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Sport: Fußball-Schau als Politikum

Die Ausstellung "Tatort Stadion" über Rassismus im Fußball wird zum Politikum. Die Chefin von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, griff am Freitag den Deutschen Fußball-Bund (DFB) massiv an, nachdem dieser eine zugesagte Spende zurückgenommen hatte.

Die Ausstellung "Tatort Stadion" über Rassismus im Fußball wird zum Politikum. Die Chefin von Bündnis 90/Die Grünen, Claudia Roth, griff am Freitag den Deutschen Fußball-Bund (DFB) massiv an, nachdem dieser eine zugesagte Spende zurückgenommen hatte. "Der DFB versucht, das Projekt zu diskreditieren und zu zensieren", sagte Roth dem Tagesspiegel, "das ist kein Zeichen von Glaubwürdigkeit." Der Förderverein des DFB hatte eine Finanzzusage von 5000 Euro zurückgezogen, weil in der Wanderausstellung zweifelhafte Zitate des DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder dokumentiert werden. Auch Bundesliga-Chef Werner Hackmann und die Vereinigung der Vertragsfußballer entzogen ihre Unterstützung. "Die Ausstellung wird für unbequeme Inhalte bestraft", kritisiert nun Roth. Der DFB könne nicht das Geld streichen, nur weil ihm die Darstellung seines Präsidenten nicht passe.

In der Ausstellung, die vom Bündnis Aktiver Fußballfans (Baff) organisiert wird und jetzt in Hamburg zu sehen ist, werden mehrere Aussagen Mayer-Vorfelders dokumentiert. Unter anderem hatte Mayer-Vorfelder in einem Interview gefragt: "Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und statt dessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks, spielen?" Auf einer Schautafel steht Folgendes: "Hätten wir 1918 die deutschen Kolonien nicht verloren, hätten wir heute in der Nationalmannschaft wahrscheinlich auch nur Spieler aus Deutsch-Südwest." Mayer-Vorfelder hat das nach dem WM-Sieg der multiethnischen französischen Nationalelf 1998 gesagt. Der DFB bestreitet die Aussagen nicht. Sie seien aber aus dem Zusammenhang gerissen, heißt es aus der Zentrale in Frankfurt am Main. Auch der Kapitän von Hertha BSC, Michael Preetz, der die Schau vor zwei Monaten mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in Berlin eröffnet hatte, distanzierte sich inzwischen davon, "den DFB-Präsidenten mit rechtem Gedankengut zu verbinden" (siehe Kasten).

Ein Verzicht auf die umstrittenen Tafeln komme trotz des Drucks auf die Schau nicht in Frage. "Herr Mayer-Vorfelder soll uns mal erklären, in welchem Zusammenhang seine Aussagen denn zu verstehen sind und nicht unsere Arbeit beeinträchtigen", meinte Noack. Man habe dem DFB angeboten, auf einer eigenen zusätzlichen Schautafel seine Sicht der Dinge zu erläutern. Das habe der Verband abgelehnt. Grünen-Chefin Roth unterstützt die Kritik: "Herr Mayer-Vorfelder hat Sätze extremen Inhalts gesagt. Es wäre besser, er würde seine Äußerungen reflektieren, statt Druck auszuüben."

Die Zukunft der Ausstellung ist ungewiss. Nach Aussage von Noack müssen die Veranstalter nun über vorgesehene Ausstellungsorte neu verhandeln, da der DFB auch die Suche nach Räumlichkeiten nicht mehr unterstützen wolle. Die Grünen haben eine Finanzhilfe von 1000 Euro zugesagt und alle anderen Parteien aufgefordert, ebenfalls zu spenden. Die politische Auseinandersetzung um "Tatort Stadion" dürfte also weitergehen. Claudia Roth sagt: "Ich habe das Gefühl, dass hier eine ähnlich heftige Debatte beginnt wie bei der Wehrmachts-Ausstellung."

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