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Sport: Fußball feiert

Was die Stars bei der großen Gala zum 40. Geburtstag der Bundesliga im Kölner Coloneum erlebten

Köln. Die Gegend im kaum bewohnten Ossendorf im Norden Kölns ist eigentlich trist: überall graue Industrieanlagen und andere weiträumige Verwaltungsgebäude, neben einer ehemaligen Mülldeponie und der Justizvollzugsanstalt. Mittendrin aber thront das neue Coloneum, diese Traumfabrik, in der für gewöhnlich Filme produziert werden. Dorthin hatten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) für den Samstagabend geladen, um eine große Gala einer nicht enden wollenden Erfolgsstory zu feiern: Die Fußball-Bundesliga wurde schließlich 40. Der Rahmen war pompös, wehende Flaggen auf beiden Seiten der langen Zufahrt erwarteten die etwa 1300 Gäste, die von einer unüberschaubaren Schar von Hostessen umsorgt wurden.

Natürlich waren die Seelen des Spiels gekommen, die Aktiven: Altstars wie Franz Beckenbauer, Günter Netzer und Uwe Seeler, aber auch aktuelle Nationalspieler wie Bernd Schneider, Oliver Neuville oder Arne Friedrich lassen sich von vergangenen, glorreichen Zeiten berichten. Natürlich waren auch die Funktionäre und Manager des Volkssports vor Ort, die Calmunds und Rettigs und Hoeneß’ und Meiers. Und selbstverständlich durften auch verdiente Journalisten, die den Fußball zu Heldenepen verdichten und erhöhen, mit an den Tisch der Protagonisten. Derweil lauerte überall nervöse Security, Kanzler Schröder hatte schließlich sein Kommen angekündigt. Die meisten Blicke der Ankommenden aber fielen zunächst auf 48 höchst apart geschminkte junge Damen mit nacktem Oberkörper; ihre Bodypaints stellten die bisher 48 Vereine dar, die jemals in der Bundesliga spielten, darunter auch längst in Vergessenheit geratene wie Tasmania Berlin oder Preußen Münster.

Vielleicht liegt es an solcherlei faden Ideen, die eher peinlich als glamourös wirken, dass man dem deutschen Fußball allgemein nachsagt, er verstehe nicht besonders viel vom Feiern mit Niveau. Eher weniger Niveau hatten auch die bei einem solchen Festakt unvermeidlichen Reden. Liga-Chef Werner Hackmann begrüßte die Anwesenden mit sehr trockenen Worten, und auch die Rede von Gerhard Mayer-Vorfelder riss die Zuhörer nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Der DFB-Präsident unternahm einen Ausflug in die Geschichte und schilderte die verschiedenen Stufen auf dem langen Weg des deutschen Fußballs hin zu einer Profiliga, zu der sich der DFB, wie er sagte, „erst als letzter der großen fünf europäischen Verbände entschließen konnte“. Im Gespräch mit „Tagesthemen“-Moderatorin Anne Will, die ansonsten souverän durch den Abend führte, ergab sich gleichwohl die eine oder andere unangenehme Situation, etwa als er auf die Frage nach dem ersten ausländischen Spieler in der Liga mit „Pezzey“ antwortete.

Der eben aus Verona eingeflogene Kanzler dagegen gab sich gewohnt jovial und bodenständig. Er spielte mit einem Lumpenball, einer Requisite aus dem neuen Wortmann-Film „Das Wunder von Bern“, den ihm der Regisseur vorher geschenkt hatte. Allein der kurze Auftritt Gerd Müllers, der von Harry Valérien zum besten Spieler der Bundesliga geehrt wurde, rührte den Saal, womöglich, weil dieser Torjäger wie kein anderer den puristischen Fußball verkörpert.

Das größte Übel, von den meisten beklagt: Es dauerte, mal wieder, alles zu lange. Kein Geringerer als die Lichtgestalt des deutschen Fußballs brachte noch vor dem Ende des offiziellen Aktes die Stimmung auf den Punkt. „Des dauert mir jetzt viel zu lang“, sagt Franz Beckenbauer genervt, „ich möchte mich viel lieber mit den ganzen Leuten unterhalten.“ Doch dieses „große Klassentreffen verschiedener Generationen“, wie Günter Netzer es bezeichnet, beginnt erst um Mitternacht. Dann erst ist die „After-Show-Party“ eröffnet, und nun erst ergeben sich Möglichkeiten, alte Geschichten auszutauschen, Anekdoten zu erzählen, von glorreichen Zeiten zu schwelgen. Selbst Steffen Simon wurde am Ende noch glücklich. Der neue Redaktionsleiter der ARD-Sportschau war erst nicht in den Festsaal gekommen: Die Organisatoren hatten ihn dafür nicht vorgesehen. Beim späten Bier mit Herthas Michael Preetz war aber auch diese Peinlichkeit vergessen.

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