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Fussball: Oliver Kahn verfolgt sein Ziel

„Ach was, Wehmut“: Torwartlegende Oliver Kahn ist auf Abschiedstournee: Nur noch diese Saison wird er mit dem FC Bayern auf dem Platz stehen. Aber einen Wunsch hat er noch.

Ein Tor noch, das wär’s doch, am besten mit dem Kopf und nicht mit den Fäusten wie einst in Rostock, am schönsten am letzten Spieltag gegen Hertha BSC beim Stand von 1:1. „In allen Statistiken steht nämlich hinter Toren: null, und das stört mich ein bisschen.“ Aber das ist ja eigentlich normal für einen Torwart, auch wenn man 20 Jahre Fußball gespielt hat. Oliver Kahn, der Torhungrige, ist auf Abschiedstournee. Am Ende der Saison ist Schluss, und da fängt das Ende schon mit dem letzten Trainingslager an.

So saß er gestern in der Bar des Mannschaftshotels in Marbella, und wer nun meinte, so ein scheidender Titan müsse doch mal Melancholie zeigen, der kannte seinen Kahn nicht. „Ach was, Wehmut“, sagte er, „es kommt keine Wehmut auf, nicht nach 40, 50 Trainingslagern, die ich mitgemacht habe, da kommt gar nichts auf.“ Er sprach dies mit klarer Stimme, ohne das berüchtigte Knarzen, mit dem er in all den Jahren Konzentration vermittelte. Und er sagte dies auch ohne Tunnelblick, mit dem er stets an seinem Gesprächspartner vorbeigeschaut hatte. Fast könnte man meinen, dass Oliver Kahn, der Spannungsreiche, völlig entspannt in seine letzte Runde geht.

Er plauderte über Lagerkoller und Fluchten daraus („Das ist wohl nicht mehr möglich, mal am Abend in die Stadt zu gehen“), über seine Zukunft („Abstand vom Fußball, ganz sicher. Und Manager? Vielleicht ist das eine Möglichkeit, aber brauche ich noch einmal so etwas Anstrengendes?“), über Jürgen Klinsmann, den zukünftigen Trainer, der ihn abgesetzt hatte vor der Weltmeisterschaft („Schauen Sie, Sie stellen hier Fragen nach der Zukunft des Vereins. Wir leben aber im Hier und Jetzt, nur das zählt für mich“) und über Lothar Matthäus. Der hatte in einem Interview behauptet, Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge habe ihm am 20. November in einem Gespräch unter vier Augen die Trainerschaft beim FC Bayern München angetragen. „Stopp“, sagte Markus Hörwick, der Pressesprecher: „Dazu gibt es zu sagen, dass Matthäus um ein Gespräch gebeten habe, zu einem Zeitpunkt, zu dem noch niemand daran dachte, dass ein Nachfolger für Ottmar Hitzfeld gesucht wird. Und Rummenigge sagt, es ging in diesem Gespräch ausschließlich um private Dinge. Lothar Matthäus hat nie ein Angebot vom FC Bayern erhalten. Und nun, Olli, kannst du antworten.“ Und der entspannte Olli schmunzelte, ein leichtes Kopfschütteln war zu vernehmen, dann sprach er: „Ja, der Lothar. Der ist ein Fußballfachmann mit sehr, sehr viel Erfahrung.“ Irgendwie hatte man den Eindruck, als interessiere ihn auch das nicht mehr. Oliver Kahn ist auf Abschiedstournee. Er geht jetzt auf Torjagd.

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