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Fußball-Nachwuchs: Streit um U 20: Meine Spieler gehören mir

Sechs Wochen nach dem Triumph der deutschen U-21-Nationalmannschaft mit dem Gewinn des ersten Europameistertitels ist um die Nachwuchsarbeit des deutschen Fußballs ein Streit zwischen der Bundesliga und dem DFB ausgebrochen. Fußballklubs verweigern Freigaben für die U-20-WM.

Der Leidtragende des Streits ist Meistertrainer Horst Hrubesch mit der U-20-Nationalmannschaft, die als U-19-Team 2008 in Tschechien Europameister wurde und bei der WM in Ägypten für einen weiteren Erfolg vorgesehen war. Aber die Klubs weigern sich, ihre Spieler abzustellen.

Auch um abzulenken von den Differenzen, haben die Klubs und der DFB einen gemeinsamen Prügelknaben gefunden. Scharf kritisiert wird der Weltverband Fifa, der die U-20-WM mitten in den Spielbetrieb der Vereine terminierte. „Ich verstehe nicht, wie die Fifa eine solche Veranstaltung zu einem so ungünstigen Zeitpunkt ansetzt“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Seltsam ist tatsächlich, dass die Fifa, die normalerweise ihre Interessen rigoros schützt, für die WM keine Abstellungspflicht für die Vereine vorgeschrieben hat. Dieses Versäumnis löste letztlich den Streit zwischen deutschen Vereinen und dem DFB aus.

„Ich hoffe, die Vereine spielen mit und überlassen uns ihre Spieler“, hatte Hrubesch gesagt, der die U 19 und U 21 zu EM-Titeln führte und nun den ersten WM-Titel seit 1982 für die DFB-Junioren sichern soll. Nie waren die Aussichten so gut, doch die Vereine stellten sich quer. Spieler wie Toni Kroos und Stefan Reinartz (beide Leverkusen), Thomas Müller, Holger Badstuber (FC Bayern) und Lewis Holtby (Schalke) seien absolut unverzichtbar, sagen ihre jeweiligen Vereine.

Die DFB-Verantwortlichen mussten sich grollend beugen. Ein WM-Lehrgang für die U 20 wurde abgesagt – ein für den DFB eigentlich unvorstellbarer Vorgang. „Ich muss mich auf eine vollkommen neue Situation einstellen“, klagte Hrubesch. Welches Team zwischen dem 25. September und dem 16. Oktober in Ägypten an den Start gehen wird, ist völlig offen. Der DFB zog den Kürzeren, obwohl er zuvor sogar gedroht hatte, Spieler für die Bundesliga zu sperren, wenn sie nicht freigestellt würden.

Die Nachwuchsarbeit wirkt zuweilen recht chaotisch. Da wird über Konzepte und Kompetenzen gestritten, doch eine vernünftige Terminplanung bekommt der DFB, der sich die Talentförderung Millionen kosten lässt, nicht hin. Wenn die U 20 zum Beispiel mit einer Bestbesetzung zur WM gefahren wäre, hätten wichtige Spieler bei der U 21 gefehlt.

Die U 21 hat schon am 8. September das schwere Gruppenspiel in der EM-Qualifikation gegen Tschechien. Voraus geht nur ein Gruppenspiel gegen San Marino und das heute beginnende Turnier in Kiew. Durch die Weigerung der Klubs, die U 20 zu unterstützen, bessert sich die Lage für U-21-Trainer Rainer Adrion nur wenig. In Kiew muss auch er Rücksicht nehmen. „Es ist klar, dass die meisten Spieler an jedem der Spieltage nur eine Halbzeit spielen werden.“

Gregor Derichs[Frankfurt am Main]

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