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Sport: FUSSBALL-LÄNDERSPIEL GEGEN BRASILIEN - Vogts: "Leichtestes Spiel seit Jahren"

Hinter dem Einsatz von Helmer steht ein Fragezeichen / Klinsmann bekommt seine ChanceVON MICHAEL ROSENTRITT STUTTGART.Der wackere Hans-Hubert Vogts war kaum wiederzuerkennen.

Hinter dem Einsatz von Helmer steht ein Fragezeichen / Klinsmann bekommt seine ChanceVON MICHAEL ROSENTRITT STUTTGART.Der wackere Hans-Hubert Vogts war kaum wiederzuerkennen.Locker wie selten zuvor absolvierte der Fußball-Bundestrainer den Termin Pressekonferenz, eine Sache, bei der der Berti eher selten Lust empfindet.Und das alles noch vor dem Länderspiel heute abend im Stuttgarter Daimler-Stadion (Anpfiff 20.30 Uhr/live in der ARD) gegen den vierfachen Weltmeister Brasilien."Das ist das leichteste Spiel der deutschen Mannschaft seit vier Jahren", sagte Vogts und freute sich über die vorschnellen Lacher, die er da auf seiner Seite wußte."Wir dürfen dieses Spiel ruhig verlieren, ohne gleich in die Kritik zu geraten.Schließlich geht es gegen die beste brasilianische Mannschaft, die es je gab." War die Elf, die Pelé 1970 zum Titel geschossen hatte, nicht ebenso großartig? Bestimmt, doch in der jetzigen "Selecao" stünden vorrangig Spieler, "die in europäischen Spitzenklubs sich weiterentwickelt haben", erklärte Vogts."Sie haben dort gelernt, jedes Tempo zu gehen und körperbetont zu spielen", sagte der Trainer und wollte wissen, daß "das früher nicht so war." Doch was interessiert schon das Früher, wenn heute eine Mannschaft "auf uns wartet, die eine Herausforderung für jeden von uns ist", wie Vogts sagte.Seine kickenden Teutonen sollten daher unbedingt die Ball-Genies aus Südamerika in die Zweikämpfe holen.Zwar hätten diese auch gelernt, wie man sich diesem entzieht, doch setzt Vogts auf die Tugenden jeder bisherigen deutschen Fußballnationalmannschaft."Wir können uns doch nicht auf die brasilianische Spielweise einlassen", sagte Vogts, "das konnten wir schon 1954 nicht und auch 1974 und 1994 nicht." Für das Vogtssche Unterfangen, den Weltmeister kräftig zu ärgern, wird der Bundestrainer höchstwahrscheinlich auf Thomas Helmer verzichten müssen.Der Bayern-Kapitän, der wegen einer Innenbandverletzung schon die Spiele gegen Dortmund und letzten Sonntag gegen den VfB Stuttgart hatte auslassen müssen, wollte sich erst am gestrigen Abend einem Härtetest unziehen lassen."Nur wenn er 100prozentig einsatzfähig ist, wird er spielen", sagte Vogts.Er werde keinerlei Risiko eingehen.Dafür sei dem Berti der Helmer zu wichtig."Ich mache nichts auf Kosten der Gesundheit." Vom Einsatz oder Nichteinsatz Helmers hänge, so der Bundestrainer, vieles weitere ab.Mit Olaf Thon von Schalke 04 hätte er für den Liberopart eine Alternative und Manndecker könnte der wiedergenesene Christian Ziege spielen.Co-Trainer Rainer Bonhof hatte sich das Spiel in Mailand zwischen dem AC, Zieges Verein, und Inter angesehen und seinem Vorgesetzten Vogts "viel Gutes über Christian erzählt." Jürgen Klinsmann, dem eigensüchtigen Unterhändler in Sachen Stammplatz-Garantie, dem ehemaligen Liebling der deutschen Fußball-Fans, bescheinigte Vogts "eine steigende Tendenz." Im Wissen um das innigliche Verhältnis zwischen dem Trainer und seinem Kapitän muß befürchtet werden, daß der blonde Schwabe die deutsche Elf in sein früheres Heimatstadion führen wird.Doch weil selbst Vogts nicht an den Leistungen eines Oliver Biehoff (19 Tore in der italienischen Serie A) und Ulf Kirsten (18 in der Bundesliga) vorbeisehen kann, "werden wahrscheinlich alle drei zum Einsatz kommen", wie der Trainer sagte. Spätestens nach dem Spiel gegen Olympiasieger Nigeria am 22.April will Vogts Bescheid wissen, "auf welche Spieler ich für die Weltmeisterschaft setzen kann." Dem Berti würden zwar einige Namen "fest im Kopf umherschwirren", doch genauer wolle er sich jetzt noch nicht äußern."Einen Stammplatz für die Weltmeisterschaft haben bis jetzt nur zwei sicher: der Trainer und Andreas Köpke im Tor." Und wieder sollte Vogts einige Lacher auf seiner Seite haben.Vor allem, nachdem er auf Mario Basler angesprochen wurde, der "erst seinen Gips losbekommen und einen entsprechenden Fitneßzustand bei einem Check in Saarbrücken erreichen muß." Was wiederum nicht anhand eines Coopertest geschehen solle, "denn diese Zeiten sind vorbei.Wir wollen ja nicht zum Mond fliegen", ulkte Vogts.Mond hin oder her.Hoffentlich werden nach dem heutigen Spiel nicht der wackere Übungsleiter und seine Übenden mit entsprechen Wünschen im lange Zeit schon ausverkauften Rund auf lange Reise geschickt.

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