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Sport: Fußball für 210 000 Euro

Die Tickets für die WM 2006 sind da – für VIPs

Berlin - Vor einer Woche waren die offiziellen Sponsoren der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Berlin. Vor dem Olympiastadion stand ein großes, weißes Zelt, drinnen saßen viele Herren in schicken Anzügen und aßen eine Kleinigkeit. Edler Fisch, frische Salate – „alles vom Feinsten“, sagte hinterher ein Beteiligter zufrieden. „Das war ein guter Vorgeschmack auf die WM.“

Exakt dasselbe Ambiente, nur sehr viel größer, werden die Herren 2006 vorfinden. Für Catering, Parkplätze und einen schönen Stadionsitzplatz bei der WM haben die Unternehmen viele tausend Euro bezahlt – bislang waren diese Tickets exklusiv für die Sponsoren reserviert. Mit dem heutigen Tag ist dieses Vorkaufsrecht abgelaufen. Jetzt kann jeder die VIP-Tickets der WM kaufen. Oder besser: fast jeder. Die billigste Karte kostet nämlich 5650 Euro.

Mit Summen wie dieser jongliert Peter Csanadi ganz selbstverständlich. Der Ungar arbeitet für die Schweizer Agentur International Sport Entertainment (ISE) als Mediendirektor. Sein Unternehmen hat die Rechte an den VIP-Karten für 180 Millionen Euro erworben. „First come, first serve“, sagt Csanadi. Das Unternehmen ist im Besitz von 345 000 Tickets; rund 7000 davon sind Logenplätze in den zwölf Stadien, der Rest so genannte Business-Seats. „Wir haben sehr gute Plätze im Angebot“, sagt Csanadi, „aber wir haben noch bessere.“ Für 5650 Euro kann man nicht nur ein, sondern alle fünf Spiele in einer Stadt gucken – allerdings nur die weniger wichtigen wie die in Hannover, Nürnberg oder Kaiserslautern. Wer alle Spiele in Berlin und somit auch das WM-Finale sehen will, bucht das Kartenpaket „Elite“. Das kostet dann bis zu 13 200 Euro. Für einen gepolsterten Sitzplatz mit Armlehne auf der Haupttribüne. Catering und Parkplatz inklusive.

Die Karten für den einfachen Fan sind erst ab 1. Februar 2005 erhältlich. In wenigen Wochen will das WM-Organisationskomitee (OK) das Verkaufsprozedere bekannt geben. Knapp drei Millionen Tickets gehen in den Verkauf. Es wird gelost, so viel ist klar. Die billigsten Karten kosten 35 Euro für die Vorrunde, die fürs Finale 120 Euro. Wer auf der Geraden sitzen will, zahlt beim Endspiel 600 Euro.

ISE redet von anderen Dimensionen. Die billigste Loge ist ab heute für 99 000 Euro erhältlich; die teuerste für 210 000 Euro. Darin finden zwischen zwölf und 15 Personen Platz, es gibt ein großes Buffet, persönliche Betreuer, moderne Videowände und exakt vier Parkscheine. Csanadi sagt: „Näher ans Stadion kommt mit seinem Wagen nur der Bundeskanzler.“ Mit den teuren Tickets haben die Besucher auch Zutritt zu den hermetisch abgeschirmten Zeltstädten neben dem Stadion. Dort werden sich Sponsoren präsentieren und noble Lounges aufgebaut. In Berlin wird der „Hospitality“-Bereich auf dem Maifeld aufgebaut; die Zeltstadt wird 50 000 Quadratmeter groß sein.

Bislang will sich ISE nicht zum Stand der verkauften Logen äußern. Da man sich noch zwei Jahre vor dem Anpfiff befinde, „sind wir zufrieden“, sagt Csanadi. „Wir rechnen damit, dass der Boom nach der Auslosung kommt.“ Das wäre im Dezember 2005, dann werden in Leipzig die Gruppen der WM-Vorrunde ausgelost. Das Dortmunder Westfalenstadion ist schon jetzt ausverkauft. Allerdings gibt es dort nur etwa zehn Logen – im Berliner Olympiastadion sind es 84. Mit einer halben Milliarde Euro Umsatz kalkuliert ISE. In den Städten werben in der Wirtschaftsszene bekannte Ticketmakler. Und jetzt gibt es sogar ein ganz normales Callcenter. Für den Fan mit vollem Sparkonto.

Die VIP-Ticket-Telefonnummer der ISE lautet (0180) 196-2006. Die normalen Eintrittskarten sind dort nicht erhältlich.

André Görke

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