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Ottmar_Walter

© dpa

Fußball-Weltmeister von 1954: Ottmar Walter ist tot

Ottmar Walter ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Der Weltmeister von 1954 stand meist im Schatten seines berühmten Bruders Fritz Walter - und hat sich nie darüber beschwert.

Einmal hätte Ottmar Walter es fast geschafft, aus dem Schatten des großen Fritz zu treten. Das war am 30. Juni 1954, im vielleicht besten Spiel, das eine deutsche Nationalmannschaft je gezeigt hat. Im WM-Halbfinale von Basel gegen die Kaffeehaus-Fußballer aus Österreich, die Deutschen spielten erstmals in jener Besetzung, mit der sie vier Tage später im Finale die Ungarn besiegten. Doch anders als beim Wunder von Bern waren sie dem Gegner von der ersten bis zur letzten Minute turmhoch überlegen. „Alles hat die Nerven verloren hinten“, jammert der österreichische Reporter Heribert Meisel nach dem vierten deutschen Tor, einem Kopfball von Ottmar Walter. Später traf er noch ein zweites Mal und die Deutschen gewannen 6:1. Aber der Held des Spiels war wieder nicht Ottmar, sondern, natürlich, Fritz Walter, der ebenfalls zwei Tore schoss und dazu noch drei vorbereitete.

Der jüngere der beiden Nationalmannschaftsbrüder aus Kaiserslautern hat sich nie darüber beschwert. Ottmar Walter wusste, was ihm das Jahrhunderttalent aus der eigenen Familie verdankte. Mittelstürmer Ottmar war robuster als der Halblinke Fritz, den noch im hohen Fußballalter vor jedem Spiel das Lampenfieber plagte. Einmal, es war 1953 im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen den VfB Stuttgart, da hat der jüngere den älteren zur Halbzeit in den Arm genommen und getröstet. Kaiserslautern gewann noch 4:1, Fritz war wie immer der große Star, von Ottmar sprach niemand.

Es war der Krieg, der Leben und Karriere der Brüder prägte. Fritz blieb von der Deportation nach Sibirien verschont, weil er beim Kicken unter Kriegsgefangenen einem fußballbegeisterten Rotarmisten auffiel. Ottmar hätte bei einem Seegefecht beinahe das rechte Bein verloren. Mit drei Splittern im Knie wurde er Nationalspieler. Das erste seiner 22 Länderspiele am 22. November 1950 war auch das erste einer deutschen Nationalmannschaft nach dem Krieg. Beim 1:0 über die Schweiz stürmte Ottmar Walter neben dem Halblinken Fritz Balogh – Bruder Fritz hatte verletzungsbedingt abgesagt.

Am 26. Mai 1956 spielten die Walters beim 1:3 gegen England in Berlin noch einmal Seite an Seite. Der 35 jährige Fritz auf Halblinks, der 32-jährige Ottmar in der Mitte. Für den jüngeren war dann Schluss, nach der siebten Knieoperation. Ottmar Walter blieb in Kaiserslautern, mit seiner Frau betrieb er eine Lotto-Toto-Annahmestelle, und als er sich für ein paar Jahre als Pächter einer Tankstelle versuchte, bewarb er Benzin und Diesel mit den Worten: „Willst Du unserem Ottmar danken, musst Du fleißig bei ihm tanken.“

Der große Fritz ist am 17. Juni 2002 gestorben. Der kleine Bruder Ottmar verstarb am heutigen Sonntag den 16. Juni 2013 im Alter von 89 Jahren. Für den FCK bestritt Ottmar Walter 321 Pflichtspiele, in denen er 336 Tore schoss. 1951 und 1953 wurde er mit dem Verein deutscher Meister. Außerdem gehörte Ottmar Walter zur Anfangsformation der „Helden von Bern“, die am 4. Juli 1954 das WM-Endspiel gegen Ungarn mit 3:2 gewannen. Aus dieser Mannschaft leben jetzt nur noch Horst Eckel und Hans Schäfer.

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