesenheit unterstützt werden. Mitgekommen als spezielles „Maskottchen“ war auch Ex-Präsident Theo Zwanziger, der ein großer Förderer des Frauen-Fußballs war. Vielleicht war das Trio auch erschienen, um wenigstens ein EM-Spiel noch live erleben zu können. Denn die DFB-Frauen, die vor zwei Jahren als WM-Gastgeber im Viertelfinale enttäuschend an Japan scheiterten, waren stark unter Druck geraten. Letztlich hielten sie ihm stand und gewannen verdient.

Neid hatte die Startelf umgestellt. Drei Änderungen gab es im Vergleich zum 0:1 gegen Norwegen, der ersten EM-Niederlage seit 20 Jahren. Jennifer Cramer kam nach ihrer Gelbsperre ebenso ins Team wie die zuletzt erkrankt ausgefallene Lena Goeßling zurück. Neu in der Startelf stand Anja Mittag.

Am mit 30 Grad bisher heißesten Tag des Jahres in Schweden rannten, kämpften, rackerten die deutschen Frauen von Beginn an. Aber der schwache Spielaufbau blieb eine Konstanz im veränderten Team, das auch die Nervosität nicht komplett ablegen konnte. Die besseren Torchancen lagen auf deutscher Seite, aber die erste Möglichkeit hatte Italien. Einen Eckstoß wehrte Saskia Bartusiak mit dem Kopf zu kurz ab, sodass der Ball auf der Latte landete. Danach erwischte Mittag einen scharf geschossenen, weiten Freistoß von Goeßling nicht richtig mit dem Kopf, sonst wäre erhebliche Gefahr für Italien entstanden (5.). Anschließend köpfte Laudehr nach einer Flanke von Okoyino da Mbabi über den Kasten der Azzurre (7.). Maier, die in den Tests gegen Kanada (1:0) und Japan (4:2) herrliche Distanztore erzielt hatte, traf das Außennetz (15.).

Neid stand am Spielfeldrand, mit der in Skandinavien noch sehr grellen Abendsonne im Gesicht. Sie hielt sich die Hand über die Augen und sah, wie ihr Team zwar mehr Spielanteile hatte, aber letztlich noch nicht ihr Leistungsvermögen voll entwickelte. Die Wolfsburger Doppel-Sechs mit Goeßling und Nadine Keßler bot erneut eine weniger überzeugende Leistung als beim Triple-Gewinn mit dem Verein. Insgesamt blieben die Pässe meist zu unpräzise, Kombinationen konnten so nur äußerst selten entfaltet werden. Die Führung fiel etwas glücklich nach einem Eckstoß, als Laudehr aus 14 Metern abzog und Elisa Bartoli den Ball unhaltbar für Torfrau Chiara Marchitelli ins Netz abfälschte.

Die Mannschaft konnte auch nach der Führung den Ball nicht sicher behaupten. Aber die Italienerinnen ließ man auch nicht zur Entfaltung kommen. Patrizia Panico, die 38 Jahre alte Torjägerin, blieb weitgehend ungefährlich. In der 52. Minute kam Dschenifer Marozsan für Mittag, in der 68. Minute Sara Däbritz für Okoyino da Mbabi. Über linke Seite mit Cramer und Laudehr liefen gute Angriffe, nur blieb die Durchschlagskraft in der Mitte mangelhaft, bis auf einen Freistoß von Marozsan an die Latte (89.). Den Nachschuss schoss Keßler über das leere Tor. Aber das Ergebnis passte: Die letzte EM-Niederlage gegen Italien bezog das DFB-Team 1995 im Halbfinale nach einem Elfmeterschießen. Es war das letzte Mal, dass die deutschen Frauen das EM-Turnier nicht gewannen.

Gregor Derichs

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