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Fußball-Hörbuch: Der nächste Satz ist immer der Schwerste

Auf der CD „Die Liga liest“ probieren sich Bundesliga-Profis als Vorleser. Das klingt erst nach einer Schnapsidee, dann gewöhnungsbedürftig und zuletzt doch ganz charmant. Eine Rezension mit zwei Hörproben.

Schlimme Zahlen waren das, die die Stiftung Lesen da Anfang Dezember veröffentlichte: Fast die Hälfte der 14- bis 19-Jährigen hätte noch nie ein Buch geschenkt bekommen, hieß es. Rund 70 Prozent der Befragten schafften nicht mal zehn Romane pro Jahr, musste man lesen. Ein Viertel gab gar an, überhaupt noch nie ein Buch in die Hand genommen zu haben.

Ein solches Ergebnis musste der als Vielleser bekannte HSV-Keeper Frank Rost erahnt haben, als er Freunde wie Otto Rehhagel, Dr. Markus Merk oder Marco Bode zusammentrommelte, vors Mikro setzte und sie dort ums Thema Fußball kreisende Texte vorlesen ließ. Sein edles Ziel: aus fußballbegeisterten auch lesebegeisterte Massen zu formen. Pünktlich zum Erscheinen der Schreckens-Studie liegen die gesammelten Werke jetzt vor. „Die Liga liest“ heißt die CD. Der Reinerlös soll der Stiftung Lesen zu Gute kommen.

Lesen ist Kampf

Nun mag die Idee, ausgerechnet Vertreter des Ballsports, die ja eher selten wegen ihrer Verdienste um die deutsche Sprache im Rampenlicht stehen (Lothar Matthäus: „Wir sind eine gut intrigierte Truppe“), erstmal ein wenig abstrus anmuten. Und die Tatsache, dass im Inhaltsverzeichnis jede Lesung im Boxkampfstil angekündigt wird, offenbart sich dann auch gleich als prophetisch. „Clemens Fritz vs. Nick Hornby“, „Gerald Asamoah vs. Christoph Biermann“: Lesen ist Kampf. Und nicht jedes Mal gewinnt der Erzähler.

So entspricht im Duell „Jérôme Boateng vs. Ulrich Hesse-Lichtenberger“ der Endstand in Punkten ziemlich genau der angegeben Spieldauer in Minuten – 4:45 nämlich. Ähnliches gilt für die Partien Klaus Fischer und Olaf Thon gegen Loriot oder Fatmire Bajramaj vom FCR Duisburg gegen Elke Heidenreich.

"Sprachliches Gebolze", nennt Rost das Ergebnis

Mit den Leistungen der die Hörbuchbranche beherrschenden Synchronsprecher und Schauspieler hat das alles zugegebenermaßen wenig zu tun. Dem Spaß tut das trotzdem keinen Abbruch. Und das nicht nur aus Gründen der Schadenfreude. Denn zum einen ist die Auswahl der Texte von Günter Grass bis Harald Martenstein gelungen, und zum anderen klingt – hat man sich einmal mit den hier geltenden Spielregeln arrangiert – der von Cacau in gebrochenem Deutsch dargebrachte Beitrag über Pelés tausendstes Tor dann beispielsweise ziemlich liebenswert oder Otto Rehhagels Bass nicht mehr rumpelig, sondern angenehm authentisch. Nur die gewaltig verrauschte Aufnahme trübt ein wenig die Freude am, wie Rost es in seinem Geleitwort nennt, „sprachlichen Gebolze“.

Frank Rost (Hrsg.): „Die Liga liest“, 1 CD, rund 61 Minuten. Das Hörbuch ist erschienen bei Lübbe Audio.

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