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Sprung in neue Sphären. Jonas Hector darf sich Hoffnungen auf einen Stammplatz in der Nationalmannschaft machen. Foto: AFP/Stollarz

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Jonas Hector: Auf dem Weg Richtung Learjet

Der Kölner Außenverteidiger Jonas Hector gehört zu den Gewinnern der Nationalmannschafts-Woche - weil er auf einer Position überzeugt, auf der seit Jahren eine Vakanz herrscht.

Berlin - Am Montagmorgen flog Jonas Hector mit den anderen Nationalspielern von Tiflis zurück nach Frankfurt am Main. Zumindest mit denen, die noch übrig waren. Der FC Bayern hatte seine Profis bereits am späten Sonntagabend per Learjet nach München geholt. Manuel Neuer, Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller und Mario Götze waren also nicht mehr dabei, aber Hector dürfte auch ohne das Quintett reichlich Spaß gehabt haben.

Der Außenverteidiger des 1. FC Köln hat persönlich ein paar sehr erfolgreiche Tage im Kreise der Nationalmannschaft verbracht. Er zählt zu den Gewinnern der vergangenen Woche, in beiden Spielen mit der deutschen Nationalmannschaft konnte Hector überzeugen und durfte stets die kompletten 90 Minuten absolvieren. Zuerst beim 2:2 gegen Australien und dann am Sonntag beim ungleich wichtigeren 2:0-Sieg in Georgien. Auf der linken Seite ließ der 24-Jährige defensiv fast nichts zu und schaltete sich vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder offensiv ein. Etwa vor dem 1:0 durch Marco Reus, das er einleitete.

„Jonas Hector hat gute Möglichkeiten nach vorne und ist taktisch gut geschult. Er hat sich bei uns gezeigt“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Hector bewies seine taktische Reife gegen Australien, als er zuerst den linken Mittelfeldspieler im 3-5-2-System gab und später nach Löws Umstellung keine Probleme hatte, wieder als Außenverteidiger in der Viererkette zu wirken.

Hector könnte sich in nicht allzu ferner Zukunft zu einem wichtigen Bestandteil der Nationalmannschaft entwickeln. Und gleichzeitig die Antwort auf eine jahrelange Vakanz im deutschen Team sein. Wenn nicht gerade Philipp Lahm dort gespielt hat, galt die Linksverteidigerposition als größte Schwachstelle im Team von Joachim Löw. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien spielte Benedikt Höwedes dort, ein gelernter Innenverteidiger. Der Schalker interpretierte die Rolle, wie gefordert, sehr defensiv, spielte solide, galt aber nie als Dauerlösung auf dieser Position.

In Ermangelung guter Außenverteidiger erschien Löw eine Umstellung auf Dreierkette zuletzt immer attraktiver, doch gegen Australien zeigte sich, dass dieses System noch einiger Übung bedarf. Die Verteidiger taten sich schwer mit der Raumaufteilung.

Zeit zum Einstudieren bleibt der Nationalmannschaft aber keine. Nach der Pflichtaufgabe gegen Gibraltar (13. Juni) kommt es im Herbst in der EM-Qualifikation zu den entscheidenden Spielen gegen Polen, Irland und Schottland. Als Tabellendritter der Gruppe D darf sich der Weltmeister keine Ausrutscher mehr erlauben. Schon gar nicht aufgrund von taktischen Experimenten.

Die Chancen stehen also gut, dass Hector in den kommenden Pflichtspielen weiter zur Stammformation zählt. Das Gleiche gilt für Sebastian Rudy auf der rechten Seite. Der Hoffenheimer spielt bei seinem Klub zwar im Mittelfeld, findet sich auf rechts aber auch zurecht und bringt im Gegensatz zu Shkodran Mustafi deutlich mehr Tempo mit.

Schnelligkeit gehört auch zu Hectors Stärken – wie so vieles von dem, was der Bundestrainer fordert. Seine Zweikampfquote ist für einen Außenverteidiger überragend, er gewinnt knapp zwei Drittel seiner Duelle. Dazu begeht er verhältnismäßig wenig Fouls. Mit einer Größe von 1,85 Meter ist er robust, aber trotzdem beweglich. Erik Durm oder Marcel Schmelzer, die Löw zuvor als Linksverteidiger eingesetzt hatte, sind deutlich schmächtiger.

Mit  Köln spielt Hector gerade seine erste Bundesliga-Saison, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis größere Klubs ihr Interesse an ihm anmelden. Vielleicht wird Jonas Hector dann auch bald nach Länderspielen von einem Learjet abgeholt. Sebastian Stier

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