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FUSSBALL: Rente mit 76

Der ehemalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder tritt endgültig ab. Er verabschiedet sich von seinem Amt als Uefa-Vizepräsident - diesmal ganz ohne Machtgerangel.

Am Ende landet er noch einmal einen typischen MV. Gerhard Mayer-Vorfelder, nach Jahrzehnten auf politischen und sportpolitischen Bühnen längst ein Markenzeichen seiner selbst, kommentiert seinen Abschied von seinem letzten Amt so: "Im Grunde hätte ich noch einmal kandidieren können." So war er immer: ein Überzeugungstäter, der von sich selbst überzeugt ist. Nun, im Alter von 76 Jahren, setzt sich Mayer-Vorfelder zur Ruhe. Am heutigen Mittwoch gibt der langjährige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auch sein Amt als Vizepräsident des europäischen Verbandes Uefa ab. Auch in der Uefa-Regierung wird ihm Theo Zwanziger folgen – diesmal ohne einen erbitterten Machtkampf. Vielleicht ist es ja tatsächlich so, dass Mayer-Vorfelder inzwischen besser loslassen kann. Dann hätte er sich doch noch einmal geändert.

Das Rangeln um die Macht lag dem gebürtigen Mannheimer im Blut. Schnell profilierte er sich in der Politik, zunächst als persönlicher Referent von Ministerpräsident Hans Filbinger, dann als Kultus- und Finanzminister von Baden-Württemberg. Mit CDU-Nadel am Revers und Goldkettchen am Hals polarisierte er mit nationalen Sprüchen und provozierte mit rüden Auftritten. Dabei hatte er noch eine andere Seite – eine, die er in den Kaminzimmern und bei den Tafelrunden zeigte, bei denen Politik gern mal ausgehandelt wird: die charmante Seite des Gerhard Mayer-Vorfelder. Bei einem guten Wein und einer langen Zigarette nahm er Menschen, die wichtig für ihn waren, am Arm und für sich ein.

Als Vereinspräsident beim VfB Stuttgart entließ er elf Trainer (darunter Joachim Löw), feierte aber 1984 und 1992 auch zwei Meistertitel. Nebenbei entwickelte er ein Netzwerk, das ihn auch in der Fußballfunktionärswelt ganz nach oben brachte. Erst rückte Mayer-Vorfelder in die Uefa und in den Weltverband Fifa ein, dann folgte er 2001 Egidius Braun als DFB-Präsident. Auf dem Höhepunkt seiner Macht baute er die Nationalmannschaft als Marke auf, ließ aber gesellschaftliche Themen wie die NS-Vergangenheit des DFB rechts liegen. Nachdem es ihm nach der verpatzten Europameisterschaft 2004 nicht gelungen war, einen Nachfolger für Teamchef Rudi Völler zu finden, nutzte der in Gremienarbeit nicht minder bemittelte Schatzmeister Theo Zwanziger seine Chance: Er zwang Mayer-Vorfelder zur Machtteilung und schließlich 2006 zum Verzicht.

Heute verlässt Gerhard Mayer-Vorfelder beim Uefa-Kongress in Kopenhagen seine letzte Bühne. Mit ihm tritt ein Charismatiker ab, der eine Abkürzung hinterlässt, die sich Fifa-Chef Joseph Blatter einmal so erklärt hat: „MV steht auch ein bisschen für Machiavelli.“

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