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Sport: Fußball-Nationalmannschaft: Im Ungefähren

Der Gipfel des Ungefähren ist bei der Frage erreicht, ob die beiden Schalker Jörg Böhme und Gerald Asamoah heute beim Freundschafts-Länderspiel gegen die Slowakei die Chance auf einen Einsatz haben. Rudi Völler, der Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, sagt darauf: "Dass sie beide zum Einsatz kommen könnten, die Möglichkeit besteht.

Der Gipfel des Ungefähren ist bei der Frage erreicht, ob die beiden Schalker Jörg Böhme und Gerald Asamoah heute beim Freundschafts-Länderspiel gegen die Slowakei die Chance auf einen Einsatz haben. Rudi Völler, der Teamchef der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, sagt darauf: "Dass sie beide zum Einsatz kommen könnten, die Möglichkeit besteht." Der doppelte Potentialis. Alle Möglichkeiten könnten möglich sein.

Spielt Sebastian Deisler, obwohl er für das folgende WM-Qualifikationsspiel in Finnland gesperrt ist? Auf jeden Fall, sagt Völler. "Ich muss wissen, wie er drauf ist." Spielt er von Anfang an? Möglich. Oder auch nicht. Kommt Oliver Bierhoff zum Einsatz? Ja, sagt Völler. Steht er in der Startelf? "Das werden wir sehen."

Es sind Fragen, die Rudi Völler an diesem Tag eigentlich gar nicht mehr beantworten wollte. Wenn die Geschichte des deutschen Fußballs anders verlaufen wäre, hätte gestern Christoph Daum zum ersten Mal die Verantwortung für die Nationalmannschaft getragen. Die Geschehnisse seitdem "habe ich eigentlich verdrängt", sagt Völler. Es sei schon "sehr abenteuerlich, was mit mir in diesem Jahr abgelaufen ist, was ich eigentlich alles nicht hätte machen sollen". Völler muss sich bis auf weiteres immer noch mit den Aufstellungen der deutschen Nationalmannschaft beschäftigen. Doch am Tag vor dem Spiel im Bremer Weserstadion ist es nicht viel, was er mit einiger Gewissheit sagen kann. Jens Lehmann wird Oliver Kahn im Tor ersetzen, weil der "in den letzten Wochen sicher genug erlebt hat", wie Völler sagt. Frank Baumann vom heimischen SV Werder darf in seinem vierten Länderspiel zum ersten Mal von Beginn an mitwirken. Ein großer Unterschied? "Nur dass man die Nationalhymne an einer anderen Stelle hört", sagt Baumann.

Gestern Mittag haben sich die Nationalspieler versammelt, und noch am Morgen musste Rudi Völler die letzten ärztlichen Bulletins zur Kenntnis nehmen. Dietmar Hamann (Bluterguss im Oberschenkel) wird ausfallen und auch mit einem Einsatz Thomas Linkes (Sprunggelenks-Verletzung) ist frühestens in den Qualifikationsspielen zu rechnen. Beide waren zur Untersuchung in München. Unterdessen hat Völler die beiden U-21-Nationalspieler Sebastian Kehl vom SC Freiburg und Christoph Metzelder von Borussia Dortmund nachnominiert. Zumindest bei Metzelder ist das eine gewagte Entscheidung. Der 20-jährige Verteidiger galt als die große Entdeckung der Hinrunde, hat nach der Winterpause aber nur noch sieben Bundesligaspiele bestritten, davon lediglich eins über die volle Distanz.

Die Begleitumstände deuten fast darauf hin, dass die ganze Angelegenheit nicht mehr allzu ernst genommen wird. So viele Absagen hat es für Völler lange nicht gegeben, und für die Begegnung mit den Slowaken bleibt nur ein Tag zur Vorbereitung. Schon vor einer Woche ist die Saison für die meisten Akteure eigentlich zu Ende gegangen; zwischen Bundesligafinale und Länderspielreise lagen die obligatorischen Abschluss-Tingel-Touren durch die Provinz, die noch etwas Geld in die Klubkassen bringen. "Vom Körperlichen ist das kein Problem", sagt Frank Baumann, "und motiviert sind wir auch alle." Für Völler geht es vor allem darum, "Ernsthaftigkeit reinzubekommen nach einer recht lockeren Woche".

Und eigentlich geht es auch nicht um die Slowaken, die für Völler "ein absolut starker Topgegner" sind; es geht um die WM-Qualifikation, in der in den nächsten zehn Tagen Finnland und Albanien die Gegner sind. So ähnlich denkt wohl auch das Bremer Publikum. Von den 33 000 Karten für das Weserstadion sind erst 15 000 weggegangen - so ungefähr jedenfalls.

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