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Sport: Fußball im Akkord

Der Hamburger SV wird allmählich müde

Von Karsten Doneck, dpa

Hamburg - Den Ball forsch vor sich hertreibend, gewann Dimitar Rangelow das Laufduell deutlich. Joris Mathijsen, auf gleicher Höhe mit dem Cottbuser gestartet, hechelte ihm schnell zwei Schrittlängen hinterher. Zum Glück für den Fußball-Bundesligisten Hamburger SV schoss Rangelow nach Erreichen des Strafraums den Ball am Tor vorbei. Diese Szene aus der zweiten Hälfte war sinnbildlich: Beim 2:0 (2:0)-Sieg gegen Energie Cottbus zeigte der HSV einmal mehr, wie sehr die Saison inzwischen an den Kräften seiner Profis zehrt. 36 Pflichtspiele hat die Mannschaft seit dem 9. August vorigen Jahres in der Bundesliga, dem Uefa- und DFB-Pokal bestritten, so viele wie kein anderer Bundesligist. Dazu kommen für die vielen Nationalspieler des HSV die Einsätze bei Länderspielen.

Das hohe Pensum hat Spuren hinterlassen. Hatten die Hamburger die erste Hälfte gegen Cottbus noch mit Tempofußball deutlich dominiert, gerieten sie danach unter Druck. „Da hat sich dann doch etwas Müdigkeit bei uns eingeschlichen“, begründete HSV-Profi Marcell Jansen den krassen Leistungsabfall von Halbzeit eins zu Halbzeit zwei. Bei einem stärkeren Gegner, als die Cottbuser es am Sonntag waren, wäre der 2:0-Pausenvorsprung des HSV sicherlich noch keine Garantie für drei Punkte gewesen.

Selbst Trainer Martin Jol kann mit der von ihm praktizierten Rotation nur bedingt für einen Ausgleich sorgen. Dem Holländer wurde sogar schon zum Vorwurf gemacht, dass durch seine ständigen Umstellungen gerade im Abwehrbereich die Stabilität verloren ging, 35 Gegentore in der Bundesliga seien für ein Spitzenteam des Schlechten einfach zu viel. Freilich ließen zahlreiche Sperren und Verletzungen gerade von Abwehrspielern die herkömmlichen Planungen oft genug in Improvisation enden.

Der Trainer ist inzwischen dankbar für jedes Spiel, in dem der HSV auch im Kräftesparmodus erfolgreich über die Runden kommt. „Mir ist gesagt worden, wir hätten gegen Cottbus einen Arbeitssieg erzielt. Das wäre schlecht, denn Arbeitssieg – das heißt doch, dass man viel arbeiten musste“, sagt Martin Jol. Die derzeitige Dreifach-Belastung bleibt den Hamburgern vorerst erhalten. Im Achtelfinale des Uefa-Pokals ist die Mannschaft am Donnerstag bei Galatasaray Istanbul aufgefordert, trotz des eher mageren 1:1 aus dem Hinspiel das Weiterkommen noch zu schaffen. Danach geht es am Sonntag bei Schalke 04 wieder um wertvolle Punkte in dem vom HSV noch längst nicht aufgegebenen Kampf um die deutsche Meisterschaft.

Für Joris Mathijsen ist die Partie in Istanbul sein insgesamt 43. Spiel in dieser Saison. Beim HSV spielt der 27-Jährige fast immer über die volle Distanz. Müde? Nein, Mathijsen findet stets Wege, sich neu zu motivieren. So sagte er vor dem Auftritt gegen Istanbul: „Das sind doch die Spiele, für die du Fußballer geworden bist.“ Karsten Doneck

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