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Sport: Fußball in Vollendung

Durch drei Tore von Ivica Olic gewinnt Bayern 3:0 in Lyon und zieht ins Finale der Champions League ein

Es gilt einmal, nicht Arjen Robben zu feiern, nicht Franck Ribéry oder die herausragende Leistung eines anderen einzelnen Spielers, es gilt eine Gesamtleistung zu würdigen. Die des FC Bayern München, der mit einer erneut brillanten Vorstellung auch im Rückspiel des Halbfinales zur Champions League Olympique Lyon beherrschte, am Ende 3:0 gewann und nun zum ersten Mal nach 2001 wieder das Finale der obersten europäischen Fußballklasse bestreitet. Der unermüdliche Ivica Olic erzielte alle drei Tore. Im Endspiel wartet am 22. Mai in Madrid entweder Inter Mailand oder der FC Barcelona, vor dem sich die Münchner nicht fürchten müssen, wenn sie so spielen, wie sie das gestern in Frankreich getan haben. Das kleine Fußballdrama des Hinspiels fand gestern Abend ein rauschhaft glückliches und folgerichtiges Ende unter dem fast vollen Mond von Lyon. „Das war fast Fußball in Vollendung“, sagte Bayerns Präsident Uli Hoeneß. „So etwas habe ich in einem wichtigen Spiel in der Champions League noch nicht gesehen.“

Dabei war es ja nicht gerade der Idealzustand gewesen, mit dem die Bayern nach Frankreich gereist waren. Franck Ribéry und Danijel Pranjic erst gar nicht dabei, da gesperrt, Martin Demichelis und Daniel van Buyten auf wackeligen Beinen mit ihren Prellungen und Zerrungen in den Waden und Schienbeinen, Diego Contento angeschlagen, Miroslav Klose mit leichtem grippalen Infekt, und Anatoli Timoschtschuk war auch lieber daheim geblieben wegen seiner Magen-Darm-Verstimmung. Es war zum Anpfiff dann doch nicht zur kollektiven Unpässlichkeit gekommen, van Buyten konnte auflaufen, Contento auch, und Klose und Demichelis saßen zumindest auf der Bank.

Vor allem aber war der zuletzt gesperrte Mark van Bommel wieder dabei, und an dem und seinem Mittelfeldpartner Bastian Schweinsteiger sollte sich Olympique erst einmal abarbeiten, auf dass es schon an der Mittellinie eine erste große Hürde zu überwinden hatte. Zudem sollte Hamit Altintop Ribéry so gut ersetzen, wie er es eben kann. Und das funktionierte alles so gut, dass Ivica Olic schon in der zweiten Minute von rechts auf Thomas Müller flankte, der schon allein vor dem Torwart die Vorentscheidung hätte machen müssen. Er machte sie nicht. Also nächster Versuch in der neunten Minute, dieselben Hauptdarsteller, dasselbe Ergebnis. Die Bayern machten in dieser ersten Viertelstunde ziemlich exakt da weiter, wo sie am vergangenen Mittwoch in München aufgehört hatten. Es war klar, dass Lyon nicht gewillt war, sich noch einmal so vorführen zu lassen, wie im Hinspiel, als die Bayern die Franzosen von ein paar Schreckminütchen nach Ribérys Platzverweis abgesehen, nach Belieben beherrschten. Es blieb beim Willen. Lyon hat eben keinen Arjen Robben, der ein Spiel auch dann entscheiden kann, wenn es in der Mannschaft nicht läuft.

Bei den Bayern lief es gestern manchmal nahezu perfekt, so in der 26. Minute: Robben, einmal nicht auf seiner rechten Seite, sondern in der Mitte. Er passt steil auf Müller, Müller spielt weiter auf Olic, der dreht sich um die eigene Achse, wie es früher Gerd Müller in Perfektion beherrscht hat, und schießt zum 1:0 für die Bayern ein. Trainer Louis van Gaals Vorgabe, bei einem Bayern-Tor müssten die Franzosen schon drei schießen, war erfüllt. Fortan war Ruhe in Lyon. Bei dem Gros der 43 000 Zuschauer (minus der etwa 3000 mitgereisten Münchner Fans) und bei Olympique auch. Bayern bestimmte, Bayern beherrschte, Bayern berauschte sich an sich selbst.

Daran änderte auch der Austausch van Buytens gegen Demichelis nichts. Lyons Wille war gebrochen. Die Franzosen hatten keine Chance gegen einen Gegner, der das Geschehen jederzeit dominierte. Ihr Wille zerschellte an Schweinsteiger und van Bommel, die das Mittelfeld sehr humorlos zu ihrem Territorium erklärten und es als solches behaupteten.

Aber soll man überhaupt jemanden herausheben aus dieser Bayern-Mannschaft? Man kann Abstriche machen. Bei Jörg Butt – aber das auch nur, weil der Torhüter kaum eine Gelegenheit bekam, seine ebenbürtige Qualität zu demonstrieren, was gewiss nicht seine Schuld ist. Lyon hatte einfach nichts dagegen zu setzen, nur Frust. Er brachte Olympiques Verteidiger Cris nach Foul und Widerspruch nach einer knappen Stunde Gelb-Rot ein. Und der Frust wurde noch größer, als Olic kurz darauf nach feinem Pass von Altintop seinen zweiten Treffer erzielte. Und noch größer bei seinem dritten Tor zehn Minuten später. „Ich hatte das Gefühl, ich hätte noch mehr Tore machen können“, sagte der Kroate, nachdem er sich erfolgreich gegen seine Auswechslung gewehrt hatte. Es reichte auch so, um den FC Bayern München sehr berechtigt ins Finale zu bringen.

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